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Flieh Wenn Du Kannst

Flieh Wenn Du Kannst

Titel: Flieh Wenn Du Kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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denen einige an ihren tränenfeuchten Wangen haften blieben. »Sie hat meine Mutter umgebracht!« Wieder versuchte Lauren, sich auf Bonnie zu stürzen.
    »Sie hat sie nicht umgebracht, Herrgott noch mal!« rief Rod, sie zurückhaltend.
    »Ach, sie hat sie wohl nur ganz zufällig gefunden?« fragte Lauren aufgebracht. »Willst du behaupten, daß sie sie nur ganz zufällig gefunden hat?«
    Der ganze Raum drehte sich um Bonnie, sie drückte die Augen zu, als könnte sie so Laurens nächstem Angriff entgehen; in ihren Ohren dröhnten die schrecklichen Dinge, die Lauren schrie. Ihr Unterkiefer tat weh. Ihre Unterlippe war aufgeplatzt und brannte. Ihre Arme und Beine waren zweifellos von blauen Flekken übersät oder würde es sein, bis die Polizei eintraf. Wenn das kein gefundenes Fressen für sie war!
    »Lauren«, sagte Bonnie leise, und jedes Wort war eine Qual, »du mußt doch wissen, daß ich mit dem Tod deiner Mutter nichts zu tun habe.«
    »Was hast du dann bei der Hausbesichtigung zu suchen gehabt? Willst du vielleicht behaupten, du wärst nur zufällig vorbeigekommen? Und hättest sie nur zufällig gefunden?«
    »Deine Mutter hat mich angerufen«, begann Bonnie. Dann brach sie in Tränen aus und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Sie konnte es nicht mehr erzählen. Nicht ein einziges Mal mehr konnte sie die Ereignisse dieses Morgens schildern.
    »Gehen wir doch ins Wohnzimmer«, schlug Rod beschwichtigend vor. »Setzen wir uns hin und versuchen wir, ruhig und vernünftig miteinander zu reden.«
    »Ich gehe in mein Zimmer«, erklärte Lauren brüsk und entwand sich den Armen ihres Vaters.
    Bonnie fuhr instinktiv zurück, als Lauren sich näherte, und hob die Hände, um ihr Gesicht vor weiteren Schlägen zu schützen. Doch Lauren lief an ihr vorbei und rannte in ihren schweren schwarzen Schnürschuhen polternd die Treppe hinauf. Eine Sekunde später flog oben eine Tür zu.
    Rod war augenblicklich an Bonnies Seite. Behutsam schob er ihr das Haar aus den Augen und küßte das Blut an ihrem Mundwinkel weg. »Ach, du mein Armes. Es tut mir so leid. Ist alles in Ordnung?«
    »Mein Gott«, murmelte Bonnie. »Sie haßt mich wirklich.«
    An der Haustür hörten sie plötzlich Geräusche, Füße scharren, Gelächter, das Knirschen eines Schlüssels, der sich im Schloß drehte. Sam, dachte Bonnie und erstarrte automatisch.
    Wappne dich für die zweite Runde!

5
    Die Tür flog auf, und Sam Wheeler, groß und schlaksig, kam mit lässigem Schritt herein. Offene Khakijacke über einem Tarnhemd aus Militärbeständen, darunter ein olivgrünes T-Shirt, und das Ganze hing schlabbrig über einer verblichenen, ausgebeulten braunen Hose. An den Füßen hatte er teure Basketballstiefel einer bekannten Marke, deren Schnürsenkel offen waren und ihm wie dünne Schlangen um die Füße hingen. Sein Haar war ungekämmt und so schwarz, daß es einen Stich ins Bläuliche hatte und die natürliche Farbe seiner Augen völlig auslöschte. Wie zwei leere Höhlen lagen sie unter ungewöhnlich langen Wimpern. Ein kleiner goldener Ring glänzte in seinem linken Nasenflügel.
    Sam folgte ein zweiter Junge, nicht so groß, etwas muskulöser, mit einer ganzen Serie von Tätowierungen auf den nackten Armen. Langes braunes Haar umrahmte ein unleugbar hübsches Gesicht, das jedoch einen Zug höhnischer Unverschämtheit hatte, die sich sowohl in seinen grauen Augen als auch in seiner Haltung ausdrückte. Er trug ein schwarzes T-Shirt über schwarzen Jeans und schwarze, sehr spitze Lederstiefel. Der süßliche Geruch von Marihuana umhüllte ihn wie der Duft eines aufdringlichen Toilettenwassers, sein Markenzeichen, wie Bonnie wußte. Haze nannten sie ihn alle, weil er praktisch immer in benebeltem Zustand herumlief. Ihr Blick flog hastig zwischen den beiden halbwüchsigen Jungen hin und her.
    »Was gibt’s?« fragte Sam statt einer Begrüßung, obwohl weder sein Gesicht noch seine Stimme Überraschung darüber zeigte, sie hier zu sehen.
    »Hallo, Mrs. Wheeler«, sagte Haze, und sein Blick richtete sich auf ihre geplatzte Lippe wie das Auge einer Kamera. »Was haben Sie denn mit Ihrem Gesicht gemacht?«
    »Meine Frau hatte einen kleinen Unfall«, erklärte Rod hastig.
    Hatte er nicht dasselbe Wort benutzt, um seiner Tochter den Tod ihrer Mutter zu beschreiben? Bonnie fand die Wortwohl interessant; sie sprach jeden von jeglicher Schuld frei.
    »Ist das dein Auto draußen in der Einfahrt?« fragte Sam Bonnie, ohne der Bemerkung seines Vaters Beachtung zu

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