Fliegende Fische Band (Junge Liebe ) (German Edition)
Bier und tritt unschlüssig auf die Straße.
Die Diskothek ist gleich ein paar Häuser weiter, leicht zu erkennen an der Menschentraube, die sich vor dem Eingang gebildet hat.
Daniel atmet tief durch und nähert sich vorsichtig. Sein Mund ist trocken, dafür könnte er auf seinen Handflächen ein kleines Feuchtbiotop anlegen. Er hat es schon im Gefühl, dass er sich gleich zum kompletten Idioten machen wird und dieses Gefühl trügt selten.
Die Menschen, die vor dem Eingang stehen, reden, lachen und rauchen, sehen eigentlich ganz normal aus. Mädchen in Jeans und bunten T-Shirts, Jungs mit Sonnenbrillen, die sie sich in die Stirn geschoben haben. Daniel fragt sich, was er erwartet hat. Eine zirkusreife Ansammlung von Mannweibern und Dragqueens? Wohl kaum. Überhaupt heißt die Einladung zu einem „Rosa Abend“ noch lange nicht, dass nicht auch ganz normales Publikum kommt.
Er fragt sich, was passieren würde, wenn einer der anwesenden Typen ihn anbaggern würde. Schließlich ist Flirten - oder Baggern, je nach dem, wie es betrieben wird – einer der Hauptgründe, warum Menschen sich in Discos die Nacht um die Ohren schlagen.
Daniel beschließt, in diesem Fall einfach tot umzufallen. Die einfachste Lösung, ganz bestimmt und die naheliegende sowieso. Er steht ja schon jetzt kurz vor dem Herzversagen.
Mit klammen Fingern fischt er nach Kleingeld in der Hosentasche. Starren alle ihn an? Erstirbt das Gespräch und heben sich nicht dort hinten schon die ersten spöttischen Zeigefinger und deuten auf ihn?
Nichts dergleichen. Man ignoriert ihn vollständig, als er sich zwischen Menschentraube und Fassade in Richtung Eingang drückt.
Aus sicherer Entfernung fixiert Daniel den Türsteher. Er hat eine Glatze und eine ärmellose Lederweste, aus der muskulöse Arme ragen. Locker lehnt er an seinem Tischchen und unterhält sich mit einem langhaarigen Typen, der seinerseits an einem Motorrad lehnt, das er ziemlich ungünstig mitten im Weg geparkt hat.
Vor Daniel bezahlt ein schick angezogenes Pärchen Eintritt, lässt sich einen Stempel auf die Hand geben und verschwindet im dunklen Treppenaufgang. Erst als sie an Daniel vorbeigehen, sieht er, dass der junge Mann, der seinen Arm fürsorglich um seine Freundin gelegt hat, in Wirklichkeit eine Frau ist.
Dann ist das Pärchen aus dem Blickfeld und Daniel ist dran.
Der Türsteher lehnt sich zurück und mustert ihn kritisch von oben bis unten. Daniel denkt, dass sich so ein Reh fühlen muss, kurz bevor es vom Laster überrollt wird. Er macht einen wackeligen Schritt zum Tresen und schiebt seine feuchte, klebrige Kleingeldsammlung rüber.
„Du nicht“, sagt der Türsteher.
Daniel blinzelt.
„Geschlossene Gesellschaft.“ Der Türsteher dreht sich zur Seite und winkt ein paar Typen durch, die mit Edeljeans und teuren Jacken aussehen wie von der Titelseite einer Modezeitschrift.
Daniel sieht an sich hinunter. Er versteht. Er würde sich selbst nirgends hineinlassen, so wie er aussieht.
Aber dann, all die Aufregung für nichts?
Zweiachtzig für ein Bier, die er sich genauso hätte sparen können, wenn er jetzt nicht weitermacht?
Daniel nimmt allen Mut zusammen.
„Entschuldigen Sie … ich würde wirklich gerne … nur für eine halbe Stunde.“
Er weiß nicht, warum der Langhaarige in spontane Heiterkeit ausbricht. Der Türsteher grinst.
„ Entschuldigen Sie “, ahmt er Daniels Tonfall nach, „aber das hier ist kein Konfirmationsunterricht. Geh und zieh dir was Vernünftiges an, dann reden wir drüber.“
„Meine Sachen sind vernünftig“, sagt Daniel in einem ungewohnten Anfall von Trotz. „Das hier ist keine Modenschau, oder?“
Der Türsteher wechselt einen Blick mit dem Langhaarigen.
„Lass ihn rein“, sagt der Langhaarige. „Komm schon, sei nicht so.“
„Teufel werd ich tun“, sagt der Türsteher. „Jetzt verzieh dich, Junge.“
Die ersten Umstehenden beginnen, den Wortwechsel interessiert zu verfolgen. Daniel vergräbt die Zähne in der Unterlippe. Wenn er jetzt wegrennt, starren sie ihm alle hinterher und lachen. Wie früher, auf dem Schulhof. Schon damals hat er sich angewöhnt, einfach stehen zu bleiben und auf stur zu schalten. Irgendwann ziehen die Peiniger ab und man hat wenigstens nicht ihr höhnisches Lachen im Rücken.
„Ich nehme ihn mit rein“, sagt der Langhaarige plötzlich und löst sich von seinem Motorrad. „Er ist mein Gast. Dann ist es okay, oder?“
„Warum?“, fragt der Türsteher irritiert. „Das ist
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