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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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geht, und Ihnen ein nahrhaftes Süppchen zu bringen.« Er hielt eine große Flasche mit einer klaren Flüssigkeit hoch.
    Immer noch leicht verlegen strich Bonnie sich über das Haar und öffnete die Haustür. Besorgt suchte sie mit den Augen den ganzen Fußboden ab, ehe sie ihn hereinbat. »Hallo?« rief sie, schon auf dem Weg in die Küche, wo sie Josh die Flasche mit der Bouillon abnahm und sie auf die Arbeitsplatte stellte. »Ist jemand zu Hause? Lauren? Amanda?« Sie lief wieder hinaus in die Diele. »Sam?« L’il Abner? hauchte sie lautlos, den Blick ängstlich auf den Boden gerichtet. Wo waren sie nur alle?
    »Sie sind bei Diana«, sagte Josh irgendwo hinter ihr.
    Bonnie fuhr herum. Zu plötzlich und zu schnell. Sofort drehte sich alles um sie herum. »Wie?«
    Josh hielt einen weißen Zettel hoch. »Der lag auf dem Küchentisch. Hier.« Er reichte ihr den Zettel.
    Bonnie griff danach, verlor das Gleichgewicht, fühlte, wie sie schwankte. Im nächsten Augenblick hielt Josh sie in den Armen, während der Raum um sie herum zu kippen schien.
    »Warten Sie, ich hole Ihnen ein Glas Wasser«, sagte Josh und führte Bonnie in die Küche zurück. Behutsam setzte er sie auf einen der Küchenstühle und ließ sie nicht aus den Augen, als er zum Spülbecken ging, um ihr ein Glas Wasser einlaufen zu lassen.
    »Haben wir das nicht schon mal praktiziert?« fragte Bonnie.
    Josh lächelte und drückte ihr das Glas an die Lippen. »Ist es besser? Soll ich einen Arzt rufen?«
    Bonnie trank erst einen tiefen Schluck. »Ich war heute morgen beim Arzt. Er hat mir Tabletten verschrieben.«
    »Ist es Zeit, eine zu nehmen?«
    Bonnie sah auf ihre Uhr, aber sie konnte nicht mehr unterscheiden, was der große Zeiger war und was der kleine. Beide verschwammen vor ihren Augen und vermischten sich mit den Ziffern, die ihr nichts sagten.
    »Erst in einer Stunde«, antwortete Bonnie, der einfiel, daß es vor wenigen Minuten fast fünf gewesen war. Sie trank noch einen Schluck Wasser. »Das gibt sich gleich wieder. Ich glaube, ich habe mir heute ein bißchen zu viel zugemutet.«
    Sie merkte plötzlich, wie erschöpft sie war, wie sehr es sie verlangte, sich hinzulegen. Das viele Autofahren. Die vielen Erinnerungen. So eine Konfrontation mit der Ursprungsfamilie ist nicht gerade ein Strandspaziergang, sagte sie sich und dachte an Rod in Florida, fragte sich, was seine Kinder drüben bei Diana taten.
    »Was steht auf dem Zettel?« fragte sie.
    »›Bonnie‹«, las Josh vor. »›Sind bei Diana, ihr Bad tapezieren. Haben Amanda mitgenommen. Sind um sechs zurück.< Unterschrift: >Sam und Lauren<.« Er legte den Zettel wieder auf den Tisch. »Soll ich Ihnen einen Teller Suppe warm machen?«
    Bonnie lächelte. »Ach ja, bitte. Das klingt gut.«
    Er ging zum Herd, goß den Inhalt der Flasche in einen Topf und rührte ab und zu um.
    »Die schmeckt köstlich«, sagte Bonnie, als sie kurz darauf von der Bouillon kostete.
    »Das Geheimrezept meiner Mutter.«
    »Tatsächlich?«
    »Nein, meine Mutter war eine miserable Köchin. Und ich bin ein miserabler Lügner. Ich hab’ sie in einem kleinen Laden in Wellesley gekauft.«
    »Ich bin auch eine miserable Lügnerin«, sagte Bonnie, so froh, daß er da war. »Vielen Dank für die Suppe. Es war sehr nett von Ihnen, daß Sie an mich gedacht haben.«
    Er lächelte. »Gern geschehen.«
    »Ich sollte mich vielleicht noch ein Weilchen hinlegen, bevor alle zurückkommen«, bemerkte sie, als sie den letzten Löffel Suppe gegessen hatte.
    Josh half ihr ins Wohnzimmer und blieb bei ihr, als sie sich auf dem Sofa ausstreckte. »Wann kommt Ihr Mann nach Hause?«
    Bonnie zog die Knie bis zur Brust hoch, drückte ihren Kopf in die weichen grünen Polster und schloß die Augen. »Er ist diese Woche verreist. Er ist auf einer Tagung in Miami.«
    »Weiß er, daß Sie so krank sind?«
    »Er kommt ja bald wieder nach Hause.« Bonnie hob ihr Kinn gerade so weit, daß sie unter fast geschlossenen Lidern noch etwas sehen konnte. Josh machte es sich in einem der Sessel gegenüber vom Sofa bequem. »Sie müssen nicht bleiben. Ich komme schon zurecht.«
    »Ich bleibe lieber hier, bis jemand nach Hause kommt. Ich finde, Sie sollten jetzt nicht allein sein«, entgegnete er in einem Ton, der verriet, daß jeder weitere Protest zwecklos war.
    Danke, sagte Bonnie, ohne die Worte auszusprechen, und dann schlief sie ein.
     
    »Mami!« quietschte Amanda und rannte auf Bonnie zu, als diese eben ihre Augen öffnete. »Wir haben tapeziert.

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