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Flinx

Flinx

Titel: Flinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ertappte sich dabei, wie er den Beamten dümmlich anstarrte. Plötzlich war ihm wieder einmal klar, aus was für ungeheuren Lücken doch der größte Teil seines Lebens bestand. »Ich ... das weiß ich nicht genau.«
    Die Miene des Bürokraten erstarrte. »Soll das ein Witz sein, junger Mann?«
    »Nein, Sir«, beeilte sich Flinx, ihn zu beruhigen, »das ist kein Witz. Ich sage Ihnen die Wahrheit, ich weiß es wirklich nicht. Sehen Sie, sie ist nämlich nicht meine natürliche Mutter.«
    »Ah«, murmelte der Beamte diskret. »Nun, wie ist dann Ihr Familienname?«
    »Ich ...« Zu seinem großen Erstaunen entdeckte Flinx, dass er zu weinen anfing. Das war ein höchst ungewöhnliches Phänomen, das er schon seit geraumer Zeit nicht mehr an sich erlebt hatte; und jetzt, wo er es am allerwenigsten brauchen konnte, musste es ihn heimsuchen.
    Aber immerhin verfehlten die Tränen ihre Wirkung auf den Beamten nicht. »Hören Sie, junger Mann, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich kann Ihnen nur sagen, dass in dieser Nacht keine Frau so fortgeschrittenen Alters verhaftet worden ist. Um es genauer zu sagen, keine amtliche Stelle meldet jemanden in dieser Altersgruppe. Hilft Ihnen das weiter?«
    Flinx nickte. Es half ihm, wenn auch nicht so, wie er gehofft hatte. »D-danke, vielen Dank, Sir.«
    »Warten Sie, junger Mann! Wenn Sie mir Ihren Namen sagen, kann ich Ihnen vielleicht einen Gendarmen schicken ... « Das Bild löste sich auf, als Flinx die Verbindung unterbrach. Seine Credcard sprang ihm aus dem Schlitz entgegen. Er schob sie in seine Hemdtasche, während er sich mit der anderen Hand die Augen wischte. Ob der Beamte sich wohl die Mühe machen würde, den Anruf zu überprüfen? Wahrscheinlich nicht. Einen Augenblick lang hatte der Bürokrat gedacht, der Anruf käme von irgendeinem Witzbold, der sich über ihn lustig machen wollte. Wenn er ein wenig darüber nachdachte, würde er sich vielleicht wieder zu dieser Meinung durchringen.
    Niemand im Alter von Mutter Mastiff war also verhaftet worden oder befand sich in polizeilichem Gewahrsam. Nicht im Vermisstenbüro, was schon schlimm war, aber auch nicht in der Leichenhalle, und das war gut, weil es ihn in seinen ersten Überlegungen bestärkte: Mutter Mastiff war von Unbekannten verschleppt worden, deren Motiv für ihn ebenso geheimnisvoll blieb wie ihre Identität. Er blickte durch das Fenster der kleinen Telefonzelle auf den hochaufragenden, fremden Wald hinaus, in dem sie und ihre Entführer allem Anschein nach verschwunden waren, und Erschöpfung überfiel ihn. In der Komzelle war es drückend heiß.
    Der Stuhl in der Zelle war bewusst unbequem, aber der Boden war geheizt und nicht viel härter. Das war eine der Situationen, wo ihm seine bescheidene Größe nützlich war, dachte er, während er es sich auf dem Boden halbwegs bequem machte. Für Pip war in dem engen Raum wenig Platz, also musste sich die Flugschlange widerstrebend mit der Komeinheit begnügen. Falls jemand hereinkam, um ein Gespräch zu führen, würde er einen Schock fürs Leben erleiden.
    Es war heller Morgen, als Flinx schließlich aufwachte, steif und verkrampft, aber geistig ausgeruht. Er stand auf und streckte sich, schob die Tür auf und trat ins Freie. Im Norden lagen die Ausläufer des scheinbar endlosen Waldes, der von den gemäßigten Zonen Moth bis in die Polarregionen reichte. Im Süden lag die Stadt, freundlich, vertraut. Es würde hart sein, ihr den Rücken zu kehren.
    Pip flatterte über ihm, beschrieb einen Kreisbogen in der Luft, stieg dann auf und nahm Kurs nach Nordwesten. Wenige Minuten später war der Minidrach wieder zurück. So bestätigte er wortlos seine Gefühle der vergangenen Nacht. Mutter Mastiff war hier durchgekommen. Flinx überlegte einen Augenblick lang. Vielleicht hatten ihre Entführer sie in der Absicht, etwaige Verfolger abzuschütteln, in den Wald geschleppt, um von dort in einem Bogen in die Stadt zurückzukehren.
    Doch wie sollte er das sicher wissen? Die Behörden würden ihm nicht weiterhelfen können. Also gut. Er hatte sich immer gut darauf verstanden, Informationen aus Fremden herauszukitzeln. Sie schienen ihm instinktiv zu vertrauen und sahen in ihm einen körperlich wenig eindrucksvollen, allem Anschein nach nicht besonders intelligenten Jungen. Er würde hier ebenso leicht Nachforschungen anstellen können wie auf dem Marktplatz.
    Er verließ die Zelle und die Gegend mit den Sägemühlen und begann seine Ermittlungen, indem er die Leute befragte, die

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