Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Daniel seinen Rückstand auf, ehe ihm die Soße auf die Jeans tropft.
„Ich will nicht, dass die sich so etwas über mich vorstellen“, sagt Mick. „Wie das ist. Wie ich das mache und so. Die finden das nämlich ganz spannend, auch wenn sie so tun, als wäre es eklig.“
Daniel nickt nachdenklich und lässt Eis auf der Zunge zergehen.
„Es müsste viel normaler sein“, sagt er. „Keiner muss sich verstecken, weil er Linkshänder ist. Oder rothaarig. Stell dir vor, alle Rothaarigen müssten sich die Haare färben, weil niemand es wissen darf. Als wäre es verboten, schwul zu sein.“
„Willst du, dass ich mich für dich oute?“
„Was? Nein! Es geht doch nur ums Prinzip. Eine rein theoretische Überlegung.“
„Warum machst du das nur? All das Nachdenken. Würde ich ja einen Gehirnkrampf davon kriegen.“
„Weil mein Kopf nicht so hübsch ist wie deiner und ich ihn deshalb manchmal für andere Sachen benutzen muss.“
„War das ein Kompliment?“
„Nein. Eine Tatsache.“
„Hast du eine Ahnung, wofür ich meinen Kopf so benutzen kann.“
Daniel beschäftigt sich mit seinem Eis, während Mick die Sonnenbrille hochschiebt und ihn eingehend mustert.
„Ich kann dir einen blasen, dass dir Hören und Sehen vergeht“, sagt Mick.
Daniel verschluckt sich, hustet krampfhaft und lässt sein Eis fallen. Mick klaubt die durchgeweichte Waffeltüte aus dem Gras und wirft sie ins Wasser, das träge gegen die grasige Uferböschung schwappt.
„Mein Eis!“, krächzt Daniel. „Was für eine Verschwendung.“
„Nicht weinen. Ich kauf dir ein neues.“
„Idiot.“
Mick wirft seine eigene Waffeltüte hinterher, dann zieht er sich mit einer geschmeidigen Bewegung das T-Shirt über den Kopf und lässt sich nach hinten ins Gras fallen.
„Was soll das denn werden?“, fragt Daniel, dessen Stimme immer noch einen merkwürdigen Rückfall in den Stimmbruch durchmacht.
„Weiß nicht“, sagt Mick träge und streicht sich mit den Fingerspitzen über die Brust. „Was immer du möchtest.“
„Ich glaube, ich möchte einfach hier sitzen und zusehen, wie die Enten mein Eis fressen.“
„Komm schon, Dan. Du kannst nicht mit mir über Sex reden und erwarten, dass mich das kalt lässt.“
„Ich rede nicht über Sex. Ich rede über die gesellschaftliche Anerkennung von Schwulen. Du redest über Sex.“
„Das liegt daran, dass ich lieber schwul sein will, als nur darüber zu reden.“
Mick streckt die Hand aus und zupft an Daniels T-Shirt.
„Nur das T-Shirt. Bitte. Ich fühle mich sonst so nackt.“
„Als hätte ich dich gebeten, dich auszuziehen!“
„Ja. Schade eigentlich, dass du’s nicht hast.“
„Findest du das hier den passenden Ort? Mitten in aller Öffentlichkeit?“
Mick richtet sich auf die Ellenbogen auf und sieht sich um. Tatsächlich gibt es nur die grasige Böschung, den Fluss, Bäume und oben, jenseits der Bäume, eine Straße.
„Ich sehe keine Öffentlichkeit“, sagt er achselzuckend.
„Die Enten“, sagt Daniel hilflos. „Ich fühle mich so beobachtet.“
„Wie schön, dass deine Ausreden immer dünner werden“, sagt Mick sanft und nimmt seine Zupferei wieder auf.
„Hhhhh …“ Daniel schlägt sich die Hände über die brennenden Wangen. Dann schleicht sich eine warme Hand unter sein T-Shirt und über seinen Rücken und augenblicklich sind es nicht nur Daniels Wangen, die in Flammen stehen. Er hält ganz still, während jede Faser seines Körpers die Hand verfolgt, die ihm sachte über den Rücken streicht.
Er hat tatsächlich noch nicht wirklich über den körperlichen Teil dessen nachgedacht, was er da mit Mick hat. Er war viel zu sehr mit Definitionsfragen beschäftigt: Was das nun eigentlich ist, zwischen Mick und ihm? Eine Freundschaft? Ein Experiment? Eine Beziehung gar? Und mit Grundsatzfragen: Ob er nun tatsächlich schwul ist – es gibt Anhaltspunkte dafür, aber der Gedanke ist immer noch fremd – ob sich dadurch sein Leben ändern wird – auch dafür gibt es Anhaltspunkte – und wie zum Teufel man damit klarkommen soll, wo man doch schon genug andere Probleme hat.
Vielleicht hat er sich auch einfach nicht getraut, über Sex mit Mick nachzudenken.
Küssen und Verliebtsein, das ist noch nicht so schlimm. Aber wenn man mal mit einem Jungen rumgemacht hat, gibt es keinen Weg zurück.
„Ich muss darüber nachdenken“, sagt Daniel verzweifelt. Mick lacht.
„Quatsch“, sagt er. „Was gibt es denn da nachzudenken.“
Daniel reibt sich mit den
Weitere Kostenlose Bücher