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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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mehr unterhalten, ohne in Streit zu geraten. Aber nachdem er sich zwei Monate nicht gemeldet hatte, war es ohnehin an der Zeit, ein Lebenszeichen von sich zu geben. Leider hatte er sie damit schon wieder verärgert.
    Du Dummkopf! Hinter ihr liegt doch wirklich schon genug Kummer. Auch wenn er ihr immer wieder einiges an den Kopf warf, gönnte er ihr in Wirklichkeit, dass sie seit etwa einem halben Jahr wieder ein normales glückliches Leben führte, mit einem neuen Ehemann. Warum er ihr eigentlich von Vincent erzählt hatte, verstand er nun selbst nicht mehr. Christy hatte den Tod ihres Sohnes bereits verarbeitet. Nur er kam damit noch nicht klar.
    Warum hatte er sie bloß angerufen? Lag es daran, dass er seine Ex-Frau noch immer liebte? Er dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass alle Gefühle für sie längst der Vergangenheit angehörten. All das, was seit Dallas’ Krankheit geschehen war, hatte sämtliche schönen Gefühle hinweggefegt.
    Immer schneller drehte sich das kleine Taschenmesser, das er in der Hand hielt, zwischen seinen Fingern. Er erinnerte sich an die Panik und die Ängste, die ihn überfallen hatten, als Dallas unerwartet schwer erkrankte, an den Moment, als ihr Sohn den Kampf gegen die Krankheit verlor, an die Freunde und Verwandten, die sich zum Begräbnis auf dem Friedhof versammelten. An Christy, wie sie an seinem Grab weinte. An das, was später passierte, als Christy versuchte, Vincent zu verteidigen, weil sie nicht glauben wollte, was für Preston schon längst Gewissheit geworden war.
    Die Bilder in seinem Kopf schlugen ihm auf den Magen. Er wurde sich bewusst, dass Wut und Rachegelüste die einzigen lebendigen Gefühle in ihm waren. Für so etwas wie Liebe gab es in seinem Herzen keinen Platz mehr. Vielleicht würde er sich Christy immer verbunden fühlen, aber viel lebendiger empfand er das Gefühl des Verlustes. Er hatte alles verloren, besonders dieses unschuldige Glück, das sie beide einst teilten, und das Kind, das diesem Glück entsprang.
    Ein Lichtschwall erhellte das Zimmer, als die Badezimmertür aufging und Emma heraustrat. Er wollte nicht, dass sie seine innere Leere spürte, wollte nicht, dass sie merkte, wie verloren er sich fühlte. Außerdem wollte er sich für niemanden sonst verantwortlich fühlen müssen. Für ihn gab es nur noch seine Mission, die er sich selbst auferlegt hatte und zu Ende bringen musste. Deshalb beschloss er, Emma so gut es ging zu ignorieren, aber nun merkte er, dass ihm das gar nicht so leicht fiel. Sie waren allein, zusammen in einem Hotelzimmer. Wieder musste er an die Situation im Schwimmbad denken, als er sie vom Whirlpool aus betrachtet hatte.
    Seine Augen wanderten über die langen schlanken Beine unter seiner Boxershorts. Wegzuschauen schaffte er nicht. Vor zwei Jahren war er das letzte Mal mit Christy zusammen gewesen. Diese zwei Jahre kamen ihm inzwischen wie eine Ewigkeit vor.
    Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, sich ein wenig abzulenken, vielleicht wäre ein bisschen Sex genau das, was er brauchte, um seinen Körper und seinen Geist zu entspannen.
    Zögernd blieb Emma stehen.
    “Sind Sie müde?”, fragte er.
    “Ein wenig.”
    Beinahe hätte er gesagt, sie solle sich doch hinlegen und schlafen. Aber ein Teil seines Gehirns – der, in dem die Hormone regierten – ließ ihn innehalten, um abzuwarten, was passierte. Möglicherweise entwickelte sich das hier zu einer zwischenmenschlichen Katastrophe, aber genau genommen verband ihn doch sowieso schon eine ganze Menge mit Emma und Max, jedenfalls so lange, bis sie Salt Lake City erreichten. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass es auch keine große Sache wäre, sie bis nach Iowa zu bringen. Warum also sollte er die Situation nicht ausnutzen und es sich mit dieser hübschen Frau gut gehen lassen? Außerdem kam das Angebot schließlich von ihr.
    “Woran denken Sie?”, fragte sie.
    “Ich versuche, mich dazu zu überreden, Sie schlafen zu lassen.”
    Ihr Blick fiel auf das Bett, dann schaute sie ihn wieder an. “Anstatt was?”
    “Die andere Möglichkeit kennen Sie ja.”
    Ihre Augen weiteten sich. Sie rang unschlüssig die Hände, trat aber keinen Schritt zurück oder schüttelte den Kopf oder deutete auf irgendeine andere Art an, dass sie sich verweigern wollte. “Nach diesem Anruf bei Ihrer Ex-Frau war ich nicht sicher, ob sie überhaupt noch interessiert sind.”
    “Vielleicht bin ich ja gerade deswegen besonders interessiert.”
    “Können Sie mir das

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