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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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finden, das richtige Tischtuch auszusuchen, das richtige Hochzeitskleid auszuwählen und sich für das richtige Thema zu entscheiden. Also sollte ich es wohl nicht länger vor mir herschieben, sondern einfach tun. Einfach Willa Cruz anrufen und einen Termin festlegen. Zum Kugelschreiber greifen und diesen blöden Fragebogen ausfüllen. Worauf wartete ich eigentlich?
    Der Pfarrer sprach einige einleitende Worte und ein paar Gebete und sagte dann: »Eric und Sophie haben ihre Eheversprechen selbst verfasst. Sophie, bitte sprich dein Eheversprechen an Eric.«
    Ich richtete mich auf und war ganz Ohr. Sophie hatte sich den ganzen letzten Monat mit diesem Versprechen abgemüht. Und obwohl ich es bestimmt schon fünfzigmal gehört hatte und wahrscheinlich selbst auswendig konnte, wollte ich diesen Augenblick auf keinen Fall verpassen. Schließlich ist das der Teil einer Hochzeit, den man nie vergisst. Der wichtigste Teil. Die Ringe, der Kuss, die Hochzeitskerze, das alles sind nur Äußerlichkeiten. Die gibt es bei jeder Hochzeit. Aber das Eheversprechen ist einzigartig.
    »Eric«, setzte Sophie an, »als ich dich kennengelernt habe, war ich ständig unterwegs. Meist wusste ich selbst nicht, in welche Richtung ich ging, aber ich wusste immer, dass ich ein Ziel hatte. Eine Bestimmung. Jetzt weiß ich, dass du dieses Ziel warst. Du bist das Nachtlicht, das mich durch die Dunkelheit geleitet. Und du bist das Wasser und der Sonnenschein, die ich zum Wachsen brauche.«
    Verstohlen ließ ich den Blick über die Kirchenbänke schweifen hin zu Jamie. Ich hätte schwören können, dass seine Augen feucht waren. Weinte er etwa? Aber es war nicht mal unsere Hochzeit. Es war nicht mal mein Eheversprechen. Dann betrachtete ich die Leute hinter ihm: Eine Reihe Gesichter, die ich nie zuvor gesehen hatte. Und dahinter noch eine. Und noch eine.
    Wer waren nur all diese Menschen? Wo kamen sie her? Wie kam es, dass ich Sophie schon fast mein ganzes Leben kannte und die Hälfte dieser Leute noch nie gesehen hatte? Waren es lange verschollene Verwandte? Freunde der Familie? Ungebetene Gäste?
    Ich wandte mich wieder der Braut zu.
    »Ich will nichts lieber, als mein ganzes Leben mit dir verbringen. Ich will nichts lieber, als jeden Morgen neben dir aufzuwachen und jeden Abend neben dir einzuschlafen. Ich liebe dich mehr, als du je erfahren wirst, denn ich liebe dich mehr, als ich jemals mit Worten werde ausdrücken können.«
    Ich sah wieder auf die Kirchenbänke, und plötzlich wurde mir die Tragweite ihrer Worte klar. Sie sagte das nicht nur zu Eric. Sie sagte das jedem einzelnen Menschen in diesem Raum. Sie versprach sich ihm vor allen Menschen, die sie kannte, und vermutlich sogar vor einigen, die sie nicht kannte.
    Ich dagegen hatte es kaum über mich gebracht, meinem Vater und seiner dritten Frau zu eröffnen, dass ich verlobt war. Wie sollte ich jemals vor einer Versammlung von Halbfremden verkünden, dass Jamie das Nachtlicht war, das mich durch die Dunkelheit geleitete?
    Jetzt ergriff der Pfarrer wieder das Wort. »Sophie, bitte sprich mir nach. Ich, Sophie, nehme dich, Eric, zu meinem Ehemann …«
    Sie wiederholte es.
    »… um diese Welt mit dir zu teilen in guten wie in schlechten Zeiten …«
    Ich spürte, wie sich auf meiner Stirn kleine Schweißperlen bildeten.
    Ist es hier so warm ?, überlegte ich. Oder liegt das nur an mir?
    Verstohlen sah ich hinüber zu Sophies Mutter in der ersten Reihe. Sie war in einen Wollschal gehüllt, den sie fest um ihren Körper gezogen hatte.
    Okay, dann liegt es wohl an mir. Wahrscheinlich ist es die Beleuchtung. Hier oben ist es wie auf einer Bühne.
    Doch als ich mich umsah, gab es gar keine Scheinwerfer. Nur das Sonnenlicht, das durch die Fenster der alten Steinkirche fiel.
    Wo zum Teufel kam also diese Hitze her?
    »Ich verspreche, dich zu lieben und zu ehren«, wiederholte Sophie. Es klang, als sei sie viele Lichtjahre entfernt, oder gar in einer anderen Dimension.
    Ich konzentrierte mich wieder auf den Altar. Heute war der wichtigste Tag im Leben meiner besten Freundin, und ich beschäftigte mich damit, dass es in der Kirche keine Strahler gab. Ich war die schlimmste Trauzeugin aller Zeiten.
    »Ich verspreche, dich nie zu belügen und dir immer treu zu sein«, wiederholte sie gewissenhaft.
    Dich nie zu belügen und dir immer treu zu sein.
    Ich fragte mich, wie streng dieses »nie« und dieses »immer« gemeint waren. Es gab doch bestimmt irgendwelche Ausnahmen. Schließlich kann niemand nie

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