Flirt mit dem Tod
befürchtet. Aber jetzt haben wir tatsächlich ein Problem. Unser Täter ist sehr wahrscheinlich ein Cop. Verdammter Mist!« Er schlug mit der flachen Hand auf das Lenkrad.
»Und wir haben es nicht nur mit irgendeinem Polizisten zu tun. Wie gesagt, Wood hat sich das Spiel heute ebenfalls nicht ansehen können.«
»Ja?« Josh klang wie ein Kind vor dem Weihnachtsmorgen. Diese Frau schaffte es wirklich, Spannung aufzubauen.
»Wood hat die schwarzen Fasern als Kaschmir identifiziert.«
»Kaschmir.«
»Ja. Und das, was an dem ganzen am Interessantesten ist, ist die Tatsache, dass Wood die gleichen Fasern auch an der Hose des Opfers gefunden hat. Und zwar genau an der Stelle, an der jemand Mones’ Beine umklammert hat.
»Was meinst du mit umklammert ?«
»Der Arm, der ihn erwürgt hat, war offensichtlich auch um seine Unterschenkel geschlungen. Warum, solltet ihr herausfinden. Die Person, die Mones erwürgt hat, hat auch seine Beine umklammert und trug dabei Kaschmir. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
Joshs Magen zog sich zusammen. Er konnte Kaschmir vielleicht nicht auf Anhieb erkennen, aber gestern hatten alle Kollegen des Dezernates Hemden – mit oder ohne Krawatte – getragen. Alle, bis auf einen. Einer hatte einen schwarzen Rollkragenpullover an. Und dieser Detective war der Einzige gewesen, der Mones allein gesehen hatte. Und er war derjenige, der seine Arme um Mones’ Beine geschlungen hatte, als sie die Zelle betreten hatten und ihn dort hängen sahen. Und er hatte den Rollkragenpullover nicht getragen, weil im Department die Heizung gesponnen hatte, das hatte ja niemand voraussehen können. Er hatte ihn getragen, weil er eine Verletzung am Hals hatte, die ihm Isabelle Vermont zugefügt hatte. So konnten auch die Tagebücher problemlos verschwinden.
Joshs Gedanken überschlugen sich.
»Verdammt!«, flüsterte er.
»Das kannst du laut sagen. Was soll ich tun, Josh? Wen soll ich informieren?«
Er hatte schon fast vergessen, dass er die Gerichtsmedizinerin noch in der Leitung hatte. Also riss er sich zusammen. »Versuch, Bergen zu erreichen. Sag es ihm, aber keinem sonst. Ich bin nicht weit von St. James’ Haus entfernt. Ich fahre bei ihr vorbei und spreche mit ihr. Dann sehen wir weiter. Dominic. Ich denke, Dominic kannst du auch anrufen, wenn Bergen einverstanden ist. Aber erzähl es sonst niemandem. Und bitte auch Wood, es keinem zu sagen.« Er beendete das Gespräch und startete den Motor.
Vielleicht gab es für das alles doch noch eine vernünftige Erklärung. Es war einfach unmöglich, dass einer seiner Kollegen ein mehrfacher Mörder war. Wenn er das Täterprofil in Gedanken überflog, dann gab es Punkte, die passten, andere wieder nicht. Er wusste nicht genug über Steves Privatleben und seine Vergangenheit. Wenn er die fehlenden Puzzleteile des Lebens seines Kollegen zusammengetragen hätte, würde das Profil wahrscheinlich ziemlich gut passen. Das sagte ihm zumindest sein Bauchgefühl.
Josh gab Gas. Er musste so schnell wie möglich zu Elena.
*
Elena parkte in ihrer Garage. Ihr Haus lag still und dunkel da. Im Gegensatz zu ihrem brannte in den Fenstern der anderen Häuser in ihrer Straße Licht. Familien saßen beim Essen zusammen, sahen sich das Spiel im Fernsehen an, hatten vielleicht den Kamin angezündet und kuschelten sich auf dem Sofa zusammen.
Sie rieb sich mit der Faust über die Brust, als ob sie die Einsamkeit in ihrem Herzen wegrubbeln könnte. Das Essen bei den Colemans hatte einmal mehr die Sehnsucht nach einer Familie – nach Zugehörigkeit – in ihr wachgerufen. Sie wusste nicht, wohin der Weg Dominic und sie führen würde, aber er behandelte sie mittlerweile so, als ob er wirklich mit ihr zusammen sein wollte, wenn das alles hier vorbei war. Und um der Ehrlichkeit Genüge zu tun, musste sie sich eingestehen, dass sie sich nicht nur in ihn, sondern auch in seine Familie verliebt hatte.
Mit einem Seufzer öffnete sie die Autotür und stieg aus. Das Licht in ihrer Garage war zwar eingeschaltet, aber trotzdem war es irgendwie unheimlich. Sie hatte einen Stein im Magen und die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf. »Verdammt«, murmelte sie. Sie hatte sich schon von Dominics Paranoia anstecken lassen. So ein Blödsinn. Alles war wie immer. Elena atmete tief durch, schloss das Garagentor und öffnete die Tür zur Waschküche.
In dem Moment, in dem sie nach dem Lichtschalter tastete, legte sich eine Hand von hinten auf ihren Mund und etwas Hartes und
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