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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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Manchmal mussten Menschen eben Dinge tun, die sie normalerweise niemals in Erwägung gezogen hätten. Das gehörte nun mal zum wirklichen Dasein, es ging ums nackte Überleben. Aber so sehr Emma auch nach Rechtfertigungen für ihr Handeln suchte, wusste sie doch, dass es die Sache an sich nicht leichter machte. Sie schaute zu Boden, wo Max friedlich auf den Handtüchern schlief, die sie für ihn auf dem Boden vor der Wanne ausgebreitet hatte. Vor Prestons Rückkehr hatte Emma den Blutzuckerspiegel ihres Sohnes getestet und ihm einen Müsli-Riegel gegeben, um den Wert nach dem Schwimmen wieder anzuheben. Dann legte sie ihn auf das provisorische Bett und gab ihm einen Gutenachtkuss. Er konnte ja schlecht im Wohnzimmer bleiben, wenn sie ihren Teil der geschäftlichen Vereinbarung mit Preston erfüllte.
    Max jedenfalls war erstmal in Sicherheit, und nur das zählte. Dieser schmierige Kerl in ihrem Motel ahnte nicht, wo sie sich versteckten. Für diese Nacht war Max außer Reichweite von Manuel und seinen Handlangern.
    Sie schaute ihren Sohn an und wusste, dass sie für ihn jeden Preis zahlen würde. Immerhin sah Preston Holman sehr gut aus. Mit glatter, gebräunter Haut, ohne so schrecklich viele Haare. Er war jung, ungefähr so alt wie sie. Er roch sogar gut. Das hatte sie neben ihm im Auto bemerkt.
    Die meisten Frauen fänden vermutlich Gefallen daran, mit einem Mann wie ihm zu schlafen. Nur sie nicht. Wenn Manuel sie berührte, hatte sie zuletzt nur noch Abscheu und Widerwillen empfunden. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass es so etwas wie Zärtlichkeiten zwischen Mann und Frau gab. Vor allem sehnte sie sich danach, selbst über ihren Körper zu bestimmen. Sie wollte unabhängig sein und frei.
    Bis dahin würde es leider noch eine Weile dauern. Aber irgendwann wäre es so weit – wenn sie eine Wohnung und einen neuen Job gefunden hatte. Vorher musste sie sich irgendwie durchschlagen und Kompromisse eingehen. In diesem Moment gab es keinen anderen Ort, an den sie flüchten konnte, als Prestons Hotelzimmer.
    Emma atmete tief aus und zwang sich, die Augen zu öffnen. “Ich schaffe das schon”, murmelte sie. “Ich tue es für Max.” Preston hatte bislang kaum mit ihr gesprochen. Wahrscheinlich würde er sich schnell mit ihr vergnügen und das war’s dann. Sie musste sich auch keine Sorgen über eine Schwangerschaft machen. Seit der Geburt von Max nahm sie regelmäßig die Pille, denn sie wollte auf keinen Fall ein zweites Kind von Manuel.
    Der Fernseher im Nebenraum wurde leiser gestellt. Emma griff hastig nach den trockenen Sachen, die sie auf dem Toilettensitz bereitgelegt hatte. War er vielleicht schon ungeduldig? Sie wusste nicht, was als Nächstes passieren würde. Als Preston vor einer halben Stunde ins Zimmer gekommen war, hatte er sie gefragt, ob sie trockene Sachen bräuchte. Die hatte sie natürlich bitter nötig, aber mehr als ein T-Shirt und eine Boxershorts konnte er ihr nicht geben. Immerhin passten sie einigermaßen.
    Nachdem er ihr die Sachen überreicht hatte, ging er ins Badezimmer und duschte. Danach kam er wieder heraus, nur mit einer abgewetzten Jeans bekleidet. Dann ließ er sich auf eines der Betten fallen und stellte den Fernseher an. Daraufhin ging sie ins Bad. Zum Glück war Max viel zu müde gewesen, um noch fragen zu können, warum sie ihm so ein eigenartiges Bett machte.
    Sie brauchte wesentlich länger als Preston, was ihm inzwischen vermutlich auch auffiel.
    Kurz hielt sie sich sein T-Shirt unter die Nase. Es roch ganz sauber, nach Weichspüler. Aber sie besaß nicht einmal einen BH, den sie darunter anziehen konnte oder einen Slip, um ihn unter der Shorts zu tragen.
    “Was tun Sie denn da so lange?”, rief er.
    Als sie seine Stimme hörte, erstarrte sie. “Ich … ich bin schon fertig”, antwortete sie. Aber er sprach schon wieder weiter und da merkte sie erst, dass er gar nicht sie meinte. Er telefonierte.
    “Hallo? Ja, ich bin’s. Danke, mir geht’s gut. Mir geht’s immer gut, stimmt’s?”
    Auf einmal schämte sie sich, weil sie geantwortet hatte. Sie horchte an der Tür, um herauszufinden, warum er so schlecht gelaunt klang.
    “Nein, deswegen rufe ich nicht an”, hörte sie ihn sagen. “Ich habe Vincent gefunden. Hast du gehört, Christy? Ich habe ihn gefunden!”
    Emma hatte nicht die leiseste Ahnung, wer Vincent sein könnte, aber so wie Preston sich ausdrückte glaubte er offenbar, dass seine Worte einen gewissen Eindruck hinterließen.
    “Weil

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