Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
Vom Netzwerk:
Aber ganz so sang- und klanglos wollte Emma ihn doch nicht ziehen lassen. Zwar war ihr nicht klar, was sie in diesem Augenblick eigentlich voneinander trennte, aber sie wollte nicht einfach so dastehen, ohne alles versucht zu haben. Daher nahm sie Prestons rechte Hand und führte sie unter den Morgenmantel und unter ihr T-Shirt.
    “Bist du wirklich sicher, dass du jetzt gehen willst?”, fragte sie.
    “Es muss sein”, sagte er, zögerte aber nur ganz kurz, bevor er ihre Brust streichelte.
    “Kommt es denn wirklich auf ein paar Stunden mehr oder weniger an, Preston?”
    Der Knoten ihres Morgenmantels löste sich wie von allein. Preston trat einen Schritt näher und küsste ihre Brust. Dann hob er den Kopf, und sie bemerkte, wie schnell er atmete. Gleichzeitig spürte sie, dass er sich nicht gehenlassen wollte. “Natürlich kommt es darauf an”, sagte er stöhnend. “Denn … jedes Mal, wenn ich dich liebe …”
    “Was ist dann?”, fragte sie sanft.
    “… verliere ich einen Teil von mir.”
    “Wäre das denn so schlimm?”, fragte sie flüsternd und schob ihre Hände unter sein Hemd.
    Endlich gewann das Verlangen die Oberhand, und er gab nach. Er stöhnte, als ihre Lippen sich trafen und sie einen leidenschaftlichen Kuss austauschten. “Es gibt wahrscheinlich Schlimmeres”, hauchte er. Und dann nahm er sie endlich in die Arme.
    Als Emma schon lange schlief, lag Preston immer noch wach und starrte zur Decke. Nach dem Treffen mit Joanie hatte er sich wieder einmal an die Polizei gewandt und sogar ein Büro der Bundespolizei aufgesucht. Aber es nützte alles nichts. Sie kannten seine Geschichte schon und waren nicht an weiteren Details interessiert. Als er ihnen von Melanie und Billy erzählte, taten sie es als “zufälliges Zusammentreffen von Ereignissen” ab. Als er von der rätselhaften Injektion erzählte, die Melanie bekommen hatte, meinten sie, Vincent hätte wahrscheinlich nur vergessen es aufzuschreiben. Nichts hatte sich geändert. Dallas war tot, und alle hielten Preston weiterhin für den trauernden Vater, der nicht über den Verlust seines Sohnes hinwegkam. Und Vincent praktizierte immer noch unbehelligt und konnte jeden Tag ein neues Kind in Todesgefahr bringen.
    Emma drehte sich um und rutschte näher an ihn. Preston gab ihr einen Kuss, bevor er sich vorsichtig frei machte. Auch wenn er sie nicht verlassen wollte, gab es jetzt, nachdem all seine Hoffnungen zerstört waren, nur noch eine Lösung – die direkte Konfrontation. Von Joanie hatte er Vincents Privatadresse bekommen. Wenn es ihm gelang, Vincent zu einem Geständnis zu bringen, wäre alles vorbei, und er könnte endlich wieder ein normales Leben führen.
    Aber die Chancen dafür standen ziemlich schlecht. Und deshalb nahm er die Pistole mit.
    “Preston?”, hörte er Emma murmeln, als er seine Hose anzog. Sie sah ihn fragend an.
    “Hm?”
    “Gehst du schon?”
    Er kniete sich neben sie. “Ich muss leider.”
    “Aber du kommst doch zurück?”
    “Ich weiß es nicht.” Was sollte er sonst sagen. Es hing davon ab, ob er gezwungen sein würde, den Schuldigen selbst zu richten.
    “Da kommt er ja”, sagte Manuel und schob Hector zurück hinter das Gebäude.
    “Wir haben doch nicht mal sein Gesicht gesehen”, flüsterte Hector. “Bist du sicher, dass das der richtige Typ ist?”
    “Ganz sicher.” Wer sollte es denn sonst sein? Manuel wusste, dass er Vanessas Liebhaber gefunden hatte, als er den verbeulten braunen Kombi auf der Straße entdeckte. Es war der Wagen, der an der Tankstelle in Ely vorgefahren war, und er passte genau zu der Beschreibung, die Dominick ihm am Telefon gegeben hatte. Unbemerkt folgten sie Preston bis zu diesem Motel, das sie noch nicht überprüft hatten, weil ein Schild vor dem Hauptgebäude darauf hinwies, dass es erst in der kommenden Woche eröffnete.
    Und dann sah Manuel, wie Vanessa die Tür öffnete.
    Er knirschte mit den Zähnen, als er sich daran erinnerte, wie Emma Prestons Hand unter ihren Morgenmantel geschoben hatte. Es gefiel ihr, wenn er sie anfasste, sie ließ sich von ihm küssen, die kleine Nutte.
    Jetzt war es an der Zeit, sich um diesen Preston zu kümmern. So wie die beiden sich umarmt und geküsst hatten, war ziemlich klar, was anschließend im Zimmer passiert war. Sich das auszumalen, brachte Manuel beinahe um den Verstand. Am liebsten wäre er sofort in das Motelzimmer eingedrungen und hätte Preston vor Vanessas Augen umgebracht, wie er es sich die ganze Zeit erträumt hatte.

Weitere Kostenlose Bücher