Flirtverdacht Roman
hatte. Das Hotel war von meiner Wohnung in Brentwood nur sieben Autominuten entfernt, doch Dad hatte mich schon erwartet, als ich ankam. War er etwa bereits hier gewesen?
Oh, Gott, plötzlich überkam mich Panik. War er mit einer anderen hier? Hatte er hier eine Affäre?
Bei dem Gedanken wurde mir schrecklich übel. Und wieder regten sich die alten Instinkte.
Frag nicht, wenn du die Antwort nicht hören willst. Vermeide das Thema. Vermeide es. Vermeide es. Vermeide es.
Doch diese Zeiten waren endgültig vorbei. Ich hatte gerade dem einzigen Menschen, der bis vor einem Jahr keinen blassen Schimmer von meinem Leben gehabt hatte, meine gesamte Lebensgeschichte erzählt. Somit konnte man wohl mit Fug und Recht sagen, dass es zwischen uns keine Geheimnisse mehr gab.
Ich hob den Kopf und sah zu ihm auf. »Dad, wieso bist du im Huntley?«, fragte ich geradeheraus.
Mein Vater senkte verlegen den Kopf, und ich spürte, wie mir schlecht wurde. Ich hatte also Recht. Er war tatsächlich mit einer anderen hier! Und Gott weiß, wobei ich mit meinem Anruf gestört hatte.
Ich bemühte mich, den Blick auf sein Gesicht geheftet zu lassen. Nicht wegzuschauen. Weil mein Instinkt mir riet, genau das zu tun. Was ich immer schon getan hatte.
»Mit Simone und mir ist es aus«, gestand er leise. »Sie hat mich letzte Woche vor die Tür gesetzt. Ich habe versucht, dich anzurufen, um es dir zu sagen, aber du bist in den letzten Tagen nicht ans Telefon gegangen.« Er machte eine kurze Pause, um mit einer Kopfbewegung auf mein tränenüberströmtes Gesicht zu deuten. »Du hattest ja wohl selbst genug um die Ohren.«
Erleichterung überkam mich. Und sofort danach ein schlechtes Gewissen. »Also bist du nicht mit einer anderen hier?«
Er lachte bitter auf. »Nein. Ich bin allein.« Dann fügte er hinzu: »Aber da wir gerade so ehrlich zueinander sind, sollte ich dir wohl gestehen, dass Simone mich rausgeworfen hat, weil ich fremdgegangen bin.«
Ich nickte, weil ich endlich verstand. Ich weiß selbst nicht, wieso es so lange gedauert hat, bis ich es akzeptieren konnte. Mein Vater würde nie der Seifenoper-Dad sein, den ich immer im Fernsehen gesehen hatte. Er würde nie der treue, liebevolle Ehemann sein, der jeden Abend um sechs nach Hause kommt, zu besonderen Anlässen mit Blumen im Arm, so wie ich es mir immer gewünscht hatte.
Aber man hat nun mal nur einen Vater. Und er war meiner.
Und es stand mir wirklich nicht zu, den ersten Stein zu werfen. Zumal das Glashaus, in dem ich so lange gesessen hatte, nun in tausend Stücken vor meinen Füßen lag.
»Und was passiert jetzt?«, fragte ich und wischte mir mit einer zerknüllten Papierserviette die Nase ab. »Kriegt sie das Haus?«
Er nickte. »Ja, das war das mindeste, was ich tun konnte. Sie war so am Boden zerstört. Und ehrlich gesagt, Jenny, ich auch. Ich hatte wirklich gedacht, diesmal wäre alles anders. Ich habe sie auf andere Weise geliebt. Ich dachte, sie wäre die Richtige. Aber vermutlich kann ich einfach nicht aus meiner Haut.«
»Schon in Ordnung, Dad«, sagte ich und tätschelte ihm die Schulter. Nachdem er mich in der letzten Stunde so liebevoll getröstet hatte, wollte ich mich wenigstens revanchieren. »Sei nicht so streng mit dir.«
Das brachte ihn zum Lachen. »Klar.«
»Du darfst nur nicht wieder heiraten. Sonst findest du nie eine dauerhafte Bleibe.«
Er lächelte über meinen Versuch, dem Gespräch eine heitere Note zu geben. Aber nur ganz kurz. Schlagartig wurde seine Miene wieder ernst. »Übrigens gibt es noch etwas, worüber ich mit dir reden muss.«
Die Art, wie er das sagte, ließ mich erschauern. Obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass er noch etwas Schlimmeres für mich in petto hatte als »Ich habe meine dritte Frau betrogen, und sie hat mich rausgeschmissen.«
Doch leider lag ich da falsch.
»Ich ziehe nach Paris.«
»Was?«, stieß ich hervor, während sich alles um mich herum zu drehen begann. Gerade, als ich dachte, ich hätte diesen Schwindelangriff überstanden. »Du machst was ?«
»Meine Firma möchte, dass ich dort die neue Zweigstelle übernehme. Ich habe es erst letzten Monat erfahren. Ich wollte die Stelle eigentlich gar nicht annehmen. Simone wollte hierbleiben. Sie hatte wohl vor, eine Schauspielkarriere zu starten, ich weiß auch nicht genau. Aber nach dem, was zwischen uns passiert ist, dachte ich, wieso nicht? Neuer Anfang. Neues Land. Und außerdem gehört es da drüben fast zum guten Ton, dass man untreu ist. Also werde
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