Flirt mit dem Tod
andere auf ihrer Seite des Schreibtischs. Dann schälte sie sich aus Mantel und Schal. Als sie sich setzte und an ihrem Kaffee nippte, verzogen sich ihre Gesichtsmuskeln.
»Immer noch nicht dran gewöhnt, was? Hat keiner deiner Verehrer Zeit gehabt, dir bei Starbucks einen anständigen Milchkaffee zu holen?«
Elena warf spielerisch einen Bleistift nach Dominic. »Hör auf damit«, zischte sie. Aber sie lächelte dabei. Ein zufriedenes Lächeln. Fast so wie in der vergangenen Nacht, als er … Sie war zwar offensichtlich mit nervöser Energie vollgepumpt, aber ihr ging es genau wie ihm, endlich war ein Ende dieses Dramas in Sicht gerückt.
»Meine Mom hat mich heute Vormittag angerufen. Sie will, dass wir morgen zum Essen kommen. Es wird ein Familienessen.« Sein Blick bohrte sich in ihren.
»Wir?« Ihr Herz schlug schon wieder schneller. Sie war zwar schon einmal zu einem Familienessen eingeladen gewesen, und in ein weiteres war sie hereingeplatzt, um Dominic abzuholen, aber da war sie nur seine Partnerin gewesen. Jetzt war sie eine Frau, die mit Dominic geschlafen hatte. Und diese Einladung hatte nichts mit ihrer beruflichen Partnerschaft zu tun.
Er schenkte ihr ein schiefes Grinsen. »Ja, wir beide. Meine Familie wird dich ausquetschen und wir dürfen nebeneinandersitzen und unter dem Tisch Händchen halten.«
Elena lachte. »Deine Familie hat mich schon ausgequetscht. Aber das mit dem Händchenhalten klingt gut. Ich muss morgen aber auf jeden Fall meine Großmutter besuchen. Danach komme ich gern zu deinen Eltern.«
Als sich die Tür öffnete, blickten alle im Büro auf.
Staatsanwalt Marcus stürmte herein. Er stellte seinen Koffer auf Judys Schreibtisch, zog seinen Mantel aus und warf ihn daneben. Dann rieb er sich unternehmungslustig die Hände. »Also los, fangen wir an.«
Dominic und Elena begaben sich, begleitet von Josh, Steve und dem Staatsanwalt in den Gewahrsamstrakt im Keller des Departments.
Gemeinsam betraten sie die hell erleuchteten Räumlichkeiten. Hier unten gab es nur sehr kleine Fenster, hoch über dem Boden. Das Licht war künstlich und die Luft wurde durch ein leise summendes Belüftungssystem hereingepumpt und wieder abgesaugt.
Officer Stapler, der diensthabende Beamte, blickte von seinem Schreibtisch auf. Von einem Monitor aus konnte er den Trakt mit den insgesamt zehn Zellentüren überwachen. Der Gang war mit einer Gittertür verschlossen, den Schlüssel dazu hatte Stapler. Die Zellentüren mussten ebenfalls von ihm aufgeschlossen werden. Nachher konnten die Cops sie ins Schloss fallen lassen. Das hatte den Vorteil, dass er nicht die ganze Zeit danebenstehen und warten musste, bis die Detectives mit ihren Befragungen fertig waren.
Stapler grüßte freundlich, ließ sie in den Gang und schloss Mones Zelle auf.
Der Anblick, der sich ihnen bot, ließ alle kollektiv aufstöhnen. Mones hatte sich mit seiner Jeansjacke an den Stäben des Fenstergitters erhängt.
Dominic und Steve stürmten gleichzeitig los. Steve umfasste Mones Beine und hob den Körper an, während Dominic den Puls am Hals des Inhaftierten fühlte. Er schüttelte den Kopf und ließ seine Hand sinken. »Zu spät.«
Steve ließ den Leichnam los und trat einen Schritt zurück. »Verdammt! Vor einer halben Stunde war er noch quicklebendig.« Er fuhr zu Stapler herum, der mit kalkweißem Gesicht im Türrahmen stand. »Wer war hier? Wer ist, nachdem ich gegangen bin, verdammt noch mal, in dieser Zelle gewesen? Wer, außer mir, hat mit Mones geredet?«
Stapler wich vor ihm zurück. »Niemand«, stotterte er. »Hier war niemand.«
»Waren Sie die ganze Zeit auf ihrem Posten?« Steves Augen verengten sich zu Schlitzen. Er trat noch näher an den Officer heran. »Waren Sie die ganze Zeit auf ihrem Platz?«
Stapler antwortete mit Ja, aber er hatte den Bruchteil einer Sekunde zu lange gezögert.
Er log.
Elena legte Steve eine Hand auf den Arm. Sie würde das hier übernehmen, bevor der Detective handgreiflich wurde. Denn lange würde sich Steve nicht mehr zurückhalten können.
Mit einem freundlichen Lächeln wandte sie sich dem blassen Mann zu. »Was haben Sie gemacht, Officer Stapler? Waren Sie auf der Toilette, ohne sich abzumelden?«
»Nein.« Seine Wangen wurden feuerrot, was angesichts seines ansonsten totenbleichen Gesichts grotesk aussah. »Ich habe kurz mit meiner Frau telefoniert. Sie hat mich auf dem Handy angerufen.«
Elena zog ihr eigenes Handy aus der Tasche und sah auf das Display. »Hier unten
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