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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Hund mit Vanessa im Bett lag und schon wuchsen seine Rachegelüste ins Unermessliche. Bei dem Gedanken daran konnte er sich kaum noch beherrschen. Am liebsten würde er Preston die Kehle durchschneiden, während Emma zusah.
    “Und?”, fragte Hector. “Wie würdest du ihn am liebsten fertigmachen?”
    “So langsam und schmerzhaft wie möglich.”
    Hector zog sich eine weitere Linie Kokain in die Nase und grinste seinen Boss an: “Du solltest ihm den Schwanz abschneiden.”
    Der Chevrolet, den Emma sich kaufte, war schon zwanzig Jahre alt, und das sah man ihm auch an. Die Sitze waren verschlissen, die Farbe vom Armaturenbrett blätterte ab, die Karosserie war ziemlich verbeult und mit Rostflecken übersät. Aber der Wagen kostete nur 3100 Dollar, und er fuhr noch. Der Verkäufer hatte ihn ursprünglich als Zweitwagen für seinen Sohn und seine Schwiegertochter angeschafft, die ihn zwölf Jahre benutzten, bevor sie sich nach einem neuen umschauten. Während dieser Zeit hatten sie das Auto regelmäßig in die Werkstatt gebracht, und der Motor funktionierte noch einwandfrei. Es war ein guter Kauf, entschied Emma. Und bald schon würde sie ihre Ohrringe und den Ring verkaufen und Preston das Geld zurückgeben. Aber sie wusste, dass er es nicht eilig hatte, den geliehenen Betrag zurückzubekommen, sonst hätte er die Scheine nicht so sorglos deponiert. Wahrscheinlich sollte sie sich zuerst einmal eine Arbeit suchen, bevor sie sich über ihre Schulden Gedanken machte. Erst einen Job und dann ein Haus.
    Emma hielt vor einer roten Ampel und sah durch die Windschutzscheibe. Cedar Rapids hatte ungefähr 120.000 Einwohner und war ein ganzes Stück größer, als sie erwartet hatte. Sie wäre lieber in eine kleinere Stadt gezogen, aber hier gab es natürlich viele Firmen und Schulen und damit eine bessere Chance, einen Arbeitsplatz zu finden. Außerdem wollte sie hier nicht weg, so lange sie wusste, dass Preston sich in der Nähe aufhielt.
    “Können wir nicht wieder zurück ins Motel fahren und ein bisschen schwimmen gehen?”, fragte Max, als sie auf den Parkplatz vor dem Postamt fuhren und vor einem Briefkasten anhielten.
    Eigentlich war das keine schlechte Idee. Während Max sich im Wasser vergnügte, könnte sie die Stellenanzeigen in den Zeitungen studieren. “Wir fahren bald zurück”, sagte sie und bemühte sich, das Seitenfenster herunterzudrehen. Es klemmte, offenbar war es schon seit Jahren nicht mehr bewegt worden. Nachdem sie es nicht mehr als zwei Zentimeter bewegen konnte, gab sie es auf und öffnete die Fahrertür.
    “Was machst du denn?”, fragte Max.
    “Ich will nur etwas einwerfen.”
    “Was denn?”
    “Einen Brief.” Ein letztes Mal starrte Emma auf den Umschlag, auf dem die Adresse der Behörde für die Bekämpfung des Drogenhandels stand. Die Adresse hatte sie mit Hilfe eines Computers in einer öffentlichen Bibliothek im Internet gefunden. Dann sah sie ein letztes Mal auf die Liste von Juanita. Würden diese Namen und Nummern ausreichen, um Manuel hinter Gitter zu bringen? Das konnte sie nicht wissen. Sie hatte lange gezögert, denn diese Informationen den Behörden zu übergeben, machte ihr auch Angst. Um sicherzugehen, machte sie sich eine Kopie. Außerdem verschickte sie die Informationen anonym, allerdings hatte sie eine Erklärung dazugelegt, die sie an dem Computer in der Bibliothek verfasst hatte. Leider kannte sie weder alle Zusammenhänge noch den wahren Wert dieser Informationen. Noch immer konnte alles schiefgehen, und dann müsste sie weiterflüchten, im schlimmsten Fall für viele Jahre, und möglicherweise würde sie Manuel niemals entkommen und doch noch in seine Hände fallen, Max verlieren – und vielleicht sogar ihr Leben.
    Trotzdem musste sie das Risiko auf sich nehmen. Irgendjemand musste sich doch gegen so skrupellose Verbrecher wie Manuel stellen, damit diese nicht immer wieder als Sieger dastanden.
    Offenbar hatte sie laut geseufzt, denn Max lehnte sich nach vorn über die Rückenlehne und berührte sie an der Schulter. “Was ist denn mit dir, Mommy?”
    Sie steckte die Liste in den frankierten Umschlag und klebte ihn zu. “Nichts, mein Liebling. Es ist alles in Ordnung”, sagte sie abwesend. Dabei dachte sie an Manuel und seine Familie, an ihre heimlichen Zusammenkünfte, die geflüsterten Gespräche, die langen Reisen nach Mexiko, die Taschen voller Geld, die er manchmal nach Hause gebracht hatte. All diese Informationen hatte sie ganz genau aufgeschrieben. Die

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