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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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davon nicht aus der Ruhe bringen.
    Komm schon … komm schon.
Emmas Herz pochte heftig. Um sich abzulenken, drehte sie an einem Ständer mit Nagelscheren und ähnlichen Utensilien.
    Der Apotheker stellte eine dickbauchige Flasche beiseite und kam zum Tresen. “Na, sind Sie so früh schon schwimmen gewesen?”, fragte er leutselig.
    Sie errötete. Trotz des T-Shirts von Preston litt sie ziemlich darunter, nur mit einem Badeanzug bekleidet durch den Ort zu laufen. “Noch nicht”, sagte sie.
    “So? Na, ich schätze es schadet nicht, wenn man gut vorbereitet ist. Was kann ich für Sie tun?”
    Sie zählte alles auf, was sie benötigte, bis auf das Gluagon für den Notfall, denn dafür brauchte man ein Rezept. Aber bislang hatte sie es noch nie benötigt. Und in einigen Tagen, wenn sich die Lage wieder beruhigt hatte, fände sie sicher die Zeit, es sich wieder verschreiben zu lassen.
    Langsam normalisierte sich ihr Pulsschlag. Glücklicherweise ging die Tür nicht auf, kein neuer unbekannter Kunde betrat die Apotheke und versuchte, sie in seine Gewalt zu bringen. Dennoch fiel es ihr schwer, geduldig zu warten. Sie hatte keine Zeit und musste noch nach einem Laden suchen, in dem sie alle notwendigen Kleider für sich und Max fand.
    “Ist das alles?”, fragte der Apotheker, nachdem er alles auf die Theke gelegt hatte.
    Sie schaute sich alles genau an und nickte. “Wie viel macht das?”
    “Sind Sie versichert?”
    Natürlich trug sie ihre Versicherungskarte bei sich, traute sich aber nicht, den Ausweis zu benutzen, auch wenn sie eigentlich nicht glaubte, dass Manuel sie aufgrund von Apothekenrechnungen ausfindig machen konnte. Aber wenn sie dem Apotheker ihre Karte gab, würde es ewig dauern, bis er die Genehmigung bekam, weil sie sich jetzt in einem anderen Bundesstaat aufhielt. Womöglich ging es auch nicht, und sie müsste doch alles bezahlen. Also schüttelte sie den Kopf: “Nein, bin ich nicht.”
    Er stieß einen Pfiff aus. “Die Sachen hier sind aber ziemlich teuer.”
    Als ob sie das nicht wüsste. Allein die Teststreifen kosteten ein Vermögen und würden nur einen Monat reichen.
    Während der Apotheker ihre Einkäufe in die Kasse tippte, holte Emma drei zerknitterte 100-Dollarscheine aus der Handtasche.
    “Sind Sie hier aus der Gegend?”, fragte er.
    “Nein.”
    “Nur auf der Durchreise?”
    “Ja.”
    “Wo soll’s denn hingehen?”
    “Kalifornien”, log sie.
    “Ja, ja, die Leute lieben Kalifornien.”
    Er sagte das in einem Ton, als könne er das nicht verstehen, aber sie reagierte nicht darauf. Sie wollte ihn nicht ermutigen, noch mehr Fragen zu stellen. Sie hatte keine Zeit. Max brauchte ein anständiges Mittagessen. Um seinen Blutzuckerspiegel im Gleichgewicht zu halten, musste er möglichst immer zu den gleichen Tageszeiten seine Mahlzeiten einnehmen.
    Statt etwas zu erwidern, warf sie einen Blick auf die Scheine, die sie aus der Handtasche geholt hatte und fragte: “Wie viel macht das?”
    Er nannte ihr den Preis, sie gab ihm das Geld, nahm das Wechselgeld entgegen, griff nach der Tüte mit den Medikamenten und verabschiedete sich. Eilig durchquerte sie den Raum. Schon fast an der Tür, blieb sie neben der Angestellten stehen, die das Regal auffüllte.
    “Entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht sagen, wo man hier einkaufen kann?”
    “Lebensmittel?”
    “Nein, Kleidung.”
    “Drüben auf der anderen Straßenseite gibt es eine Boutique.” Sie deutete durchs Schaufenster nach draußen. “Ich kaufe fast alles, was ich brauche, dort.”
    “Vielen Dank”, sagte Emma und zog die Tür auf. Wieder ertönte das sanfte Klingeln im Inneren der Apotheke, dann stand sie auf dem Gehweg.
    Manuel lenkte mit einer Hand, damit er beim Fahren telefonieren konnte. Als das Handy klingelte, sah er auf dem Display die Anfangsnummern 775 – Nevada.
    “Hallo?”
    “Mr. Rodriguez?”
    “Ja?”
    “Hier spricht Gray Featherstone, der Apotheker in Ely.”
    Vor Anspannung traten an Manuels Hand die Adern hervor, als er sein Handy gegen das Ohr presste. In Ely gab es zwei Apotheken. In beiden hatte er seine Visitenkarte hinterlassen. Aber da sich bislang niemand gemeldet hatte, war er davon ausgegangen, dass Vanessa doch, wie Rosa behauptet hatte, unterwegs nach Utah war. Also machte er sich auf den Weg nach St. George. Allerdings fuhr er erst seit einer Viertelstunde auf dem Highway dorthin. Wie gut, dass er so lange gewartet hatte.
    “Ist sie bei Ihnen?”
    “Sie ist gerade wieder

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