Flinx
überwacht wird, wo sie schon den Boden so gründlich sichern.«
»Dagegen würde ich nicht wetten.« Flinx deutete auf den Turm. »Wir könnten natürlich einfach mit dem Skimmer auf sie losfliegen. So viele Gebäude sind das ja nicht. Vielleicht könnten wir Mutter Mastiff finden und sie rausholen, ehe die reagieren.«
Lauren studierte die Anlage sorgfältig. »Es gibt nichts Kostspieligeres als eine provisorische Anlage, die so hergerichtet ist, dass sie dauerhaft aussieht. Ich vermute, dass in dieser Anlage zwischen dreißig und hundert Leute sind. Die würden ganz bestimmt keine so komplizierten Sicherungsanlagen bauen, wenn sie nicht auch bereit wären, irgendwelche Eindringlinge abzuwehren. Vergessen Sie nicht, wir sind nur zu zweit.«
»Zu dritt«, korrigierte sie Flinx. Ein zufriedenes Zischen ertönte von seiner Schulter.
»Der Überraschungseffekt ist eine Menge wert«, fuhr Lauren fort. »Vielleicht ebensoviel wie zehn Leute, aber mehr nicht. Als Leichen nützen wir Ihrer Mutter gar nichts. Vergessen Sie auch nicht, dass sonst niemand weiß, dass wir hier sind. Wenn wir es nicht schaffen, ist sie erledigt.«
»Ich weiß, dass die Chancen nicht besonders gut stehen«, sagte er gereizt. »Aber irgend etwas müssen wir doch tun.«
»Das werden wir auch. Sie erinnern sich doch an die abgeholzte Stelle, die wir heute überflogen haben?« Flinx überlegte einen Augenblick lang und nickte dann. »Damit gleichen wir unsere Chancen aus. Das ist eine bessere Waffe als das hier.« Damit schlug sie auf den Schulterriemen ihres Karabiners. »Sogar besser als diese Schlange, die Ihnen auf der Schulter sitzt. Ich kann das Vertrauen, das Sie für diese Monstrosität empfinden, nicht teilen.«
»Sie haben Pip noch nicht in Aktion gesehen«, erinnerte er sie. »Aber ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Sie stand auf und wischte sich die Erde und Borkenreste vom Overall. »Das werden Sie schon sehen«, versicherte sie ihm, »aber wir müssen verdammt vorsichtig sein.« Sie blickte auf das Camp hinunter. »Ich wünschte, ich hätte eine bessere Idee, aber mir fällt sonst nichts ein. Die haben ganz bestimmt Posten aufgestellt und überwachen auch dieses Alarmsystem, das sie geschildert haben. Wir wissen nicht einmal, in welchem Gebäude Ihre Mutter untergebracht ist. Wenn wir schon alles auf einen einzigen blinden Angriff setzen wollen, dann muss der verdammt gut sein.
Die Waffe, die ich im Sinn habe, ist nicht sehr Verlässlich. Sie wirkt nach beiden Richtungen. Aber ich riskiere lieber eine Gefahr, mit der ich vertraut bin. Gehen wir zum Skimmer zurück.«
Sie machte kehrt und bahnte sich ihren Weg durch das Unterholz. Flinx stand auf und schloss sich ihr an, obwohl es ihn Überwindung kostete, die Lichter des Camps zu verlassen, die wie Augen von Reptilien in der Nacht funkelten, bis schließlich die Bäume sie verschluckten.
Sie hatten die Hälfte des Weges zu der kleinen Lichtung zurückgelegt, wo sie den Skimmer geparkt hatten, als ihn die Empfindung durchlief. Wie gewöhnlich kam sie völlig überraschend, aber diesmal war sie ganz anders als seine vorherigen Wahrnehmungen. Zum einen war sie nicht mit einem Gefühl des Schmerzes verbunden, und zum anderen kam sie nicht aus der Richtung des Lagers. Sie ging von einer anderen Quelle aus und trug seltsamerweise Nebentöne von Bedrängnis mit sich, wenn auch einer recht verwirrenden Art.
Sie ging von Lauren aus und war auf ihn gerichtet.
Da war keine Liebe, kein großartiges Aufwärmen des beiläufigen Kusses, den sie ihm im Skimmer gegeben hatte. Zuneigung, ja, und das war keineswegs das, was er sich erhofft hatte. Auch Bewunderung und noch etwas mehr. Etwas, das er nicht von ihr erwartet hatte, eine große Welle der Sorge um ihn, und in geringem Maße auch Mitleid.
Flinx hatte sich eine gewisse Fertigkeit angeeignet, die Empfindungen, die er aufnahm, zu sortieren und zu identifizieren. Und die, die er jetzt fühlte, waren nicht zu verkennen. Dieser Kuss war also nicht nur kein Ausdruck wahrer Liebe gewesen - er war noch viel weniger gewesen. Sie bedauerte ihn.
Er versuchte, die Gefühle von sich zu schieben, nicht nur aus Enttäuschung, sondern auch, weil sie ihn verlegen machten. Das war noch schlimmer, als in das Bewusstsein eines anderen hineinzusehen. Er las ihr Herz, nicht ihre Gedanken. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte den Fluss nicht zum Versiegen bringen. Er konnte den Strom der Emotionen ebensowenig aufhalten, wie er ihn bewusst
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