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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Familie Rodriguez war kriminell. Aber Emma lieferte sie nicht den Behörden aus, weil sie sich als anständige Bürgerin fühlte, sondern weil sie es Juanita schuldig war.
    “Vielen Dank, meine Freundin”, flüsterte sie. Dann schob sie die quietschende Autotür auf, stieg aus dem Wagen, steckte den Umschlag in den Briefkasten, setzte sich wieder hinters Steuer, schloss die Tür und gab Gas.

23. KAPITEL
    P reston warf einen missbilligenden Blick auf das Zigarettenpäckchen, das er auf Joanies Tisch geworfen hatte. Er spürte einen heftigen Drang zu rauchen. Seit er Emma und Max am frühen Morgen verlassen hatte, übermannte ihn dieses Bedürfnis ständig. Aber immer, wenn er sich eine Zigarette nahm und nach der Streichholzschachtel griff, kam Max ihm in den Sinn, und er hielt inne. Er wollte kein schlechtes Beispiel sein, auch wenn Max nicht mehr in seiner Nähe war. Also hatte er die Zigarette jedes Mal wieder in die Schachtel zurücksteckt.
    “Bist du bereit?”, fragte Joanie.
    Sie klang nervös. Auch Preston fühlte sich unwohl. Was für eine schreckliche Situation! Joanie tat ihm leid. Die Wohnung, die sie jetzt bewohnte, war schäbig im Vergleich zu ihrem ehemaligen Haus in der Half Moon Bay. Außerdem sah man deutlich, dass sie nicht in der Lage war, die Zimmer sauber und in Ordnung zu halten. Das Geschirr stapelte sich neben der Spüle, auf dem Fußboden lagen Kleider, und in der Küche roch es unangenehm.
    “Ziemlich heruntergekommen das alles hier”, murmelte sie, nachdem sie ihn hereingebeten hatte.
    Dann erzählte sie, dass ihre Schwester bald bei ihr einziehen würde, um ihr mit dem Baby zu helfen. Preston hielt das für eine vernünftige Idee. Allein würde Joanie ihren Alltag mit Kind bestimmt nicht bewältigen können.
    “Ich bin bereit, also los”, sagte er. Er hielt ein Aufnahmegerät in der Hand, und sie wählte die Nummer von Vincents Praxis.
    Als die Sprechstundenhilfe sich meldete, nickte Joanie ihm zu, und Preston schaltete das Gerät ein und hielt das Mikrophon gegen den Hörer.
    Joanie fragte nach Vincent, und die Sprechstundenhilfe zögerte einen Moment. Dann fragte sie: “Wer ist denn am Apparat, Joanie?”
    “Ja, ganz recht.”
    “Oh, äh … einen Augenblick bitte.”
    Musik tönte aus dem Lautsprecher, und Joanie verzog das Gesicht. Dann flüsterte sie Preston zu: “Das ist sie, du weißt schon.”
    Preston nickte ihr freundlich zu. Joanie mochte nicht die netteste und intelligenteste Frau sein, aber diesen Ehemann verdiente sie wirklich nicht.
    “Wird er überhaupt rangehen?”, fragte Preston, nachdem sie fünf Minuten gewartet hatten.
    “Wahrscheinlich muss er ihr erst noch unter den Rock fassen”, flüsterte sie zurück. “Aber keine Angst, das dauert nie besonders lang.”
    Preston lächelte. Sie konnte ganz schön schnippisch sein. Aber als Vincent sich meldete, riss er sich zusammen. Jetzt kam es auf jedes einzelne Wort an.
    Vincent räusperte sich und fragte: “Joanie?”
    “Hallo Vincent. Ich nehme an, du hattest noch zu tun. Musstest wohl deine Sprechstundenhilfe begrapschen.”
    “Ich musste mich um eine Patientin kümmern.”
    “Na, dann will ich nur hoffen, dass sie nicht verheiratet ist. Ihr Ehemann interpretiert seine ehelichen Pflichten vielleicht nicht so freizügig wie du.”
    “Ich war bei einer kranken Patientin, um sie zu behandeln”, gab er genervt zurück. “Was willst du denn?”
    “Möchtest du nicht wissen, wie es dem Kind geht?”
    “Wenn du mich nur deswegen anrufst …”
    “Nein, ich rufe nicht wegen des Kindes an. Ich weiß ja, dass es dich nicht interessiert.”
    Dazu sagte Vincent nichts, und Preston konnte sich vorstellen, welche Qualen Joanie in letzter Zeit ausgestanden haben musste.
    “Um was geht es denn?”, fragte Vincent.
    “Ich habe mir einige Gedanken gemacht.”
    “Gibt es Neuigkeiten?”
    Wie bösartig die beiden miteinander umgingen, entsetzte Preston sehr.
    “So ähnlich könnte man es ausdrücken”, erwiderte Joanie, “auch wenn es die Sache nicht ganz genau trifft. Immerhin wäre es etwas Neues, wenn ich jetzt doch noch zur Polizei gehen würde.”
    Vincent schwieg eine Weile und fragte dann verunsichert: “Wovon sprichst du überhaupt?”
    “Ich spreche von Billy und Dallas.”
    “Warum?” Er senkte die Stimme, und Preston vermutete, dass die Sprechstundenhilfe oder jemand anderes ebenfalls im Raum war. “Ich habe es dir doch schon mehrmals gesagt. Ich habe nichts damit zu tun.”
    “Gesunde Kinder

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