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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stimme, so daß
    die vielen Zuschauer ihn nicht hören konnten. »Ich weiß, was du mit ›im
    Umgang mit Waffen ausgebildet‹ meinst, Ronald. Seit einer halben
    Ewigkeit hat kein richtiger Krieg mehr stattgefunden, und deshalb übt
    man mit gepolsterten Jacken und Schwertern, an deren Spitzen kleine
    Kugeln stecken… damit niemand verletzt wird. Aber auch in den Schat-
    ten wurde niemand für den Umgang mit Waffen ausgebildet. Dort könn-
    te niemand einen Degen von einem Säbel unterscheiden. Dafür gibt es
    dort Leute, die sehr wohl wissen, was man mit einer zerbrochenen Fla-
    sche in der einen und einem Knüppel in der anderen Hand anfangen
    kann. Wenn man es mit solchen Burschen zu tun bekommt, Ronnie,
    dann steht keine vergnügliche Übungsstunde bevor, an die sich ein Be-
    such in der nächsten feinen Taverne anschließt. Diesen Leuten geht es
    nämlich darum, dich zu töten. Verstehst du, Ron? Sie wol en dich umbringen. Und wenn du mit deinem hübsch glänzenden Breitschwert ausholst, haben sie dir bereits Name und Adresse in den Bauch geschnitten. Unter
    solchen Umständen habe ich den Umgang mit Waffen gelernt. Bei meiner ›Ausbildung‹ ging es hauptsächlich darum, was man mit Fäusten,
    Knien, Zähnen und El enbogen anstel en kann.«
    »Du bist kein Gentleman «, sagte Rust.
    »Ich wußte, daß es an mir etwas gibt, das ich mag.«
    »Ist dir nicht einmal klar, daß man keine Zwerge und Trol e in ein Re-
    giment von Ankh-Morpork aufnehmen darf?«
    »In den Vorschriften ist nur von ›Bewaffneten‹ die Rede, und Zwerge
    bringen ihre eigenen Äxte mit. Dadurch spart man eine Menge. Und
    wenn man sie im Kampf gesehen hat, wünscht man sich, immer auf ihrer
    Seite zu stehen.«
    »Mumm…«
    »Sir Samuel, Herr.«
    Rust dachte kurz nach.
    »Na schön«, sagte er. »Du und dein… Regiment… Ihr steht unter mei-
    nem Kommando.«
    »Da muß ich dich leider enttäuschen«, erwiderte Mumm. »Das Kom-
    mando könnte nur der König oder ein von ihm selbst bestimmter Stel -
    vertreter übernehmen – nachzulesen in Scavones ›Ritterliche Gesetze
    und Gepflogenheiten‹. Einen solchen Stel vertreter gibt es nicht, seit
    irgendein Mistkerl den letzten König einen Kopf kürzer gemacht hat.
    Oh, die Stadt wurde von verschiedenen Personen regiert, aber nach der
    ritterlichen Tradition …«
    Rust hörte erneut auf zu denken. Er wirkte wie ein Rasenmäher, kurz
    nachdem das Gras ein Arbeitskollektiv gebildet hat. In seinem Gesicht
    deutete etwas auf folgendes hin: Tief in seinem Innern wußte er, daß sich
    die derzeitigen Ereignisse überhaupt nicht zutragen konnten – es konnte
    nicht geschehen, weil so etwas nicht geschehen durfte. Alle gegenteiligen
    Indizien wurden ignoriert. Allerdings mußte er trotzdem gewisse Dinge
    pro forma erledigen.
    »Du wirst sicher feststellen, daß dein Standpunkt in rechtlicher Hin-
    sicht…«, begann er. Seine Augen traten kurz aus den Höhlen, als Mumm
    ihn fröhlich unterbrach.
    »Oh, vielleicht gibt es das eine oder andere Problem, zugegeben. Aber
    wenn du Herrn Schräg fragst, so antwortet er vermutlich: ›Ein interes-
    santer Fall.‹ Und du weißt ja, was das in der Anwaltssprache bedeutet:
    ›Tausend Ankh-Morpork-Dollar pro Tag plus Spesen, und vermutlich
    nimmt der Fall Monate in Anspruch.‹ Ich überlasse es dir, rechtliche
    Schritte einzuleiten, weil ich nämlich viele andere Dinge zu erledigen
    habe. Inzwischen dürften die Textilmuster der neuen Uniformen in mei-
    nem Büro eingetroffen sein, es ist ja wichtig, auf dem Schlachtfeld gut
    auszusehen, nicht wahr?«
    Rust durchbohrte Mumm mit einem letzten Blick und ging davon.
    Detritus nahm neben Mumm Haltung an, und sein Helm schepperte
    laut, als er salutierte.
    »Was wir jetzt machen sollen, Herr?«
    »Ich schätze, wir können unsere Sachen packen und diesen Ort verlas-
    sen. Haben al e Angehörigen der Wache beschlossen, sich uns anzu-
    schließen?«
    »Ja, Herr!«
    »Hast du sie darauf hingewiesen, daß es nicht obligatorisch ist?«
    »Ja, Herr! Ich ihnen gesagt habe: Es nicht obliga’risch sein, aber ihr
    müßt.«
    »Ich wollte Freiwil ige, Detritus.«
    »Ja, Herr. Alle sich freiwillig gemeldet haben. Ich dafür gesorgt.«
    Mumm seufzte, als er in Richtung Wachhaus schritt. Vermutlich droh-
    te keine Gefahr. Er war ziemlich sicher, daß man ihm in rechtlicher Hin-
    sicht nichts anhaben konnte, und wenn er Rust richtig einschätzte, re-
    spektierte der Lord die Buchstaben des Gesetzes. Leute wie er

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