Flinx
aufzufressen.«
»Um das zu erklären, würden Sie einen Toxikologen und einen Biochemiker brauchen, wenn die das könnten«, sagte die Frau neben ihm und beugte sich ebenfalls vor, um das Loch zu untersuchen. »Vielleicht ist es mehr als nur gewöhnliches Gift. Vielleicht hat die Schlange mehrere Drüsen im Mund, deren Inhalt sich erst zur ätzenden Flüssigkeit vermischt, wenn sie spuckt.«
»Das würde einleuchten.« Der Mann wandte sich von dem Schild ab, das ihnen beinahe den Dienst versagt hätte. »Jetzt sollten wir uns aber beeilen. Das Subjekt wacht vielleicht jeden Augenblick auf. Achten Sie darauf, dass dieses Monstrum gründlich narkotisiert bleibt!«
»Ist das notwendig?« Sie runzelte die Stirn. »Der Käfig hält doch sicher dicht.«
»Das hatten wir von dem Schild auch gedacht. Der Käfig ist zäher, aber wir wollen kein Risiko eingehen. Ich möchte nicht, dass unser Gast sich den Weg freispuckt, so lange wir in unseren Betten schlafen.«
»Nein, das wollen wir wahrhaftig nicht.« Die Frau schauderte leicht. »Ich kümmere mich selbst darum.«
»Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen würden.« Cruachan lächelte insgeheim. Er war in hohem Maße mit den Theorien vertraut, die die besonderen Bindungen zu erklären versuchten, die zwischen einem Katalysatorgeschöpf wie dem Minidrach und einem der Talentierten entstehen konnten. Ganz sicherlich war das Band zwischen diesem Geschöpf und dem als Nummer Zwölf bekannten Jungen ebenso stark wie in jedem anderen der nur unvollkommen aufgezeichneten Fälle, die er studiert hatte. Die Annahme, diese Bindung könnte stärker als die Zuneigung zwischen dem Jungen und seiner Adoptivmutter sein, war daher durchaus nicht unvernünftig.
Sie kamen ganz plötzlich über ihn, in seiner letzten Periode des REM-Schlafes, als er sich nicht verteidigen konnte. Aus dem Leeren tauchten sie plötzlich auf, narrten ihn, quälten ihn mit Gefühlen und Empfindungen, die er weder definieren noch verstehen konnte.
Alpträume.
Jemand schlang einen Draht um sein Gehirn, presste es immer enger zusammen. Sicher war, dass ihm die Augen aus dem Kopf herausspringen und durch den Raum fliegen würden. Er lag in seinem Bett, zuckte leicht, und seine Augenlider zitterten, während sie an ihm arbeiteten, und seinen hilflosen, unbewussten Verstand heimsuchten.
Diesmal waren sie schlimmer als die meisten anderen; sich drehende, in sich verschlingende, abstrakte Gebilde, dunkle, wirbelnde Farben, und er selbst irgendwie in der Mitte von all dem, einen langen, unheildrohenden Korridor hinunterrennend. Am Ende jenes Korridors lag die Rettung für ihn, das wusste er, und was fast ebenso wichtig war, Antworten. Verständnis und Sicherheit.
Aber je schneller er rannte, desto langsamer kam er von der Stelle. Der Boden, der kein Boden war, löste sich unter seinen Füßen auf und ließ ihn wie eine relativistische Alice durch einen Fuchsbau von Raum-Zeit-Krümmungen fallen, während das ferne Ende des Korridors mit seinem Versprechen auf Licht und Verständnis über ihm immer tiefer in die Dunkelheit fiel. Dann war es ihm, als stürze er durch den Rand einer gewaltigen Galaxis, und die Gesteinstrümmer ringsum trugen Züge von Menschen und Aliens, und die Gesichter grinsten ihn böse und hasserfüllt an.
Er wachte auf, zuckte zusammen und sah sich schnell im Zimmer um. Erst nachdem er sich überzeugt hatte, dass seine Umgebung real war, begann er sich zu entspannen.
Es war das richtige Zimmer, sein Zimmer, das, in dem er den größten Teil seines Lebens verlebt hatte: winzig, spartanisch, behaglich. Das Trommeln des Regens war Musik auf dem Dach, und durch das Fenster über seinem Bett fiel schwaches Tageslicht. Er schwang die Beine unter der Decke hervor und rieb sich mit den Fingerknöcheln die Augen, um den Schlaf zu vertreiben.
Und dann hielten die Finger plötzlich in ihren Bemühungen inne. Etwas stimmte nicht.
»Pip?« Die Flugschlange war nicht in ihrer vertrauten Stellung oben auf dem Kissen eingeringelt und auch nicht darunter. Flinx zog die Decke zurück und beugte sich vor, um unter das Bett zu sehen. »Komm schon, Junge, versteck dich heute morgen nicht vor mir! Ich bin ganz erledigt, und mein Kopf bringt mich um.«
Doch auf sein Geständnis hin kam keine zischende Antwort. Er suchte in dem bescheidenen Zimmer herum, zuerst verwirrt, dann besorgt. Schließlich stellte er sich auf das Bett und schrie das Luftloch in der Decke an. »Pip, Frühstück!«
Aber da war kein
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