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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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sterben nicht einfach an einer Grippe, Vincent. Wenn du ihn nicht behandelt hättest, wäre Dallas wieder gesund geworden.”
    “Dallas hatte keine Grippe, sondern eine Hirnhautentzündung.”
    “Die Frage ist nur, wie er sie bekommen hat.”
    “Darüber haben wir doch schon gesprochen, Joanie.”
    “Ich frage dich jetzt aber noch mal.”
    “Ein Zehntel der Menschen sind Träger des Erregers von Hirnhautentzündung. Er wird durch engen Körperkontakt übertragen. Bei sehr wenigen Menschen kann dieser Erreger ins Blut geraten und die Infektion verursachen. Das kann jedem passieren. Und jeder kann daran sterben. Du kannst mich beschuldigen, so viel du willst, aber du wirst mir nie etwas nachweisen können. So, und jetzt werde ich auflegen …”
    “Wenn du das machst, rufe ich die Polizei an und erzähle ihnen, wie das gewesen ist, nachdem Billy gestorben war. Wie du geheult hast und mich immer wieder gefragt hast: ‘Du glaubst doch nicht, dass sie mich dafür verantwortlich machen werden, oder?’ In meinen Ohren klingt das ziemlich verdächtig.”
    “Das ist doch schon fünf Jahre her.”
    “Der Tod von Dallas liegt aber nur zwei Jahre zurück.”
    “Warum erzählst du mir das alles?”
    “Weil ich befürchte, dass du es wieder tun wirst.”
    “Nein, das werde ich nicht!”
    Joanie schaute auf und sah Preston mit weit aufgerissenen Augen an. “Du gibst also zu, dass du es damals getan hast?”
    “N-nein … d-das … tu ich n-nicht”, antwortete Vincent. Bis zu Dallas’ Tod hatte Preston nie eine Sprachstörung bei Vincent bemerkt. Aber nach dem Unglück hatte er einen ganzen Tag lang gestottert.
    Joanie warf einen Blick auf die Notizen, die Preston ihr kurz zuvor gegeben hatte. “Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt, Vincent”, sagte sie. “Weniger als fünf Prozent der Patienten mit Hirnhautentzündung sterben an der Krankheit. Bei dir waren es sechsundsechzig Prozent, also zwei Drittel.”
    “Zu deiner Information, die S-Sterberate bei diesen P-Patienten mit v-versteckten Symptomen liegt bei z-zwanzig Prozent, nicht bei f-fünf. Ich habe auch Nachforschungen angestellt, Joanie. Niemand kann mir wegen dieser T-Todesfälle V-Vorwürfe machen, n-niemand. Eine Hirnhautentzündung kann innerhalb w-weniger Stunden tödlich verlaufen.”
    “Hast du dir deshalb diese Art von Infektion ausgesucht?”, fragte sie ruhig.
    Er schwieg eine ganze Weile. Preston wartete und spürte, wie sein Herz raste.
Na los schon, du Mistkerl, jetzt sag endlich etwas, das dich überführt!
    Mit einem Mal brach Vincent in Lachen aus. “D-du wirst mich n-niemals überlisten können, Joanie. V-versuch es lieber gar nicht erst.” Und damit legte er auf.
    Preston schaltete den Rekorder aus und sank aufs Sofa.
    “Er kommt sich großartig vor”, sagte Joanie. “Er bildet sich ein, in diese Sprechstundenhilfe verliebt zu sein. Zu mir hat er gesagt, ihretwegen würde er sich wieder wie ein richtiger Mann fühlen.”
    Preston antwortete nicht. Er hatte so gehofft, mit Joanie zusammen Vincent zum Reden zu bringen. Aber obwohl Joanie wirklich alles versucht hatte, war nichts weiter dabei herausgekommen als ein erbärmliches Gestotter, das als Beweis überhaupt nichts taugte.
    Mitten in der Nacht erwachte Emma von einem Geräusch. Jemand lief umher. War das Max?
    Sie horchte und wartete ab.
    Da war es wieder. Etwas bewegte sich. Sie hörte ein Rascheln. Aber es kam nicht aus dem Zimmer von Max.
    Sie stand auf und eilte ins Zimmer ihres Sohnes. Vielleicht brauchte er ja etwas. Sie lebte in der ständigen Angst, dass er irgendwann nachts einmal dringend Hilfe benötigte und sie nicht rechtzeitig aufwachte. Aber Max lag in seinem Bett und schlief friedlich.
    Was also hatte sie geweckt?
    Sie ging zurück in ihr eigenes Schlafzimmer und schaute auf den Radiowecker – kurz nach Mitternacht. Und sie wusste genau, dass sich bisher niemand außer ihr und Max in diesem Motel aufhielt.
    Sie zog sich den Morgenmantel über, den Preston ihr gekauft hatte, und schlich ins Wohnzimmer. Durch das Küchenfenster hindurch sah sie das Spiegelbild des Mondes, der sich auf der Oberfläche des Pools spiegelte. Das Wasser sah aus wie gefroren.
    Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie bemerkte, dass jemand im Whirlpool saß, und zwar genau an der Stelle, wo sie und Preston sich letzte Nacht geliebt hatten. Aber dann erkannte sie, dass es nur das Spiegelbild eines Liegestuhls war. Das Schwimmbad lag völlig verlassen da. Und von

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