Flirt mit dem Tod
die Woche.«
»Danke.« Dominic hinterließ auch hier seine Visitenkarte. Auf dem Weg nach draußen zog er sein Handy hervor und wählte Elenas Nummer.
Als Dominic im Department eintraf, war es später Nachmittag und Elena erwartete ihn bereits.
»Wie wirkt sie auf dich?«, wollte sie wissen, nachdem sie ihre Informationen ausgetauscht hatten.
Dominic lehnte sich in seinem Stuhl zurück und kratzte sein wieder einmal recht unrasiertes Kinn. »Es scheint, als sei Miss Edwards eine kleine Schlampe gewesen, der die Männerjagd wichtiger war als ihr gut bezahlter Job.«
»Das ist genau das, was alle von ihr glauben. Aber vielleicht steckt mehr dahinter. Vielleicht hat niemand verstanden, wie sie wirklich war, was sie wirklich wollte.« Elena machte eine hilflose Bewegung mit den Händen.
»Hör mal.« Dominic beugte sich nach vorn und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Sie ist tot. Und du willst sie als Opfer sehen. Das verstehe ich. Aber nicht jedes Opfer war auch ein Engel. Ganz im Gegenteil. Viele Leute werden umgebracht, weil sie alles andere als nette Menschen gewesen sind.«
Elenas Wangen färbten sich rosa. »Wir wissen nur das über das Opfer, was andere gesehen haben. Das Bild kratzt aber nur an der Oberfläche ihrer Persönlichkeit. Wir müssen tiefer graben, um sie zu verstehen.«
Der kleine Kobold als Rächer der verlorenen Seelen. Dominic musste schmunzeln. Natasha Edwards war alles andere als ein netter Mensch gewesen. Das war ihm längst klar. Als er angefangen hatte, war er auch immer auf der Suche nach der Unschuld der Opfer gewesen. Elena würde ihre Erfahrungen selbst sammeln müssen, so wie jeder andere Cop, der beim Morddezernat arbeitete.
»Keine Sorge«, sagte er. »Wir werden tief graben. Verdammt tief, das kannst du mir glauben.« Er zeigte auf die Pappkartons mit Unterlagen, die Wood ihnen aus Edwards Wohnung mitgegeben hat. »Lass uns damit anfangen. Vielleicht bringt es uns weiter.«
Stück für Stück gingen sie Natasha Edwards Papiere durch. Und fanden nichts. Kein Hinweis auf den Täter. Kein Hinweis auf Pete Johnson und seinen Supermarkt, der in einem völlig anderen Teil der Stadt lag.
Als sich Wood endlich bei ihnen meldete, war der Abend schon weit fortgeschritten und außer Elena und Dominic niemand mehr im Büro. Der Lieutenant knurrte in den Apparat, dass er noch nicht viel zu Edwards Wohnung sagen könne. »Wir haben alle Spuren gesichert. Die Auswertung dauert noch. Den PC des Opfers könnt ihr aber in etwa einer Stunde haben. Mit dem sind wir so gut wie durch.«
»Klingt gut. Am besten meldest du dich, wenn ihr so weit seid.« Dominic legte auf und blickte auf die Uhr. »Wood hat in einer Stunde Miss Edwards PC fertig. Lass uns so lange etwas essen gehen.«
Wie zur Bestätigung knurrte Elenas Magen. »Gute Idee. Ich habe zum Frühstück nur einen Muffin gegessen.« Sie griff nach ihrer Jacke.
Dominic führte Elena in eine kleine Sandwichbar in der Nähe des Departments, in der die Cops oft aßen, weil sie so günstig lag.
»Hallo Detective«, grüßte Tom March, der hinter dem Tresen stand. Mit einem höflichen »Ma’am« wandte er sich an Elena.
»Hallo Tom. Wie läuft’s?« Dominic hob zum Gruß kurz die Hand.
»Super. Alles bestens.«
Jack und Dominic hatten Tom vor zwei Jahren bei einem kleinen Drogendeal auf frischer Tat erwischt und festgenommen. Aber irgendwas hatte der Junge an sich gehabt, irgendetwas Unschuldiges, Unverdorbenes. Der Besitzer der Bar suchte damals gerade eine Aushilfe und sie hatten ihm den Job vermittelt – in der Hoffnung, nicht enttäuscht zu werden. Tom hatte sich gut geschlagen. Von der Aushilfe war er mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Sandwich-Ladens geworden und managte ihn sogar oft allein. Dominic konnte nicht anders. Er war stolz auf den Jungen.
»Wie immer, Detective?«, fragte Tom. In seinem Kopf hatte er die Bestellungen regelmäßig wiederkehrender Kunden immer parat.
»Ja, danke.«
»Steaksandwich mit Chips. Kommt sofort«, bestätigte er die Bestellung. »Und was darf es für die Dame sein?«
Elena entschied sich für ein Putensandwich und einen kleinen Salat. Als sie sich an einem Ecktisch niedergelassen hatten und sie den ersten Biss nahm, verdrehte sie mit einem Seufzen die Augen.
»Gut, hm?« Dominic schob sich ein paar Chips in den Mund, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Der Kobold, wie er sie immer noch insgeheim nannte, war süß, wenn er so die Augen verdrehte. Von dem Seufzen ganz zu
Weitere Kostenlose Bücher