Flirt mit dem Tod
Baracke sah nicht viel gemütlicher aus.
Als Elena und Dominic durch die Tür traten, wurden sie von abgestandener Luft, einer verschlissenen Couchgarnitur und einer verblassten Frau in den Fünfzigern hinter einem schäbigen Schreibtisch empfangen.
Weil das Telefon bei ihrem Eintreten gerade klingelte, hob die Frau entschuldigend die linke Hand und nahm das Gespräch an. Sie gab per Funk eine Taxifahrt durch, die gerade reserviert worden war, bevor sie sich ihnen zuwandte.
»Sie müssen die Detectives sein.« So blass und farblos sie auch wirkte, ihre Augen funkelten voller Sensationslust und Neugier. »Ich habe mich schon gefragt, wann Sie kommen würden. Danijal wollte nicht mit der Polizei reden, aber ich habe ihn gezwungen, hierzubleiben. Die Zentrale gehört meinem Mann und ich habe natürlich jedes Recht, einen Fahrer hinauszuwerfen, wenn er nicht tut, was ich will. Er hat das Bild, das das PD gemailt hat, an der Pinnwand hängen sehen und ist ganz blass geworden. Er hat die tote Frau gefahren, soviel habe ich schon mal aus ihm herausbekommen.«
Das Problem mit den Taxifahrern war, dass sie zwar jede Menge Schwarzarbeit und nicht registrierte Fahrten unternahmen, auf der anderen Seite aber immer sehr gern und hilfreich mit der Polizei zusammenarbeiteten. Immer in der Hoffnung, die eigenen Geschäfte geheim halten zu können. Taxizentralen gab es wie Sand am Meer und die Konkurrenz untereinander war mörderisch. Natürlich wollte kein Unternehmen in die Kritik geraten, vielleicht einen Fahrgast transportiert zu haben, der als Mörder oder Perverser galt. Es bedeutete den öffentlichen Tod dieses Unternehmens, würde der Name in Zusammenhang mit einem Verbrechen in den Medien auftauchen. Kein Fahrgast stiege je wieder in eines der Taxis ein, die Firma wäre ruiniert.
»Vielen Dank für die Information«, brachte Dominic mit höflicher Kühle heraus. »Können wir jetzt mit Ihrem Mitarbeiter sprechen?«
»Ja, sicher. Ich zeige Ihnen, wo Sie ihn finden.« Die Frau erhob sich von ihrem Platz und führte sie zu einer Tür im hinteren Bereich. Als sie öffnete, wurde der Blick in einen kleinen Aufenthaltsraum mit einem angeschlagenen Resopaltisch und vier abgeschabten Stühlen frei. Auf einem der Stühle saß ein alter Pakistani und knetete seine Hände. Bei ihrem Eintreten sah er auf, den Blick voller Angst und Sorge.
»Guten Tag.« Elena reichte dem Mann die Hand. »Ich bin Detective St. James und das ist mein Partner, Detective Coleman. Danke, dass Sie mit uns sprechen, Mr. …«
»Rahija. Sein Name ist Danijal Rahija«, mischte sich die Frau von der Tür aus ein.
Dominic drehte sich zu ihr um. »Vielen Dank für Ihre Hilfe. Würden Sie uns einen Moment mit Mr. Rahija allein lassen?«
»Natürlich.« In den neugierigen Augen der Frau flammte Enttäuschung auf. Sie verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Vermutlich hielt sie ihr Ohr ans Schlüsselloch, um ja nichts zu verpassen.
Dominic nahm einen der Stühle und schob ihn neben Elenas, sodass sie dem alten Mann beide gegenübersaßen.
Danijal Rahija wirkte wie jemand, der in seinem Leben noch nicht besonders viele gute Erfahrungen mit der Polizei gemacht hatte. Er holte sofort seine Ausweispapiere und seine Taxilizenz hervor und legte sie vor ihnen auf den Tisch.
Elena bedachte sie mit einem flüchtigen Blick und lächelte den Alten freundlich an. »Sie brauchen keine Angst vor uns zu haben, Mr. Rahija. Wir wollen Ihnen nicht schaden. Wir versuchen nur herauszufinden, wer die Frau auf dem Foto ist, das wir Ihrer Zentrale gemailt haben.«
Der Mann nickte bedächtig und legte seine verschränkten Hände auf die Tischplatte. Seine Angst schien ein wenig nachzulassen. Leise begann er zu erzählen. Er habe das Bild heute gesehen, als er in die Zentrale gekommen sei, um seinen neuen Dienstplan abzuholen. Das Foto hing an der Pinnwand und er erkannte sie sofort wieder. Sie war Sonntagnacht in seinem Taxi mitgefahren.
»Wohin haben Sie sie gebracht?«, wollte Dominic wissen.
»Sie stieg vor dem Space ein. Sie war betrunken. Hat ihr Feuerzeug fallen lassen und fast zwei Minuten gebraucht, um es wieder aufzuheben. Sie sagte, ich soll sie heimfahren. Also glaube ich, dass die Adresse, die sie nannte, ihr Zuhause war. Aber ich habe nicht gewartet, bis sie in ein Haus gegangen ist, deshalb weiß ich nicht, wo in der Straße sie genau wohnt.«
Elena notierte die Adresse. »Sie haben uns sehr geholfen, Mr. Rahija. Können Sie sich vielleicht daran
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