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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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sich sofort wütend zum Angriff auf.
    »Nicht schießen!« schrie Sam und stieß Nick zur Seite, als er ins Zimmer rannte. Er warf sich über die Schlange. Bonnie starrte wie gebannt ihren Bruder an. Hatte er mit diesem Ding Joan erschossen? Würde er jetzt auch sie erschießen?
    Aus dem Augenwinkel sah sie Sam, der mit schmerzverzerrtem Gesicht aufstand, während die Schlange noch immer erbitterten Widerstand leistete. Keuchend, nur einen flüchtigen Blick auf Nick werfend, trug Sam das Reptil aus dem Zimmer.
    Bonnie wartete, bis sie hörte, wie der Deckel des Terrariums geschlossen wurde, dann fiel sie auf die Knie und brach in Tränen aus.
    »Mam!« schrie Amanda. Sie sprang aus dem Bett und rannte in die Arme ihrer Mutter.
    »Ist dir auch nichts passiert, Schatz?« fragte Bonnie, während sie Amanda küßte, ihr über das Haar strich, den roten Striemen rund um den Knöchel des Kindes streichelte.
    »Was ist denn hier los?« fragte Lauren von der Tür her. Bonnie drehte sich um. Lauren stand dicht hinter Nick, dessen Pistole nirgends zu sehen war. War es möglich, daß sie sich die Waffe nur eingebildet hatte?
    »Wir haben die Schlange gefunden«, sagte Amanda.
    Bonnie hörte Gelächter und merkte, daß es ihr eigenes war. »So kann man es auch sagen«, bestätigte sie.
    »Die Schlange ist hier?« Lauren fuhr erschrocken zurück.
    »Sam hat sie schon in sein Zimmer gebracht.«
    Laurens Blick flog zu Nick. »Was tun Sie denn noch hier?« fragte sie, offensichtlich völlig verwirrt.
    »Nicht viel«, antwortete Nick und lachte. Er trat zu Bonnie, um ihr aufzuhelfen. »Alles in Ordnung?«
    »Ich glaube, ja«, antwortete sie und schüttelte seine Hand ab. »Aber ich glaube, Sam ist gebissen worden.«
    »Der ist schon öfter gebissen worden«, bemerkte Lauren. »Die Bisse tun gemein weh, aber sie sind nicht giftig.«
    Bonnie nahm Amanda in ihre Arme. Immer noch meinte sie, den heftig zuckenden Körper der sich wehrenden Schlange in ihren Händen zu fühlen, und war verwundert, daß sie sich überhaupt noch auf den Beinen halten konnte.
    »Das war sehr beeindruckend«, bemerkte Nick. »Ich werd’s mir merken, daß mit dir nicht gut Kirschen essen ist.«
    Bonnie starrte ihren Bruder an. Erklär dich, sagte ihr Blick.
    Später, erwiderte der seine.
    »Hast du vor, uns zu töten?« fragte Bonnie ihren Bruder, nachdem die Kinder alle wieder in ihren Betten und eingeschlafen waren. Die Schlange war im Terrarium; die Ratten waren vertilgt.
    »Glaubst du das tatsächlich?« fragte Nick. »Daß ich hier bin, um euch zu töten?«
    »Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll«, antwortete Bonnie aufrichtig und todmüde.
    »Ich bin nicht hier, um euch etwas anzutun, Bonnie.«
    »Warum dann?«
    »Ich dachte, ich könnte euch schützen«, antwortete er nach einer Pause.
    »Und ich hab’ immer gedacht, Vorbestrafte dürfen keine Waffe tragen.«
    »Das stimmt auch.«
    Bonnie ließ sich auf ihr Bett sinken. Was für einen Sinn hatte es, mit ihrem Bruder sprechen zu wollen? Glaubte sie im Ernst, daß er ihr irgend etwas sagen würde?
    »Findest du nicht, wir hätten darauf bestehen sollen, daß Sam ins Krankenhaus fährt?« fragte sie statt dessen.
    »Er sagte doch selbst, daß er nur ein paar Schmerztabletten braucht, um schlafen zu können, und daß er morgen gleich zum Arzt gehen würde, wenn es nötig wäre.«
    Bonnie nickte. Sie hatte Sam geholfen, die Bißwunde gründlich auszuwaschen, und zugesehen, wie er sie mit einer besonderen Desinfektionssalbe versorgte. Er hatte mit keinem Wort die Pistole in Nicks Hand erwähnt. Vielleicht hatte sie sie sich tatsächlich nur eingebildet.
    Amanda hatte sie zu Lauren ins Bett gelegt. Sie hatte sich sofort in den Arm ihrer großen Schwester gekuschelt, und so waren die beiden miteinander eingeschlafen.
    »Ist das die Pistole, mit der Joan getötet wurde?« fragte Bonnie, als sie plötzlich den Griff der Waffe sah, die unter dem Bund von Nicks Jeans steckte.
    »Joan wurde mit einer.38er getötet«, erklärte Nick sachlich. »Das hier ist eine.357er Magnum.«
    »Soll mich das beruhigen?« fragte Bonnie und merkte, daß es sie tatsächlich beruhigte.
    »Ich würde dir doch niemals etwas antun, Bonnie. Weißt du das nicht?«
    »Was geht eigentlich vor, Nick?« fragte sie.
    Er sagte nichts.
    »Hör mal«, begann sie, »ich bin krank. Ich bin müde. Ich glaube, mein Mann betrügt mich. Ich habe soeben mit einer Riesenschlange gekämpft. Ich weiß nicht, wieviel ich überhaupt noch aushalten

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