Flirt mit dem Tod
sie sich auch noch mit der Zungenspitze über die Lippen – o Gott.
*
Elena konnte sich nicht daran erinnern, schon einmal so geküsst worden zu sein, ging es ihr ein zweites Mal durch den Kopf, bevor sich ihr Hirn vollkommen abschaltete. Dominic schien sie mit seinem gesamten Körper zu vereinnahmen. Normalerweise sollte ihr das den Atem rauben, ihre Knie zu Pudding werden lassen, aber sie hatte nur das Bedürfnis, sich noch enger an ihn zu schmiegen.
Als er sich von ihr löste, kehrte sie nur langsam in die Wirklichkeit zurück. Dominic hatte aufgehört, sie zu küssen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, wo sie ihn noch immer schmecken konnte. In einer sinnlichen Geste strich er mit dem Daumen über ihre Unterlippe, bevor er sich endgültig von ihr löste und sie mit weichen Knien an den Kühlschrank gelehnt zurückließ.
»Ich muss gehen«, drang seine Stimme zu ihr durch. »Wir sollten versuchen, vor der Besprechung wenigstens noch zwei Stunden Schlaf zu bekommen.«
Noch bevor seine Worte ganz zu ihr durchgedrungen waren, hatte er sich umgedreht und war verschwunden. Sie hörte die Haustür hinter ihm zuschlagen, hörte, wie er den Motor seines Wagens startete.
Erschöpft lehnte sie ihre erhitzte Wange gegen die kühle Verkleidung des Kühlschranks. Was war hier gerade passiert? Erst hatte Dominic sie leidenschaftlich geküsst. Und dann drehte er sich einfach um und ging? Verdammt! Er hatte recht. Sie musste schlafen. Dringend. Den kurzen Anfall von geistiger Unzurechnungsfähigkeit abschütteln. Denn wenn sie in den vergangenen Tagen genug Schlaf gehabt hätte, wäre sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte gewesen. Und dann hätte sie diesen Kuss nie zugelassen. Oder?
Auf jeden Fall wusste Elena jetzt, dass etwas dran war an den Gerüchten über Dominic Coleman. Wenn er so küsste, wunderte es sie nicht, wie viele Frauen ihm verfielen – oder küsste er so gut, weil er schon so viele Frauen gehabt hatte? Verdammt lästige Fragestellung für einen Kopf, der noch nicht wieder bei klarem Verstand war.
Mit einem Seufzen löste sie sich vom Kühlschrank, um ins Bett zu gehen. Nichts wäre fataler, als sich mit Dominic einzulassen. Sie würden noch eine ganze Weile als Partner miteinander arbeiten müssen, da war eine Affäre keine Option. Bei dem Gedanken stieß sie ein sarkastisches Lachen aus. Rabbit, der ihr ins Schlafzimmer gefolgt war, warf ihr einen merkwürdigen Blick zu, bevor er sich in seinem Lieblingssessel zusammenrollte. Als ob eine Affäre zwischen Dominic und ihr überhaupt zur Debatte stünde. Sie kannte den Typ von Frau, der dafür infrage kam, ganz genau. Große, strahlende Schönheiten mit langen glatten Haaren. Keine kleinen, sommersprossigen Krausköpfe, die bei jeder Gelegenheit rot wurden.
Ohne sich auszuziehen, schlüpfte sie unter die Tagesdecke. Mit aller Macht rief sie sich ihren Grundsatz, nichts mit Kollegen anzufangen, ins Gedächtnis. Das tat sie nie. Nicht mehr seit dem einen Mal, bei dem sie ihre Lektion – auf bittere Weise – hatte lernen müssen.
Bis ihr Wecker zwei Stunden später klingelte, wälzte sie sich von einer Seite auf die andere.
*
Dominic tat etwas, das er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemacht hatte. Er zog seine Laufschuhe an und rannte sich die Erregung aus dem Leib, und die Gedanken an Elena von der Seele. Zumindest versuchte er es. Er hatte keine Ahnung, wann er zum letzten Mal so auf eine Frau reagiert hatte. Normalerweise nahm er sich, was er wollte, wobei – seiner guten Erziehung sei Dank – auch die Frauen nicht zu kurz kamen. Und dann verschwand er wieder.
Bei Elena war das anders. Er hatte das Gefühl, sie beschützen zu müssen, was absolut lächerlich war. Die leidenschaftliche Szene in ihrer Küche hatte bei ihm den Eindruck hinterlassen, dass sie in ihrem Inneren ein eher schüchternes Mädchen war, das er vollkommen überrumpelt hatte. Und trotzdem hatte sie mit einer Hitze und Dringlichkeit reagiert, die ihn völlig umwarf. Er hatte gehen müssen, sonst hätte er sie verführt – und genommen – genau dort, in ihrer Küche, an den Kühlschrank gelehnt. Die einzige Frau, die tabu für ihn war.
Verdammt!
Er erhöhte das Tempo in der Hoffnung, ihren Augen und ihrem Duft davonzulaufen.
7.
A ls Elena das Büro kurz vor acht Uhr betrat, wimmelte es dort bereits wie in einem Bienenstock. Tracy Collette hing in ihrem Büro am Telefon. Judy Paxton und Jim Stowe machten mit
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