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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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man bei der Polizei Vorbestrafte an?« Zorn und Wut brodelten in ihr und drohten sich Luft zu machen. Das war nun wirklich die Höhe. Wenn das wahr war, brauchte man sich über den Zustand der heutigen Gesellschaft nicht zu wundern.
    »Ich mußte ins Gefängnis, weil das ein unerläßlicher Teil des Plans war«, erklärte er ihr. »Bei diesem Plan, der im übrigen sehr kompliziert war, ging es darum, Scott Dunphy ein für allemal zu überführen, seine Schwindelfirma auffliegen zu lassen und ihn hinter Gitter zu bringen.«
    Bonnie lachte verächtlich. Sie schüttelte den Kopf, und sofort wurde ihr wieder schwindlig. »Soll das heißen, du bist ein Undercover-Agent? Willst du das allen Ernstes behaupten?«
    »Ja, das behaupte ich allen Ernstes«, antwortete Nick und schwieg, als überlegte er, ob er fortfahren solle oder nicht. »Eigentlich darf ich dir kein Wort darüber sagen. Aber ich gehe das Risiko ein, Bonnie. Ich vertraue dir.«
    »Du vertraust mir«, wiederholte Bonnie wie betäubt.
    Nick nickte.
    »Ach, darum soll ich dir vertrauen?« entgegnete sie. »Ich soll dir glauben, daß du seit Jahren eine Art Doppelleben führst, mit Leuten wie Scott Dunphy verkehrst, bei ihren Schwindelgeschäften mitmachst, nur damit du ausreichend Beweise sammeln kannst, um sie hinter Gitter zu bringen?«
    »Genau das tue ich, Bonnie.«
    »Der Schein spricht aber dagegen.«
    »Der Schein trügt häufig.«
    »Ja, das hab’ ich schon mal gehört.« Sie holte tief Atem und bemühte sich, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. »Dieser Immobilienschwindel...«
    »...gehörte auch dazu.«
    »Aber du wurdest nicht verurteilt; sie haben dich laufenlassen.«
    »Es gab eine Panne. Jemand hatte vorschnell gehandelt. Für eine Verurteilung reichten die Beweise nicht. Wir mußten noch einmal von vorn anfangen.«
    »Und die andere Anklage? Anstiftung zum Mord?«
    »Die Sache war hieb-und stichfest.«
    »Aber du bist ins Gefängnis gekommen.«
    »Weil mein doppeltes Spiel sonst herausgekommen wäre.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Es ist die Wahrheit.«
    »Du bist bei der Polizei?« rief Bonnie immer noch ungläubig. Sie wagte kaum, ihm zu glauben. »Aber wieso hat das nie einer von uns erfahren? Wie konntest du das vor uns allen geheimhalten?«
    »Ich hatte keine Wahl. Das war ebenso zu eurem Schutz wie zu meinem.«
    »Das heißt also, daß du in den Jahren, als du weg warst, als du, wie Mutter immer sagte, >auf der Walz< warst...«, begann sie.
    »In diesen Jahren war ich in Ausbildung beim Federal Bureau of Investigation«, sagte er, den Satz für sie vollendend. Sie war ihm aus irgendeinem Grund dankbar dafür, daß er nicht die Abkürzung FBI gebraucht hatte.
    »Und das konntest du keinem Menschen sagen, nicht einmal deiner eigenen Mutter, nicht einmal dann, als sie im Sterben lag?«
    »Ich wußte nicht, daß sie im Sterben lag.«
    »Du hast sie in dem Glauben sterben lassen...«
    »Ich wußte nicht, daß sie im Sterben lag«, wiederholte er mit brüchiger Stimme. »Herrgott noch mal, Bonnie, sie hat doch praktisch mein ganzes Leben lang im Sterben gelegen.« Er hob die Hand und strich sich mit einer heftigen Bewegung das Haar zurück. »Aber sie ist nicht meinetwegen gestorben, Bonnie. Das mußt du doch wissen! Du mußt doch wissen, daß sie nicht meinetwegen gestorben ist.«
    Bonnie senkte den Kopf. »Ja, das weiß ich«, flüsterte sie nach einer langen Pause. »Ich denke, ich habe es immer gewußt.« Sie wandte sich einen Moment ab, dann sah sie Nick wieder an. »Es war nur einfacher, dich für ihren Tod verantwortlich zu machen, als die Tatsache zu akzeptieren, daß sie eine hypochondrische Egozentrikerin war, die sich mit den vielen Tabletten, die sie geschluckt hat, selbst umgebracht hat.« Sie seufzte tief. »Es ist beinahe ein Witz«, sagte sie. »Ich dachte immer, ich könnte nicht lügen. Aber ich hab’ mich seit Jahren sehr erfolgreich selbst belogen.«
    Und plötzlich lagen sie einander in den Armen.
    »Nicht weinen«, sagte er, der selbst weinte. »Jetzt ist ja alles okay. Und es wird bestimmt alles gut.«
    »Weiß Dad die Wahrheit?« fragte sie, als der erste Ansturm der Gefühle vorüber war.
    »Er weiß sie jetzt«, antwortete Nick.
    »Und Captain Mahoney? Hat er es die ganze Zeit gewußt?«
    »Am Anfang nicht, nein. Da war ich ein Verdächtiger wie jeder andere.«
    »Aber jetzt weiß er Bescheid.«
    »Ja. Aber je weniger Leute es wissen, desto sicherer bin ich. So einfach ist das.«
    »An dieser Sache ist nichts

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