Flirt mit dem Tod
erfahrt ihr wie immer nach der Obduktion. Mehr kann ich vorab nicht sagen.«
*
»Haben Sie etwas in Carly Paulsons Hand gefunden?«, fragte Elena. Auch wenn man das böse Wort an einem Tatort nicht in den Mund nehmen durfte, sagte ihr Instinkt, dass sie es mit einem Serientäter zu tun hatten. Ihre Kollegen dachten das Gleiche, dessen war sie sich sicher.
Die Gerichtsmedizinerin reichte ihnen eine kleine Plastiktüte. Sie scharten sich darum und versuchten, in dem diffusen Licht etwas zu erkennen.
»Es ist ein Fotoschnipsel wie beim ersten Mal«, erklärte Dr. Connelly. »Diesmal ist es der Ausschnitt eines Mundwinkels. Eines lachenden Mundwinkels mit einem Grübchen.«
»Das ist gar nicht gut«, sprach Jim Stowe die Befürchtungen aller aus.
Judy blickte zu dem kleinen Verkaufsraum zurück, in dem Wood mit seinen Kollegen immer noch am Werk war. »Du hast recht, Jim. Aber lasst uns das nicht hier besprechen. Wir sollten abwarten, was Wood herausfindet und dann mit Bergen sprechen. Bis jetzt ist das offiziell unser Tatort, also bleiben wir, bis Wood fertig ist.« Sie schwenkte mit dem Zeigefinger von Dominic zu Elena. »Geht ihr nach Hause und haut euch noch mal hin. Ich befürchte, wir alle werden dieses Wochenende nicht mehr viel Schlaf bekommen.«
Dominic sah noch einmal auf seine Uhr. »Was glaubt ihr, wie lange ihr hier noch braucht?«
»Mindestens zwei Stunden würde ich sagen.«
»Ich kann in drei Stunden eine erste Aussage zu den Opfern machen«, bot die Gerichtsmedizinerin an. »Wenn ihr Bergen informiert, können wir um acht ein Meeting im Department abhalten.«
»Bis dahin müssten wir so weit sein«, stimmte Jim zu. »Alles klar, dann sehen wir uns um acht.«
»Gut.« Dominic und Elena gingen zu seinem SUV, während die Pathologin zum Van der Gerichtsmedizin lief.
Still fuhren sie zu Elenas Haus zurück. Ihr Schweigen war nachdenklich, während Dominic ruhelos mit den Fingern auf dem Lenkrad herumtrommelte. Sie hatte erwartet, dass er sie vor ihrem Haus absetzen würde, aber er begleitete sie zur Haustür. Als sie aufgeschlossen hatte und sich umdrehte, stand er direkt hinter ihr. Erschrocken wich sie einen Schritt zurück. Ihre Blicke trafen sich. Einen Moment hielt Elena inne, die Hand auf dem Türknauf und ihr Blick gefangen von seinen intensiven, laserscharfen Augen.
»Wir müssen über diese Fälle sprechen. Bitte mich auf einen Kaffee herein.« Seine Stimme klang eine Spur tiefer und rauer.
Oder bildete sie sich das nur ein? Sie drehte sich um und ging ihm voraus in die Küche. Dominic schloss die Tür hinter sich und folgte ihr.
Als sie in die Küche traten, wachte Rabbit auf, der sich auf einem Stuhl zusammengerollt hatte. Mit einem eleganten Sprung glitt er zu Boden und begann, Dominic um die Beine zu streichen, in der Hoffnung auf eine zusätzliche Ration Futter in seinem Schälchen. Ihr Partner nahm den Kater hoch und setzte sich mit ihm auf den Stuhl, den Rabbit gerade erst frei gemacht hatte. Der Kater streckte das Kinn heraus, damit Dominic ihn besser am Hals kraulen konnte. Streicheleinheiten waren fast so gut wie Extrafutter.
Elena wandte sich um und werkelte stumm in der Küche herum, seinen Blick spürbar in ihrem Rücken. Sie hatte keine Ahnung, was über ihn gekommen war, aber vorhin, an der Haustür war er in einer wirklich merkwürdigen Stimmung gewesen. Sie hatte den Eindruck gehabt, er wollte sie küssen.
Er räusperte sich. »Also, was hältst du von den Morden?«
Elena hantierte an der Kaffeemaschine herum. Ihre Anspannung ließ ein bisschen nach, als sie merkte, dass sich Dominic wieder auf den Fall konzentrierte. »Sind wir wieder bei der Frage des Serientäters?«, gab sie zurück, ohne sich umzudrehen.
»Was Judy gesagt hat, war kein Witz. Man muss mit solchen Aussagen sehr vorsichtig sein. Wenn zum Beispiel die Presse Wind von so etwas bekommt, kann das wirklich übel enden.«
»Aber du denkst es doch auch, oder?« Sie stellte eine Tasse Kaffee vor ihn hin und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch, eine zweite Tasse in der Hand.
*
Dominic seufzte. »Ja. Wenn du es genau wissen willst. Ich befürchte, wir haben es mit einem Serientäter zu tun. Auch wenn ich weder das Prinzip noch das Motiv für seine Taten begriffen habe.« Wieder dachte er an die grünen Katzenaugen von Carly Paulson, die gebrochen an die Decke starrten. Und wieder überkam ihn das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte, dass er irgendein Detail übersah. Plötzlich
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