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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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oder immer etwas tun. Aber wahrscheinlich hätte es nicht so toll gewirkt, wenn der Pfarrer Sophie aufgefordert hätte, Eric »fast nie zu belügen«, oder?
    Andererseits ist es ja allgemein bekannt, dass man auf manche Dinge einfach keinen Einfluss hat. Und manche Dinge klingen, wenn man sie laut ausspricht, hundertmal schlimmer, als sie wirklich sind. Daher sollten solche Dinge besser nicht ans Tageslicht kommen.
    Plötzlich verschwamm alles vor meinen Augen. Und je verzweifelter ich versuchte, mich auf die Rückseite von Sophies wunderschönem, perlenbesetztem Kleid zu konzentrieren, desto undeutlicher wurde alles. Ich zwinkerte hektisch, weil ich vermutete, es sei nur der Schweiß, der mir von der Stirn in die Augen tropfte. Aber es hörte nicht auf.
    Sophies Worte schallten mir immer wieder durch den Kopf.
    Du bist die Nächste. Du bist die Nächste. Du bist die Nächste.
    Ich glaube nicht, dass sie es als Drohung gemeint hatte. Soweit ich mich erinnere, hatte ich Liebe und Bewunderung herausgehört, als die Worte ihren Mund verließen. Doch als sie meine Ohren erreicht und irgendwie meinen defekten geistigen Filter umgangen hatten, klangen sie wie das Todesurteil, das ein Arzt einem todkranken Krebspatienten verkündet.
    Du bist die Nächste.
    Die Nächste, die ein weißes Kleid tragen wird. Die Nächste, die in einer Limousine vom Hotel zur Trauung fahren wird. Die Nächste, die sich darüber den Kopf zerbrechen muss, ob der Tilapia frisch oder tiefgefroren ist.
    Ich!
    Aber war ich wirklich bereit, die Nächste zu sein? War ich überhaupt als Nächste geeignet?
    »Sophie, versprichst du vor Gott dem Herrn, Eric zu lieben …«
    Oh, prima. Wir sind schon beim Frage-und-Antwort-Teil der Zeremonie.
    Bald würde es vorbei sein, und ich konnte ins Bad stürmen und mir das dringend erforderliche kalte Wasser ins Gesicht spritzen.
    »… ihn zu trösten und zu behüten, ihn zu ehren und für ihn zu sorgen …«
    Wieso redete der Pfarrer denn immer noch? Wie lange ging denn dieses Gelübde? Wieso konnten sie nicht einfach sagen: »Ja, ich verspreche alles, was in Ihrem kleinen ledergebundenen Buch geschrieben steht, und jetzt lasst uns Torte essen?«
    Ich erblickte Zoë, die neben mir stand. Ihr Gesicht hatte einen sehr merkwürdigen Ausdruck. Sie hatte die Augenbrauen zusammengezogen und starrte mich an, als sei ich eine Irre auf der Straße, die gerade aus einem alkoholschweren Schlaf erwacht war. Aber vielleicht kam mir das auch nur so vor, weil mein Blick so verschwommen war. Wahrscheinlich lächelte sie nur.
    Als es mir endlich gelang, Blickkontakt mit ihr aufzunehmen, hauchte sie: »Alles in Ordnung?«
    Aber ich konnte nicht antworten. Mein Herz fühlte sich plötzlich an, als würde es kein Blut mehr, sondern große, schwere Felsbrocken pumpen. Um mich herum drehte sich alles, und ein seltsames Summen dröhnte mir in den Ohren. Mit jeder Sekunde schien es lauter zu werden.
    »… und versprichst du, ihm bis ans Ende eurer Tage treu zu bleiben?«
    Als Sophie ihre verhängnisvolle Antwort aussprach, konnte ich sie schon nicht mehr hören. Weil mir schwarz vor Augen geworden war und das Summen mittlerweile eine ohrenbetäubende Lautstärke angenommen hatte. So dass ich nichts anderes mehr hören konnte. Und bevor ich überhaupt begriff, was mit mir geschah, wurde plötzlich alles schwarz, und ich stürzte zu Boden.
    Ich kann nur vermuten, dass sie mit »Ja« geantwortet hat.

18
Menschlicher Lügendetektor
    Falls man denkt, das Schlimmste, was einer Trauzeugin bei der Hochzeit ihrer besten Freundin passieren könnte, wäre, sich mitten in der Kirche langzulegen, dann wäre das ein Irrtum. Es ist ganz bestimmt etwa hundertmal schlimmer, wenn man vor dem Altar ohnmächtig wird.
    Als ich wieder zu mir kam, war die ganze Kirche bis auf einige wenige Leute leer. Jemand hatte es geschafft, meinen bewusstlosen Körper auf die nächste Sitzbank zu verfrachten, und beim Aufwachen spürte ich das kalte, harte Holz im Rücken. Die Deckenbalken waren das Erste, was ich sah, als ich die Augen aufmachte. Erst wunderte ich mich sehr, weil ich nicht mehr wusste, wo ich mich befand und wieso ich dort war. Aus unerklärlichen Gründen pulsierte es an meiner Schläfe, als hätte mich dort ein Vorschlaghammer getroffen.
    Das Zweite, was ich sah, war das mir unbekannte Gesicht eines attraktiven, dunkelhäutigen Mannes, das über mir schwebte. Er betrachtete mich mit durchdringendem Blick. »Jennifer? … Jennifer, alles in

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