Flinx
besonders phantasiebegabter Mensch, aber er war ein scharfer Beobachter und verstand sich darauf, die Dinge so zusammenzufügen, dass man Schlüsse daraus ziehen konnte.
Hier stand ein Paar von Außerplanet, sichtlich auf Abenteuer aus, und betätigte sich in aller Seelenruhe an einem Codeschloss, an einem ganz unauffälligen Laden am Ende einer Seitengasse, und das in einer finsteren, feuchten Nacht. Das und die Art und Weise, wie die Frau zu ihm gesprochen hatte, passte einfach nicht zusammen.
Joppe ließ den Nadler los und nahm die Hand aus der Tasche. Langsam spreizten sich seine Finger, so dass die beiden sehen konnten, dass er keine Waffe hielt. Er nickte, lächelte der Frau schief zu und zog sich zurück. Sie erwiderte sein Lächeln. Er zog sich weiter zurück, bis die Schatten ihn wieder einhüllten, und blieb dann hinter einer schützenden Steinmauer stehen. Er holte tief Luft und ließ sie dann wieder aus sich heraus. Sein Puls jagte. Unfähig, seine Neugierde im Zaum zu halten, drehte er sich um und spähte um den Mauerrand herum. Die Frau hatte sich nicht von der Stelle gerührt und starrte immer noch zu ihm herüber. Der Mann hatte sich wieder seiner Arbeit zugewandt.
Den beiden war er nicht gewachsen, das wusste Joppe genau. Ohne sich noch einmal umzusehen, wandte er sich um und trottete davon, in Richtung Hauptstraße. Er war enttäuscht über sein Pech, und immer noch hungrig. Was das seltsame Paar betraf, so widmete er ihm keinen weiteren Gedanken. Solche Leute waren auf ganz anderem Niveau als Joppe und seinesgleichen tätig, und es war besser, man vergaß sie einfach. Sie anzuzeigen, hätte nur Ärger eingebracht, seitens der Polizei oder seitens der Profis - oder beiden.
»Ein vernünftiger Bursche«, sagte die Frau nachdenklich und wandte sich ihrem Begleiter zu. »Ich dachte schon, er würde uns Ärger machen.«
»Gut für ihn, dass er es nicht getan hat«, pflichtete er ihr bei. »Für solche Albernheiten haben wir jetzt wirklich keine Zeit. Jetzt nicht.« Seine Fingerspitzen huschten über die Tasten der schwarzen Scheibe.
»Wie kommen Sie voran?« fragte die Frau und spähte ihm über die Schulter.
»Was meinen Sie denn?«
»Sie brauchen ja nicht gleich sarkastisch zu werden«, meinte sie ruhig.
»Das ist ein Sechsundzwanziger, neuestes Modell«, teilte er ihr mit. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass jemand in diesem Slum die Mühe und die Kosten auf sich nehmen würde, sich so ein Modell zuzulegen. Der Betreffende legt offenbar großen Wert darauf, ungestört zu bleiben.«
»Tun Sie das nicht?«
»Sehr komisch.« Plötzlich ließ die Scheibe ein leises Piepen ertönen, und die Ziffern auf der winzigen Skala blieben stehen. »Das war's.« Der Tonfall des Mannes war entspannt. In der Art und Weise, wie er das sagte, war keine Freude, nur kühle, professionelle Befriedigung. Er berührte die Tasten, die an fünf Punkten in gleichen Abständen rings um die schwarze Scheibe angebracht waren. Wieder ein Piepen und noch eines. Die Leuchtziffern verschwanden. Er steckte die Scheibe in seinen Mantel zurück. Sein Mantel wies eine ganze Anzahl Innentaschen auf, die alle mit Gegenständen von der Art angefüllt waren, dass sich jedem Polizeichef die Nackenhaare gesträubt hätten. Der Mann griff an die Tür und schob. Sie glitt leicht zur Seite. Nach einem letzten flüchtigen Blick die enge Gasse hinauf traten die beiden ein.
Jetzt erwachte das Mittelteil der Gürtelschnalle des Mannes zum Leben und warf einen eng gebündelten, kräftigen Lichtstrahl. Im nächsten Augenblick kam ein weiterer Lichtstrahl aus der Brosche seiner Begleiterin hinzu. Sie schlenderten in dem Laden herum, sahen sich die ausgestellten Waren an und rümpften gelegentlich die Nase, wenn irgendein Stück einen zu hohen Preis hatte. Dann erreichten sie eine innere Tür mit einem einfacheren Schließmechanismus.
Sie öffneten sie und sahen sich in dem Wohnbereich um. »Da hat sich jemand ganz schön gewehrt«, meinte der Mann leise.
»Der Junge - oder seine Adoptivmutter, was meinen Sie?« Die Frau trat neben ihn, bückte sich, um einen umgekippten Tisch und die kleine silberne Vase zu untersuchen, die von ihm gefallen war. Die Vase war leer. Sie stellte sie vorsichtig hin.
»Vielleicht alle beide.« Ihr Begleiter war bereits damit beschäftigt, den größeren der beiden Schlafräume zu inspizieren. Sie gingen sehr methodisch vor: Küche, Schlafzimmer, Toilette, Bad.
Als sie fertig waren - und sie brauchten dazu
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