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Flieh solange du kannst

Flieh solange du kannst

Titel: Flieh solange du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Novak
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kümmern”, versicherte Emma. “Sieh ihn dir doch an, er hat ein Bilderbuch entdeckt und ist ganz begeistert davon.”
    “Aber es ist immerhin möglich, dass er anfängt zu weinen, wenn er merkt, dass du weg bist.”
    “Bevor ich gehe, werde ich es ihm natürlich sagen.”
    “Wohin gehst du denn, Mommy?”, fragte Max wie aufs Stichwort.
    “Ich muss nur mal kurz nach draußen und ein paar Anziehsachen für uns kaufen, okay, Liebling?”
    “Wo sind denn unsere anderen Sachen?”
    “Die haben wir verloren.”
    “Nein, haben wir nicht. Die sind doch in unserem anderen Hotel, weißt du nicht mehr?”
    “Jemand hat sie mitgenommen”, sagte sie. “Max, hör mal, bist du auch schön brav, wenn ich dich jetzt hier ganz kurz mal mit Preston allein lasse.”
    “Nein, ich will lieber mit dir gehen.” Aber das klang halbherzig. Seine Augen starrten schon wieder gebannt auf die Bilder in dem Buch.
    “Alles klar?”, fragte sie Preston. “Er ist zufrieden und wird bestimmt keinen Ärger machen. Und du kannst weiter tun, was du tun musst …” Sie zeigte auf seinen Computer. “Ich bin zurück, bevor ihr beiden mich überhaupt vermisst habt.”
    Man sah Preston deutlich an, dass ihm diese Lösung nicht gefiel, aber Emma merkte, dass er versuchte sich zu beherrschen. “Am besten nehme ich dein Handy mit, dann können wir miteinander sprechen, falls es nötig ist. Ich bin höchstens eine Stunde weg.”
    Er runzelte die Stirn, nickte aber. “Okay, aber du setzt meine Baseballmütze und eine Sonnenbrille auf.” Wieder glitt sein Blick über Emmas nackte Beine. “Und wenn du da draußen keinen Verkehrsstau auslösen willst, solltest du ein Sweatshirt von mir drüberziehen.
    Bei dieser Bemerkung über ihr Aussehen empfand sie so etwas wie Stolz, aber sie zwang sich, praktisch zu denken. “Mit einem Sweatshirt würde ich total komisch aussehen. Es ist viel zu heiß dafür draußen.”
    “Dann zieh wenigstens eins von meinen T-Shirts an. Das reicht zumindest ein bisschen weiter als das, was du jetzt anhast”, sagte er, ohne allerdings Anstalten zu machen, ihr ein entsprechendes Kleidungsstück zu holen.
    “Soll ich es mir selbst aus deinem Koffer holen?”, fragte sie.
    “Er ist offen”, antwortete er.
    Sie klappte den Kofferdeckel auf, nahm sich ein ordentlich zusammengefaltetes Hemd heraus und zog es über den Kopf. Dann steckte sie das Handy ein, zog die Mütze auf und fragte: “Wie sehe ich aus?”
    Preston sah sie eine Weile wortlos an und vermied eine direkte Antwort: “Am besten du guckst immer nach unten.”
    Mit einem letzten Blick auf ihren Sohn schlüpfte Emma zur Tür hinaus. Hoffentlich fand sie, was sie so dringend benötigte.
    Eine Apotheke zu finden, war gar nicht so schwer, wie Emma befürchtet hatte. Der Hotelportier beschrieb ihr den Weg, ein Stück weit die Hauptstraße entlang, fast schon am Ende des kleinen Städtchens.
    Das große Schaufenster der Apotheke reflektierte die darauf scheinenden Sonnenstrahlen, sodass man von außen nicht hineinsehen konnte. Sie spürte die Verkrampfung in ihren Schultern, eine Folge der Anspannung, die sie auf der Straße sofort überfallen hatte. Der Augenblick der Wahrheit war gekommen. Wenn Manuel Rosa nicht geglaubt hatte, säße er oder einer seiner Männer jetzt da drinnen und wartete auf sie.
    Emma fühlte sich verletzlich und angreifbar. Ausgeliefert. Sie hatte Max’ Blutspiegel getestet, bevor sie gegangen war, um sicherzugehen, dass ihm während ihrer Abwesenheit nichts passierte. Nun besaß sie nur noch einen einzigen Teststreifen. Selbst wenn das Angstgefühl ständig wuchs, musste sie hineingehen. Sie musste es für Max tun.
    Nach einem tiefen Atemzug stieß sie die Tür auf und betrat die Apotheke. Ein sanftes Klingeln ertönte und verstummte wieder, und als sie merkte, dass außer ihr nur eine einzige Kundin im Laden stand, stieß sie einen erleichterten Seufzer aus. Abgesehen von der weißhaarigen Dame, die gerade ein Medikament bezahlte, waren nur noch die Angestellte an der Kasse und eine zweite, die gerade etwas in ein Regal einordnete, anwesend. Weiter hinten sah sie noch den kahlköpfigen Apotheker, der vor einem Tisch stand und Arzneimittel abfüllte.
    “Wäre das dann alles, Mrs. Williams?”, fragte die Angestellte.
    Emma presste ihre Handtasche gegen die Brust und ging direkt auf den Ladentresen zu. Dort angekommen drückte sie auf die Klingel, obwohl sie wusste, dass der Apotheker sie bereits bemerkt hatte. Doch er ließ sich

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