Flirt mit dem Tod
erinnern, ob irgendetwas Besonderes oder Auffälliges in dieser Nacht passiert ist?«
Der Mann hob den Blick und sah sie zum ersten Mal direkt an. »Sie wollen wissen, ob ich den Mörder gesehen habe? Oder ob ich verfolgt worden bin?«
Elena lächelte ob der Scharfsinnigkeit des Alten. »So könnte man es auch nennen. Taxifahrer sind oft wachsamer und aufmerksamer als andere Verkehrsteilnehmer.«
»Es tut mir leid. Mir ist wirklich nichts aufgefallen. Ich habe niemanden bemerkt und hatte auch nicht das Gefühl, verfolgt zu werden.« Damit erhob er sich. »Wenn das alles ist? Ich bin schon ein paar Fuhren hintendran.« Entschuldigend zuckte er die Schultern.
Dominic legte eine Visitenkarte auf die Ausweispapiere, die noch auf dem Tisch lagen. »Vielen Dank, Mr. Rahija. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte.«
Sie verließen die Baracke so schnell wie möglich, ohne ins Rennen zu verfallen. Sie waren von dem Fieber gepackt, endlich eine heiße Spur zu haben, und ignorierten die Telefonistin, die hinter ihrem Schreibtisch einen weiteren Anruf angenommen hatte und ihnen winkte. Kaum hatte Elena die Tür hinter sich ins Schloss geworfen, zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte Lieutenant Bergens Nummer, während Dominic zur Fahrerseite des Wagens hastete. Er hatte den Motor schon angelassen, bevor Elena überhaupt die Beifahrertür öffnete. Ungeduldig wartete er, bis sie saß, und trat das Gaspedal durch.
Die Adresse, die ihnen der Taxifahrer genannt hatte, lag in einer gehobenen Wohngegend mit Stadtflair. Kleine Lebensmittelgeschäfte wechselten sich mit Gemüsehändlern, Coffeeshops, Weinbars und netten Kneipen ab.
Die dritte Person, der sie das Bild der Jane Doe zeigten, war eine ältere Frau, die mit ihrem Hund Gassi ging. »Aber natürlich kann ich Ihnen sagen, wer das ist.« Sie beäugte die Dienstmarken kritisch durch ihre dicken Brillengläser. Als sie sie für echt befunden hatte – man konnte ja heutzutage nie wissen –, fuhr sie fort. »Das ist Miss Edwards. Sie teilt sich mit Miss Ellis eine Wohnung. In dem Haus mit der blauen Tür.« Ihre von Altersflecken überzogene Hand wies ihnen die Richtung.
»Wann haben Sie Miss Ellis und Miss Edwards zum letzten Mal gesehen?«
»Oh. Ich weiß nicht.« Die alte Dame überlegte einen Moment. »Das muss schon ein paar Tage her sein.«
»Vielen Dank. Ich würde Ihnen gern noch eine Visitenkarte geben. Falls Ihnen zu Miss Ellis und Miss Edwards irgendetwas Außergewöhnliches einfallen sollte, melden Sie sich bitte noch einmal bei uns.«
»Das kann ich gern tun.« Die Frau nahm die Visitenkarte und verstaute sie umständlich in ihrer Handtasche.
Am Klingelschild und am Briefkasten stand tatsächlich N. Edwards & C. Ellis. Dominic klingelte. Niemand öffnete.
»Ich rufe Tracy an. Mal sehen, was sie herausfindet.« Nachdem er ein paar Minuten mit dem Handy am Ohr auf und ab gelaufen war, beendete er das Gespräch. Seine Augen leuchteten, als er sich zu Elena umdrehte. »Wir sind auf der richtigen Spur. Eine Natasha Edwards und eine Carole Ellis sind hier gemeldet. Beide haben keine Vorstrafen, aber auf Ellis ist ein blauer Toyota zugelassen.«
Elena suchte den Straßenrand mit den Augen ab. »Da drüben steht er.« Sie lief zu dem Wagen und blickte durch die Fensterscheiben. »Nichts Besonderes. Aufgeräumt und sauber.«
»Bergen beantragt einen Durchsuchungsbeschluss. Das dürfte nicht lange dauern. Und sie schicken uns Wood.« Dominic begann wieder, wie ein Tiger im Käfig auf und ab zu laufen.
Elena lehnte sich mit verschränkten Armen gegen den Kotflügel ihres Dienstwagens. Sie wollte sich ihre Anspannung und Aufregung nicht anmerken lassen. Aber wenn das hier tatsächlich die Wohnung ihres Opfers war, dann würden sie vielleicht auch dem Mörder ein Stück näherkommen – und vielleicht würden sie endlich die Tat begreifen können.
Der Durchsuchungsbeschluss traf kurz vor Lieutenant Wood und seinen beiden Mitarbeitern ein. Der Lieutenant knurrte irgendetwas, was Dominic zum Grinsen brachte. Sie schienen sich zu mögen, auf irgendeine Art, die Elena nicht nachvollziehen konnte. Sie hingegen konnte der Kriminaltechniker wohl immer noch nicht ausstehen. Mehr als ein knappes Nicken hatte er nicht für sie übrig.
Wood öffnete einen kleinen Werkzeugkoffer und machte sich an Natasha Edwards Tür zu schaffen. »Sesam, öffne dich«, murmelte er nach einer Weile und ließ die Tür aufspringen.
Die Wohnung war leer. Der stickigen
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