Flirt mit dem Tod
auf eine Frau gerufen worden. Sie wurde vor ihrem Haus angegriffen und konnte den Täter gemeinsam mit einem Nachbarn in die Flucht schlagen.«
»Okay?«
Sam verstand die unausgesprochene Frage. »Wir konnten den Angreifer nicht schnappen. Aber die Frau behauptet, sie habe mit Dominic geschlafen.«
Elena schloss die Augen und fuhr sich mit der Hand über die Schläfe, hinter der es schon wieder dumpf zu pochen begann. »Ist das sicher?«
»Na ja, sie hat den Zeitungsartikel über ihn gelesen und ihn angeblich wiedererkannt. Vor sechs oder sieben Jahren will sie was mit ihm gehabt haben.«
»Okay. Wie heißt sie und wo ist sie jetzt?«
»Ihr Name ist Isabelle Vermont. Die Adresse schicke ich dir gleich aufs Handy.«
Elena überlegte einen Augenblick. Am liebsten hätte sie sich mit Dominic – der immer noch in ihrem Bett lag – beraten, aber das ging nicht. »Lass die Spurensicherung kommen. Sie sollen den Tatort genau unter die Lupe nehmen. Und lass das Opfer von jemandem von der Gerichtsmedizin untersuchen, Fingernägel und so weiter. Vielleicht hat sie ihren Angreifer gekratzt.«
»Alles klar.«
»Ich komme zu ihrem Haus, so schnell ich kann. Schick mir die Adresse und gib Josh Bescheid.«
Sie legte auf und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Mann zu, der mit verstrubbelten Haaren in ihrem Bett saß und auf der linken Wange einen Kissenabdruck hatte. Den Abdruck ihres Kissens. Neugierig hatte er ihren Teil des Telefonats verfolgt. Als sie auflegte, sah er sie erwartungsvoll an.
»Was hast du in meinem Bett verloren?«
»Überraschung«, versuchte er es mit einem kläglichen Scherz.
»Verdammt, Dominic! Ich habe dich nicht in mein Haus gelassen, damit du dich in mein Bett schleichst.«
Sein Lächeln verschwand. »Ich weiß.« Er senkte den Kopf. »Keine Ahnung, was ich mir dabei gedacht habe. Es tut mir leid. Irgendwie …«, einen Moment lang herrschte Stille, »irgendwie wollte ich nicht allein sein.« Er schlug die Decke zurück. »Es tut mir wirklich leid.« Er stand auf und ging zur Tür.
»Dominic, kennst du eine Isabelle Vermont?«
*
Dominic war schon fast an der Tür, blieb aber stehen. Ohne sich zu ihr umzudrehen, seufzte er und legte den Kopf in den Nacken. »Ich habe mit ihr geschlafen.«
Als sie nichts erwiderte, blickte er über die Schulter. Seine Partnerin kniete im Bett, in einem hässlichen, karierten Pyjama, die blonden Locken eine wilde Wolke. Ihr Gesicht wirkte im Schein der Nachttischlampe blass, unter ihren Augen lagen dunkle Ringe. Und sie sah aus wie das wunderschönste, begehrenswerteste Wesen, das ihm je über den Weg gelaufen war. »Ist sie tot?«, fragte er tonlos.
»Nein. Sie wurde überfallen, hat ihren Angreifer aber in die Flucht geschlagen.«
»Okay.« Erleichterung. »Rufst du mich an, wenn es etwas Neues gibt?«
»Ja sicher. Das mach ich.«
Dominic drehte sich wieder um und ging ins Gästezimmer.
Er legte sich ins Bett und starrte an die dunkle Decke. Er hörte im Bad das Wasser rauschen, hörte sie leise mit den Schranktüren klappern, murmelnd mit Rabbit sprechen. Zwanzig Minuten nach Detective Finns Anruf fiel die Haustür hinter ihr ins Schloss und er wusste, in dieser Nacht würde er keinen Schlaf mehr finden.
*
Als Elena vor Isabelle Vermonts Haus eintraf, hatte sie einmal mehr das Gefühl, in eine Parade des vierten Juli geraten zu sein. Rote, weiße und blaue Lichter zuckten durch die Nacht. Die Anwohner der Straße hatten sich in Morgenmänteln und schnell gegen die Kälte übergeworfenen Jacken auf den Gehsteigen versammelt, um den Überfall zu diskutieren.
Elena beugte sich unter dem Absperrband durch und hielt dem jungen Officer, der sie anhalten wollte, ihre Marke hin. »Guten Morgen, Officer« Sie las seinen Namen vom Schild an seiner Uniformjacke ab. »Selinger. Ich suche Detective Finn.«
»Er ist im Haus, Ma’am und spricht mit dem Opfer.«
»Danke.« Elena ging um den weiträumig abgesperrten Bereich um das Fahrzeug des Opfers herum und betrat durch die offene Tür das Haus.
In der Küche fand sie Lieutenant Wood, der in ein ziemlich abgenutztes Notizbuch schrieb. »Guten Morgen, Lieutenant.«
»Dieser Morgen hat mit Sicherheit nichts Gutes an sich«, knurrte er und blickte auf. Sie hatte fast das Gefühl, dass sein Blick einen Hauch freundlicher wurde, als er sie erkannte. »Wie geht es Coleman?«
»Er kommt zurecht.«
»Ja, das kommt er immer. Wo ist dieser windige Kerl, mit dem Sie jetzt zusammenarbeiten?« Wood
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