Flirt mit dem Tod
mit Fallakten stand offen neben dem Couchtisch, einige der Unterlagen waren auf dem Sofa und dem Tisch ausgebreitet. Sein Laptop stand auf dem kleinen Tresen, der die Küche vom Wohnzimmer trennte. Den Tresen nutzte er eigentlich hauptsächlich zum Lagern alter Sportzeitschriften.
Die Küche diente fast ausschließlich zum Kaffeekochen und zum Aufwärmen von Marias Gerichten. Zur Aufbewahrung der Reste hatte er sich sogar eine kleine Kühltruhe zugelegt. Die Staubschicht, die Dominic sein Eigen nannte, war in der ganzen Wohnung gleichmäßig verteilt. Hier und da fanden sich Kleidungsstücke, die er einfach hatte fallen lassen und die dann möglicherweise wochenlang über einer Sessellehne oder auf einem der Barhocker am Tresen liegen blieben. Ordnung war nicht unbedingt seine Stärke, das zeigte seine Wohnung deutlich. Ganz im Gegensatz zu Elenas Haus.
Doch sie sagte nichts. Nachdem sie sich umgesehen hatte, wandte sie sich ihm zu und zog die Kopie eines Führerscheins aus der Akte, die sie unter dem Arm hielt. Ohne etwas zu sagen, hielt sie ihm das Blatt hin.
13.
J im Stowe und Judy Paxton saßen an ihren sich gegenüberliegenden Schreibtischen und starrten auf ihre PC-Monitore. Sie hatten jeweils eine Kopie von Diamonds Akte, die Tracy Collette ihnen besorgt hatte, vor sich liegen und gingen die Dinge durch, die sie über die Prostituierte herausgefunden hatten.
»Ihr Konto und ihre Kreditkartenabrechnung sind sauber. Sie hat nur minimale Beträge eingezahlt, vermutlich das, was sie von ihrem Verdienst erübrigen konnte. Keinerlei Auffälligkeiten«, fasste Judy das zusammen, was auf ihrem Bildschirm zu lesen war.
Sie trank einen Schluck Kamillentee, ohne den Blick vom Monitor zu lösen. Heute Morgen hatte sie sich nicht wohlgefühlt, und es ging ihr immer noch nicht gut. Entweder hatte sie sich eine deftige Grippe eingefangen oder, ja, oder es war endlich so weit. Jared und sie versuchten schon seit einer ganzen Weile, ein Kind zu bekommen. Aber der Stress in ihren Jobs – ihrer bei der Mordkommission und seiner als Drogenfahnder – machten es ihnen nicht gerade leicht. Es war noch nicht einmal einfach, gleichzeitig zu Hause zu sein, wie die vergangene Nacht einmal mehr gezeigt hatte. Jared war bei einer Razzia gewesen, anstatt sie in den Armen zu halten. Und wenn sie daran dachte, wie sie heute Morgen wieder einmal aus dem Bett geklingelt worden war, weil man noch zwei Leichen dieses Verrückten gefunden hatte … Manchmal war das alles ein verdammter Mist. Sie dachte an den Schwangerschaftstest, der im Schränkchen unter dem Waschbecken in ihrem Bad lag, und den zu machen sie heute Morgen schon wieder nicht die Zeit gefunden hatte.
Sie blickte zu Stowe hinüber. Sie mochte ihren Partner und arbeitete gern mit ihm zusammen. Und sie würde ihn vermissen, wenn sie ein Kind bekäme. Aber auf den restlichen Trubel, der sich hier gerade abspielte, konnte sie gut und gern eine Weile verzichten.
Ihr Telefon klingelte. Sie nahm den Hörer ab, ohne den Blick vom Monitor zu lösen. »Paxton, Morddezernat.«
»Hey Baby, was hast du an?«
Wenn man vom Teufel sprach – oder in ihrem Fall: An ihn dachte. Sie musste lachen. Auch nach sechs Jahren Ehe war dieser verteufelte Mistkerl der Einzige, den sie wollte. Fast beängstigend.
»Hey Darling. Seid ihr fertig mit eurer Aktion?«, fragte sie.
»Ja, das auch. Aber ich rufe dienstlich an.« Augenblicklich setzte sich Judy in ihrem Stuhl auf. »Schieß los.«
»Wie viele Rückenmassagen bekomme ich von dir, wenn ich den entscheidenden Hinweis in euren Doppelmorden gefunden habe?«
Judys Herz begann zu galoppieren. Sie winkte über den Tisch, um Jim auf sich aufmerksam zu machen. »Lass mich überlegen. Jeden Tag, an dem wir zufällig gleichzeitig zu Hause sein sollten, eine. Bis ans Ende deines Lebens. Jim sitzt neben mir. Ich schalte dich auf den Lautsprecher.« Sie drückte die Taste und wartete, bis Jim und ihr Mann sich kurz begrüßt hatten. »Also, schieß los.«
»Wir haben heute Nacht ein paar kleine Dealer hochgenommen, um ihre Hintermänner dranzukriegen. Einer von ihnen, Richard Mones – auch genannt: Ricky, die Ratte – hat ziemlich große Töne gespuckt, dass er wisse, wer die Doppelmorde begangen hat. Gegen einen Deal mit dem Staatsanwalt sei er bereit, es uns zu sagen. Wir haben ihn erst mal kaltgestellt, weil wir dachten, es wäre das übliche Geschwätz eines Wichtigtuers. Aber dann hat er etwas losgelassen, was wirklich
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