Flirt mit dem Tod
verfiel in sein übliches Knurren.
»Detective Winters ist auf dem Weg hierher.«
»Gut. Ich habe etwas gefunden, aber wir warten, bis er da ist. Ich habe keine Lust, alles zweimal zu erzählen. Falls Sie Finn suchen, er ist mit Miss Zickig im Wohnzimmer.«
Wenn sie sich nicht ganz täuschte, mochte Wood Dominic wirklich gern. Was einem Wunder nahe kam, denn Wood schien niemanden zu mögen. Das bestärkte Elena in der Idee, die bereits am vergangenen Abend begonnen hatte, in ihrem Kopf herumzuspuken. Sie musste nachher unbedingt mit Wood sprechen, ihr würde er zwar keinen Gefallen tun, Dominic aber schon.
Auf dem Weg ins Wohnzimmer sah sich Elena in dem Haus um. Es war geschmackvoll und nicht gerade billig eingerichtet. So, wie auch die Wohngegend nicht gerade preisgünstig war. Isabelle Vermont hatte Geschmack und Geld, soviel stand fest. Es konnte sich durchaus um einen alltäglichen Raubüberfall oder einen schiefgelaufenen Einbruch handeln.
Als sie das Wohnzimmer betrat, erwartete Elena die nächste Überraschung. Sam Finn und die Frau, bei der es sich vermutlich um das Opfer handelte, saßen auf einem der zwei großen Sofas. Und über die Frau gebeugt stand Dr. Connelly – höchstpersönlich – und suchte nach DNA-Spuren unter deren Fingernägeln. Sie hatte gerade einen kleinen Spatel unter den Mittelfinger der linken Hand geschoben, als sie aufsah. »Hallo Detective.«
»Guten Morgen, Doktor. Ich hoffe, es hat Ihnen keine Umstände gemacht, herzukommen. Ich hatte nur darum gebeten, dass jemand von der Gerichtsmedizin kommt. Man hätte Sie nicht persönlich schicken müssen.«
»Ich weiß. Aber in diesem Fall muss ich die Untersuchungen selbst in die Hand nehmen.« Sie sah Elena mit eindringlichem Blick an. Und Elena verstand. Die Pathologin war wegen Dominic hier. Ebenso wie Wood, der sicherlich ebenfalls nicht selbst zu diesem Tatort hätte kommen müssen. Coleman, dieser verdammte Kerl, schien einen ganzen verdammten Fanclub zu haben. Und sie schien, ohne es bemerkt zu haben, ein Teil davon geworden zu sein.
»Ich verstehe«, sagte sie zu der Ärztin. »Wir sind froh, Sie hier zu haben.«
Connelly nickte ihr knapp zu. Sie hatte den verschlüsselten Dank verstanden und beugte sich wieder über das Opfer.
»Hi«, grüßte Sam Finn. »Darf ich vorstellen? Detective St. James – Miss Isabelle Vermont.«
»Guten Morgen, Miss Vermont.«
»Ich würde Ihnen ja gern die Hand geben, Detective, aber das scheint im Moment nicht möglich zu sein.« Die Stimme der Frau hatte etwas Hochmütiges, Blasiertes, an sich. Sie wirkte nicht wie ein Opfer, sondern wie eine sehr erfolgreiche Frau, die wusste, was sie wollte und das auch bekam.
Sie war Elena vom ersten Moment an unsympathisch. Nicht nur, weil sie sehr groß, schlank und wunderschön war. Sie musste ein paar Jahre älter als Elena sein, aber sie war pure Eleganz und selbst in dieser Situation eine glamouröse Erscheinung.
Und sie hatte mit Dominic geschlafen.
Verdammt! Sie musste diesen Gedanken beiseiteschieben. Er war absolut fehl am Platz, wenn sie professionell arbeiten wollte. Finn und Connelly würden sich blendend amüsieren, wenn sie einer Frau die Augen auskratzte, nur weil diese in der Vergangenheit mal mit einem Mann geschlafen hatte, in den sie verliebt war. Mit dem Mann, der sich heute Nacht in ihr Bett geschlichen und sie in seine Arme gezogen hatte. Elenas Wangen wurden heiß.
Die Ankunft von Josh Winters und einem schicken Typen im dreiteiligen Anzug, die gleichzeitig durch die Tür stürzten, lenkte sie ab.
»Detective Winters«, stellte sich Josh dem Opfer vor und erntete nach einer vollständigen Musterung – von oben nach unten und wieder zurück – ein anerkennendes Lächeln.
Der Anzugträger stellte sich als Miss Vermonts Anwalt vor, Rechtsanwalt Richard Clifford.
»Warum glauben Sie, einen Anwalt zu brauchen?«, wollte Elena wissen. Sie sah die Frau, genau wie Winters, Finn und Connelly, erstaunt an.
»Damit meine Rechte gewahrt bleiben.« Vermont deutete mit der Hand, die Connelly gerade nicht untersuchte, auf den Couchtisch, auf dem der Boston Globe vom Vortag lag. »Ich kann Ihnen sicher sagen, dass ich ein Opfer dieses Mörders bin. Ich kann Ihnen aber noch viel sicherer sagen, dass ich auf keinen Fall beabsichtige, jemals auf irgendeiner Titelseite zu landen, es sei denn, dort würde verkündet, ich hätte den Immobiliendeal des Jahrtausends an Land gezogen.« Sie hob eine der dünn gezupften Augenbrauen, als
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