Flirt mit dem Tod
sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Nach ein paar Augenblicken setzte er sich wieder auf und zuckte die Achseln. »Ich sehe kein Problem«, stellte er fest. »Das Ganze liegt lange zurück und hat mit dem Tod des Opfers nichts zu tun. Es wäre vielleicht besser, es nicht an die große Glocke zu hängen. Ich wüsste aber keinen Grund, warum man Detective Coleman von den Ermittlungen ausschließen sollte, es sei denn, er möchte das von sich aus.«
Dominic nickte dem Vertreter der Anklage zu. »Ich werde nicht aus den Ermittlungen aussteigen«, sagte er entschieden.
Bergen seufzte. »Gut, dann wäre das erst einmal geklärt.« Der Lieutenant nahm Dominics Entscheidung hin, machte aber kein besonders glückliches Gesicht. »Ich werde dem Captain Meldung machen, er hat in dieser Sache das letzte Wort. Und nun kommen wir endlich zum Thema. Elena, Dominic, bringen Sie uns über Natasha Edwards und Pete Johnson auf den neusten Stand.«
Elena räusperte sich leise und begann, kühl und gelassen, die Fakten zusammenzufassen. Ihr Auftreten war professionell, aber emotionslos. Dominic hätte geglaubt, sie besäße keinerlei Gefühle, wenn er es nicht besser wüsste. Ihre Fassade richtete sich mit absoluter Sicherheit ausschließlich gegen ihn. Und er hatte es verdient. So viel stand fest.
Als Elena mit ihrer Zusammenfassung endete, schaltete sich die Gerichtsmedizinerin ein. »Ich habe die zahnärztlichen Unterlagen von Miss Edwards angefordert und mit der Toten abgeglichen. Ich kann sie also mittlerweile eindeutig als das Opfer identifizieren.«
»In Ordnung.« Bergen blickte zu Judy und Jim. »Was habt ihr über unsere beiden aktuellen Opfer in Erfahrung bringen können?«
Jim ordnete die Papiere, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Die beiden Leichen wurden im Kassenraum der Tankstelle gefunden. Bei dem männlichen Opfer handelt es sich um den vierundzwanzigjährigen Kassierer Daniel Collins. Er hatte Spätschicht in der Tankstelle, die um vierundzwanzig Uhr schließt.
Collins ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Hehlerei und Rauschgifthandels. An der Tankstelle arbeitet er erst seit einem halben Jahr. Meistens hatte er die Spätschicht, und das in der Regel allein. Der Tankstellenbesitzer hat Collins anscheinend vertraut. Zumindest soll die Kasse immer gestimmt haben. Das Opfer wohnt bei seiner Mutter, und zwar in einer ziemlichen Absteige. Die alte Dame scheint eine Vorliebe für billigen Whiskey und nicht stubenreine Katzen zu haben.« Jim rümpfte die Nase. »Die Tankstelle ist mit einer Videoüberwachung ausgerüstet, allerdings mit einer ziemlich vorsintflutlichen Anlage. Laut dem Betreiber der Tankstelle soll die Überwachung eingeschaltet gewesen sein. Die Videobänder fehlen allerdings. Der Täter scheint sie mitgenommen zu haben.«
»Carly Paulson wurde am Freitagmorgen von ihrem Ehemann als vermisst gemeldet«, fuhr Judy fort. »Sie ging am Donnerstagabend mit Freundinnen aus, was sie regelmäßig – mindestens einmal im Monat – machte. Der Ehemann hat ausgesagt, dass sie keine Probleme und keinen Streit hatten. Carly war Partnerin in einer der renommiertesten Anwaltskanzleien für Wirtschaftsrecht in Boston, der Mann ist ein angesehener Banker. Die Wohnung der beiden ist ein hübsches, luxuriöses Stadthaus. Ob Daniel Collins und Carly Paulson sich kannten, haben wir noch nicht überprüft. Auf den ersten Blick deutet aber nichts darauf hin. Hast du schon was für uns, Charlie?«
Dr. Connelly blickte von ihren Notizen auf. »Ich habe die beiden Opfer erst oberflächlich untersucht. Collins wurde in den Kopf und in die Brust geschossen, vermutlich mit einer Neun-Millimeter, wie auch Pete Johnson. Genaueres wie immer erst nach der Autopsie. Welcher der beiden Schüsse tödlich war, kann ich ebenfalls erst dann sagen.« Connelly trank einen Schluck Kaffee, bevor sie weitersprach. »Die Frau wurde den Malen am Hals zufolge erwürgt. Sie wurde zudem offensichtlich sexuell missbraucht. Ich habe Hämatome, Abschürfungen und Rötungen im Genitalbereich und an den Oberschenkeln gefunden. Außerdem wurde sie – ebenso wie Natasha Edwards – an den Handgelenken gefesselt.« Mit einer eleganten Bewegung strich sich die Ärztin das dunkle Haar hinter die Ohren. »Bis hierhin deckt sich oberflächlich betrachtet alles mit den ersten beiden Morden. Der größte Unterschied ist folgender: Carly Paulson wurde in der Nacht getötet, in der sie aufgefunden wurde. Ihr
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