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Fliehe weit und schnell

Fliehe weit und schnell

Titel: Fliehe weit und schnell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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ans Werk, den Kugelschreiber fest umklammert.
    »›Bronchien‹ schreibt sich mit i«, sagte Eva.
    »Bist du dir sicher?«
    »Ich glaube. Laß mich versuchen.«
    Eva machte mehrere Versuche auf einem Schmierzettel, dann runzelte sie unentschlossen die Stirn.
    »Jetzt weiß ich's nicht mehr.«
    Marie-Belle wandte sich an Adamsberg.
    »Kommissar«, fragte sie ein wenig schüchtern, »schreibt sich ›Bronchien‹ mit i oder nicht?«
    Zum erstenmal in seinem Leben stellte jemand Adamsberg eine orthographische Frage, und er war unfähig, sie zu beantworten.
    »In dem Satz ›Zum Glück hat Damas nichts an den Bronchien‹?« präzisierte Marie-Belle.
    »Der Satz ändert doch nichts dran«, wandte Eva leise ein, noch immer über ihren Schmierzettel gebeugt.
    Adamsberg erklärte, er kenne sich mit Orthographie überhaupt nicht aus, und Marie-Belle schien betrübt.
    »Aber Sie sind Polizist«, wandte sie ein.
    »So ist das, Marie-Belle.«
    »Ich muß los«, sagte Eva und strich Marie-Belle über den Arm. »Ich habe Damas versprochen, ihm beim Kassemachen zu helfen.«
    »Danke«, erwiderte Marie-Belle. »Nett, daß du mich vertrittst. Mit dem Brief, den ich hier schreiben muß, werde ich keine Zeit dafür haben.«
    »Nichts zu danken«, erklärte Eva, »das lenkt mich ab.«
    Sie verschwand still und leise, und Marie-Belle drehte sich sofort zu Adamsberg um.
    »Kommissar, darf ich ihm von dieser... dieser... Geißel erzählen? Oder sollte man das soweit wie möglich verschweigen?«
    Adamsberg schüttelte langsam den Kopf.
    »Es gibt keine Geißel.«
    »Aber die Vieren? Die schwarzen Leichen?«
    Adamsberg schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Ein Mörder, Marie-Belle, das ist schon völlig ausreichend. Aber es gibt keine Pest, nicht einmal den Schatten einer Pest.«
    »Kann ich Ihnen das glauben?« »Blind.«
    Marie-Belle lächelte erneut und schien sichtlich erleichtert.
    »Ich fürchte, daß Eva sich in Damas verliebt hat«, sagte sie dann stirnrunzelnd, als erwarte sie, daß Adamsberg, nachdem er ihr Pestproblem gelöst hatte, alle weiteren Komplikationen ihres Lebens entwirren würde. »Der Berater sagt, das sei gut, das wäre ein Zeichen, daß das Leben in sie zurückkehrt, man solle sie machen lassen. Aber ausnahmsweise bin ich mit dem Berater nicht einer Meinung.«
    »Weshalb?«
    »Weil Damas die dicke Lizbeth liebt, deshalb.«
    »Mögen Sie Lizbeth nicht?«
    Marie-Belle verzog das Gesicht, dann fing sie sich wieder.
    »Sie ist nett«, sagte sie, »aber sie ist so laut. Sie macht mir auch ein bißchen Angst. Auf jeden Fall ist Lizbeth hier unantastbar. Der Berater sagt, sie wäre wie ein Baum, der Hunderten von Vögeln Schutz bietet. Mag ja sein, aber dann ist sie ein Baum, der einem ganz schön auf die Nerven geht. Und außerdem zwingt Lizbeth allen ihren Willen auf. Alle Männer kriechen vor ihr. Ist ja logisch, bei ihrer Erfahrung.«
    »Sind Sie eifersüchtig?« fragte Adamsberg lächelnd.
    »Der Berater behauptet, ja, aber ich merke nichts davon. Mich stört nur, daß Damas jeden Abend dort steckt. Ich muß ja zugeben, es ist ganz logisch, daß man Lizbeths Charme verfällt, wenn man sie singen hört. Damas hat's wirklich voll erwischt, und er sieht Eva nicht, weil sie nicht so laut ist. Natürlich ist Eva langweiliger, aber das ist ja logisch bei den Erfahrungen, die sie gemacht hat.«
    Marie-Belle warf Adamsberg einen inquisitorischen Blick zu, um herauszufinden, wieviel er über Eva wußte. Offensichtlich nichts.
    »Ihr Mann hat sie jahrelang geschlagen«, erklärte sie, unfähig, der Versuchung zu widerstehen. »Sie ist abgehauen, aber er sucht sie, um sie umzubringen, können Sie sich das vorstellen? Wie kommt es, daß die Polizei nicht vorher ihren Mann umbringt? Niemand darf Evas Namen erfahren, das ist eine Anordnung vom Berater, und gnade Gott demjenigen, der seine Nase da hineinsteckt. Er kennt ihren Namen, aber er darf das, weil er der Berater ist.«
    Adamsberg ließ sich von dem Gespräch treiben, während er von Zeit zu Zeit einen Blick auf die eher trägen Aktivitäten auf dem Platz warf. Le Guern band seine Urne für die Nacht an der Platane fest. Der Lärm der Telefone, von dem er gedacht hatte, er würde ihn noch lange nach dem Verlassen der Brigade verfolgen, verebbte nach und nach. Je harmloser das Gespräch wurde, desto mehr entspannte er sich. Er hatte die Nase voll von intensivem Nachdenken.
    »Nun ja«, sagte Marie-Belle gerade und wandte sich ihm ganz zu, »das ist gut für Eva, weil sie nach

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