Flirt mit dem Tod
war neben ihn getreten.
Erschöpft fuhr sich Dominic durch das Haar. »Ich weiß nicht. Elena geht nicht ans Telefon. Das macht mir Sorgen.«
Geno setzte seine nachdenkliche Miene auf, die die Frauen reihenweise dahinschmelzen ließ. »Vielleicht ist sie noch was einkaufen gegangen, oder so. Probier es in fünf Minuten noch mal.« Er nickte in Richtung des Handys, das Dominic immer noch in der Hand hielt. »Du kannst doch jederzeit rausgehen. Das hier dauert noch Stunden.«
Dominic blickte in Richtung des Kreißsaals, in dem Leo und seine Frau verschwunden waren. »Du hast recht. Ich sollte mich nicht verrückt machen.« Er schob das Handy in seine Hosentasche und setzte sich neben seine Mutter, die seine Hand in ihre nahm und drückte. Eine tröstliche Berührung.
*
Was hatte er getan?
Jemand war an ihrem Haus gewesen und hatte gegen die Tür gehämmert. Dann hörte sie plötzlich nichts mehr. Als er zurückkam und sie aus dem Kofferraum holte, hatte sie riechen können, dass er seine Pistole abgefeuert hatte. Er hatte auf jemanden geschossen – denjenigen sehr wahrscheinlich sogar erschossen. O Gott! Hoffentlich war Dominic ihr nicht doch nach Hause gefolgt. Oder war es einer ihrer Nachbarn – oder sogar eine Nachbarin – gewesen. O Gott, o Gott, o Gott, o Gott!
Um nicht durchzudrehen, tat Elena das, was Entführungsopfer tun sollten. Sie versuchte, im Kopf dem Weg zu folgen, den ihr Entführer nahm. Steve fuhr aus der Straße, in der sie wohnte, bog links ab und verließ das Wohngebiet. Dann fuhr er auf die Umgehungsstraße. Das konnte sie an den Geräuschen der Reifen auf dem Asphalt und der Geschwindigkeit, die sich daraus ergab, abschätzen.
Aber wohin fuhren sie? In Richtung Norden? Sie zermarterte sich den Kopf nach Steves Adresse, doch es wollte ihr nicht einfallen. Also versuchte sie, die Entfernung zu schätzen, die sie zurücklegten, indem sie die Sekunden zählte. Ihr Herzschlag dröhnte zu laut und zu schnell in ihren Ohren. Er übertönte alles andere. Sie musste versuchen, ruhig zu bleiben. Sie zwang sich, tief durch die Nase einzuatmen, was unter der modrigen alten Decke nicht gerade einfach war. Mit purer Willenskraft schaffte sie es, den Brechreiz in ihrem Hals zurückzudrängen.
Elena wusste, sie musste all ihre Kräfte zusammennehmen und vor allem ruhig bleiben. Dann hätte sie vielleicht eine Chance gegen Steve. Vielleicht.
*
Dominic wartete die fünf Minuten ab. Dann ging er nach draußen und versuchte noch einmal, Elena zu erreichen. Als er sein Handy einschaltete, fand er zwei Nachrichten auf seiner Mailbox. Vielleicht hatte sie sich schon bei ihm gemeldet.
Er hörte die erste Nachricht ab. Sie war von Josh. Kurz und knapp. »Ruf mich zurück, so schnell du kannst.«
Dominic wählte die Nummer des Kollegen, wurde aber an Winters Mailbox weiterverbunden. Genervt fluchte er und versuchte es mit der zweiten Nachricht. Sie war von Tracy, die ihm erzählte, was er schon wusste – sie konnte Elena nicht erreichen. »Ich habe die Informationen zusammengetragen, die sie über Steve haben wollte. Über seine Familie, seine Finanzen.« Eine kurze Pause und ein Seufzer. »Ich war der Meinung, ich sollte dir das besser sagen, auch wenn deine Partnerin mich gebeten hat, es für mich zu behalten.«
Informationen über Steve? Was sollte das? Er rief Tracy zurück. Ihr Apparat war besetzt. Also versuchte er noch einmal, Elena anzurufen. Sie nahm nicht ab.
Verdammt, was war hier los?
Dominic schaltete sein Handy wieder aus, ging zu seiner Familie zurück und zermarterte sich das Hirn darüber, warum Elena Steve überprüfen ließ.
Auf dem Weg vom Fahrstuhl zum Warteraum vor dem Kreißsaal kam er an unzähligen Bildern von Neugeborenen und ihren glücklichen Eltern vorbei, die hier entbunden hatten.
Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte auf die Fotos. Steve! Plötzlich schoss ihm durch den Kopf, was ihm vorhin komisch vorgekommen war. Es fehlte ein Bild! Erstaunlich, dass ihm das bei den Dutzenden von Fotos in Marias Flur überhaupt aufgefallen war. Aber eines fehlte. Und es zeigte ihn und Steve.
Elena ließ Steve überprüfen.
Steve war mit Mones zusammen gewesen.
Steve hatte Dienst, als die Tagebücher verschwanden.
Steve.
Steve.
Steve.
Jeder Faden endete plötzlich bei seinem ältesten Freund. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein.
Er rannte in den Warteraum zurück und ging vor seiner Mutter in die Hocke.
Maria blickte erschrocken von ihrer
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