Flinx
Zuversicht, als er in Wirklichkeit empfand. »Uns beide.«
»Das hoffe ich. Ohne deine Mutter Mastiff wäre es langweilig auf dem Markt.«
»Langweilig und leer«, pflichtete Flinx ihm bei. »Ich muss sie suchen, Freund Arrapkha. Ich habe wirklich keine andere Wahl.«
»Wenn du darauf bestehst. Dann geh.«
Flinx lächelte dem Holzkünstler ein letztesmal zu, drehte sich um und eilte mit schnellen Schritten der Hauptstraße zu. Arrapkha blickte ihm nach, bis die Menge den jungen Mann verschluckt hatte, und kehrte dann in seinen Laden zurück. Er hatte zu tun, musste seinen Geschäften nachgehen, denn das war schließlich die Lebensregel Nummer Eins auf dem Marktplatz.
Flinx war nicht weit gegangen, bis die üppigen, schweren Gerüche eingeborener Lasttiere die Gerüche des Marktes verdrängt hatten. Gewöhnlich waren diese Transportmittel langsamer und nicht so effizient wie mechanische, dafür verfügten sie aber über andere Vorteile: man konnte sie nicht so einfach orten, suchten sich ihre Nahrung selbst, waren billig im Gebrauch und billig zu mieten.
Flinx wählte in einem lizenzierten Mietstall einen gesund aussehenden Stupava aus. Der große Laufvogel konnte sich von seiner Umgebung ernähren. Er maß vom Boden bis zu seinem orangefarbenen Kamm zweieinhalb Meter und ähnelte seinen wesentlich intelligenteren Vettern, den Ornithorpen, die gegen den Einsatz ihrer dummen Verwandten als Lasttiere nichts einzuwenden hatten. Flinx feilschte eine Weile mit der Mietstallleiterin, bis sie sich schließlich auf einen fairen Preis einigten. Die Frau holte den Vogel aus seinem Stall und sattelte ihn für den jungen Mann. »Sie werden doch mit diesem Vogel nicht irgend etwas Unsinniges machen, oder?«
»Nur etwas Ferien«, antwortete ihr Flinx vergnügt. »Ich habe meine Studien abgeschlossen und möchte mich etwas ausruhen.«
»Gut, dann wird Sie Garuyle überall hinbringen, wo Sie hinwollen. Er ist ein kräftiger, braver Vogel.« Sie strich dem Stupava über die Federn.
»Ich weiß.« Flinx schob den Fuß in den Steigbügel und schwang sich in den Sattel. »Das sehe ich an seinen Beinen.«
Die Frau nickte einigermaßen beruhigt. Offenbar wusste ihr junger Kunde, was er tat. Sie reichte ihm die Zügel. »Na schön. Angenehme Reise!«
Flinx hatte tatsächlich schon solche Vögel geritten, aber nur innerhalb der Stadtgrenzen und nicht besonders lang. Er schnalzte mit den Zügeln und pfiff dem Vogel zu. Der pfiff zurück und setzte sich in Bewegung, streckte die langen Beine. Flinx lenkte ihn mit vorsichtigen Zügelbewegungen und scharfen Pfiffen und trabte bald die Straße Richtung Norden hinauf, indem er ärgerliche Fußgänger beiseite drängte und schnelleren öffentlichen Transportmitteln auswich. Dem Stupava schien Pips Anwesenheit nichts auszumachen. Ein gutes Zeichen. Flinx hatte keine Lust, sich mit einem leicht zu beunruhigenden Reittier in den großen Wald zu wagen.
Flinx stellte fest, dass sie die ganze Strecke seines Marathonlaufs der vergangenen Nacht in erfreulich kurzer Zeit zurückgelegt hatten. Zu seiner Linken zog eine Sägemühle vorbei; dann kamen sie an der Komzelle vorbei, die ihm als Nachtlager gedient hatte. Dann türmte sich vor ihnen nur noch der Wald auf. Baumriesen, hundert Meter hoch und höher, ragten über vereinzelten kleineren Bäumen und Büschen in die Höhe. Die gepflasterte Straße wich einem schlammigen Pfad. Dem Stupava würde das nichts ausmachen - seine Vogelfüße, die mit Schwimmhäuten zwischen den langen Krallen ausgerüstet waren, würden sie mühelos über die Sümpfe und Moraste tragen.
»Heja!« rief er dem Vogel zu und setzte einen schrillen Pfiff dahinter. Der Stupava gab ein leises Krähen von sich, ruckte mit dem Kopf scharf gegen das Zaumzeug an und rannte los, in den Wald hinein. Das regelmäßige Flap-flap unter seinen Füßen wich einem unregelmäßigen Patschen und gelegentlich einem nassen Klatschen, wenn er in eine tiefere Pfütze trat. Manchmal trabten sie über dichtes Moos dahin, dann war überhaupt nichts zu hören. Und dann bildeten die riesigen Bäume eine undurchdringliche Mauer aus dunkler Rinde und Grün hinter Flinx, und die Stadt, die sein Zuhause war, war zum erstenmal seinem Blick völlig entzogen.
7. Kapitel
Joppe der Dieb war sicher, ein paar Fleurms gefunden zu haben. Der Mann und die Frau, denen seine Begehrlichkeit galt, schienen Mitte dreißig zu sein. Ihre Kleidung war leger, so leger, dass jemand, der sich nicht dafür
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