Flieh solange du kannst
nicht mit einem Fremden einlassen. Schon gar nicht mit einem, der gegen die eigene Vergangenheit kämpfte. Trotzdem fühlte sie sich sicherer, wenn Preston in ihrer Nähe war.
Aus halb geöffneten Lidern sah sie zu, wie er ins Badezimmer ging. Als er zurückkam, jetzt ohne die Jeans, die so perfekt saß, nur mit einer Boxershorts bekleidet, legte er sich ins Bett und deckte sich zu.
Emma überlegte, ob er wohl Alkohol getrunken hatte. Sie hasste es, wenn Manuel betrunken war, denn dann wurde er noch besitzergreifender und es dauerte noch länger, bis er zum Orgasmus kam, was umso quälender für sie war. Aber bei Preston roch sie nicht die Spur von Alkohol. Nur Seife und einen Hauch von Aftershave.
Ihre Brustwarzen versteiften sich wie in dem Moment, als er ihren Rücken gestreichelt hatte. Sie fragte sich, wie es wäre, mit ihm zu schlafen. Ganz bestimmt anders als mit Manuel. Besser natürlich.
Aber ihr Leben war schon aufregend genug, entschied sie. Wie abwegig, sich über so etwas Gedanken zu machen. Sie drehte sich auf die Seite und legte einen Arm um ihren schlafenden Sohn, zog ihn zu sich. Bestimmt schlief Manuel heute schon in der Stadt. Wer weiß, was morgen …
Sie rief sich zur Vernunft. Es brachte nichts, sich jetzt das Schrecklichste auszumalen. Besser dachte sie über den Mann nach, der sie mit seinen Küssen und Berührungen so angenehm überrascht hatte. Sie horchte auf seinen Atem und merkte, wie er immer tiefer und regelmäßiger ging, und endlich schlief sie selbst auch ein.
Am nächsten Morgen erwachte Emma, als Preston mit dem Mechaniker der Autowerkstatt telefonierte. Sie richtete sich auf und sah zu, wie er den Hörer wieder auflegte.
“Die Werkstatt ist geöffnet”, sagte er.
Sie gähnte. “So früh schon?”
“Ja.” Ihre Augen trafen sich und beide wussten, dass sie an die letzte Nacht dachten. Preston musste zugeben, dass Emma schläfrig und leicht benommen noch attraktiver aussah als wach und beherrscht. Aber er wollte sich nicht zu ihr hingezogen fühlen, wollte sich nicht von ihrer Schönheit zu Gefühlen hinreißen lassen, die nicht angebracht waren. Er litt ohnehin schon zu oft an Schlaflosigkeit. Wenn er sich dann noch Dinge wünschte, die er niemals bekäme, würde das seinen Zustand nur verschlechtern.
“Wenn ich jetzt schnell hingehe und mich darum kümmere, können wir die Stadt heute noch verlassen”, sagte er und drehte sich um, um sein T-Shirt anzuziehen. “Unten gibt es ein Frühstücksbüffet, das im Preis inbegriffen ist. Ich bringe euch einen Teller rauf, bevor ich losgehe.”
“Danke, das ist sehr lieb.”
Er beugte sich nach vorn, um die Tennisschuhe zuzubinden. “Was möchtet ihr denn?”
“Was gibt’s denn?
“Donuts, Muffins, Kaffee, Saft, Müsli. Vielleicht auch Waffeln und Eier.”
Sie fuhr sich mit einer Hand durch die vom Schlaf zerzausten Haare und konnte sich offensichtlich nicht entscheiden.
“Ich will Müsli mit Zucker”, rief Max und warf die Bettdecke von sich.
“Nein, nichts Süßes, bitte”, widersprach Emma und wandte sich an Preston: “Bring ihm lieber …”
“Dann eben einen Donut. Ich möchte einen Donut. Bitte, Mommy!”
“Bring für Max bitte Rührei mit Schinken und –” sie seufzte “– einen Donut, meinetwegen. Aber einen möglichst kleinen. Falls es keine Eier gibt, eine Waffel, aber keinen Donut dazu. Und frag bitte, ob es zuckerfreien Sirup gibt.”
Zuckerfreien Sirup? Preston hatte noch nie jemanden getroffen, der sich so viele Gedanken um die Ernährung seines Kindes machte. “Und was nimmst du?”, fragte er.
“Ich nehme das bleiche.”
Er schob sich das Portemonnaie in die Jeans und griff nach dem Schlüsselbund. “Macht mir bitte die Tür auf, wenn ich zurückkomme. Ich habe dann bestimmt alle Hände voll.”
“Ich komme mit und helfe dir tragen”, rief Max aus und sprang aus dem Bett. Aber Preston fand die Idee nicht besonders gut. Mit Max loszugehen, wäre anstrengend. Und sollte Manuel tatsächlich in der Stadt sein, wäre es sowieso viel vernünftiger, wenn Max und Emma das Zimmer nicht verließen.
“Du bleibst hier bei deiner Mutter. Ich bin gleich wieder zurück.”
Max verzog zornig das Gesicht. “Ich glaube, du magst mich nicht.”
Schon an der Tür, zögerte Preston kurz. Aber was sollte er dazu sagen? Er mochte Max tatsächlich nicht, denn Max lebte, und Dallas war tot. Aber dann bemerkte er die Unsinnigkeit dieses Gedankens. Was konnte der kleine Max denn dafür?
“Ich bin
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