Flirt mit dem Tod
Kaltes wurde gegen ihre Schläfe gepresst.
Elena keuchte entsetzt auf – durch die dicken Lederhandschuhe hindurch, die ihre Lippen zusammengepressten.
»Hallo Elena, schön dich zu sehen«, flüsterte eine heisere Stimme in ihrem Nacken.
Zwei Dinge wurden ihr gleichzeitig klar. Zum einen war es Steve, der sie von hinten umklammert hielt. Und das, was er gegen ihre Schläfe presste, war der Lauf einer Pistole. Mit Sicherheit die gleiche Pistole, mit der die Männer in der Tankstelle und den Supermärkten getötet worden waren.
Dann war es also wahr. Ihr Instinkt hatte sie nicht getrogen. Steve war der Mörder, nach dem sie suchten. Und sie hatte Dominic nichts von ihrem Verdacht erzählt, weil sie Angst hatte, seinen ältesten Freund zu Unrecht zu verdächtigen und es sich so vielleicht mit ihm zu verderben. Wie dumm sie doch gewesen war, sich nicht auf ihr Bauchgefühl zu verlassen. Wie dämlich, Dominics Reaktion über die Fakten zu stellen, die sie zusammengetragen hatte.
Steve kannte Dominic von allen Kollegen am längsten. Er war der Einzige, der Ricky Mones allein in seiner Zelle aufgesucht hatte. Als die Tagebücher verschwanden, hatte er Dienst. Das Fazit all der begangenen Morde lautete: Er hasste Dominic. Aber warum?
Steve riss sie aus ihren panisch kreisenden Gedanken. Er stieß die Tür mit dem Fuß zu. Dann presste er Elena mit dem Oberkörper dagegen und legte sein ganzes Gewicht von hinten dagegen, ein Bein presste er zwischen ihre Schenkel. »Wenn du schreist, bist du sofort tot. Verstanden?«
Sie nickte ruckartig. Steve nahm die Waffe von ihrer Schläfe und die Hand von ihrem Mund.
Zitternd holte sie Luft und überlegte, ob sie schreien sollte. Vermutlich keine gute Idee. Sie musste auf eine bessere Gelegenheit warten, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. Mit zusammengebissenen Zähnen ließ sie es über sich ergehen, dass er sie am ganzen Körper abtastete. Polizisten trugen Waffen – und vielleicht hätte sie sogar eine Chance gehabt, sie zu benutzen. Aber sie war natürlich nicht bewaffnet, dachte sie bitter. Sie hatte einen Besuch im Altenheim gemacht und war danach bei einem Familienessen gewesen. Da trug man normalerweise keine Pistole mit sich herum.
Bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte Steve ihre Arme auf dem Rücken zusammengezogen und ihr Handschellen angelegt. Er zog eines der Geschirrtücher aus ihrer Küche aus seiner Hosentasche und knebelte sie.
Dann, endlich, ließ er von ihr ab, schaltete das Licht im Flur an und schenkte ihr sein freundliches Lächeln.
Elenas Blick schweifte an ihm vorbei. Hinter ihm herrschte Chaos. Überall lagen ihre Sachen verstreut. Sie riss die Augen auf und versuchte, zu sprechen.
Steve übernahm diesen Teil für sie. »Ich habe die Kopien gesucht. Aber ein Teil davon fehlt. Ich bin mir sicher, du wirst mir später noch erzählen, wo du sie versteckt hast. Aber jetzt werden wir erst einmal zu mir fahren und es uns ein bisschen gemütlich machen.«
Er packte sie grob an den Handgelenken in ihrem Rücken und zog ihre Arme nach oben, bis ihre Schultergelenke es fast nicht mehr ertrugen. »Husch, husch. Wir haben noch viel vor heute Nacht.«
Sie wimmerte durch den Knebel und vor Schmerz traten ihr die Tränen in die Augen. Mit eisernem Willen drängte sie sie zurück. Sie durfte nicht weinen. Ihre Nase würde verstopfen und sie würde an dem verdammten Knebel ersticken. Sie musste sich zusammenreißen. Also biss sie auf das Geschirrtuch und versuchte, ein Stöhnen zu unterdrücken.
Steve riss ihre Arme noch ein Stück weiter hinauf. Mit nach vorn gebeugtem Oberkörper ging sie nun genau da hin, wohin er sie mit leichtem Druck dirigierte.
Er brachte sie zurück in die Garage und öffnete den Kofferraum ihres Wagens.
Einen Augenblick später erstarrten sie beide. Jemand hämmerte an die Haustür und rief ihren Namen.
Steve reagierte blitzschnell. Noch bevor sie sich in irgendeiner Weise bemerkbar machen konnte, stieß er sie in den Kofferraum und schloss die Klappe.
*
Josh spürte den Ruck, der durch seinen Rücken ging. Er hatte nur ein leises Plopp gehört. Eigentlich erstaunlich, dass er überhaupt etwas gehört hatte nach dem ganzen Lärm, den er veranstaltete, überlegte er einen Augenblick lang. Dann begann sein Körper plötzlich zu brennen und seine Beine gaben unter ihm nach. Er drehte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Es kostete ihn viel mehr Kraft, als es normalerweise sollte. Und dann sah er
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