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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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der Umklammerung dieser Verrückten zu befreien. Jan lächelt leicht beschämt, holt tief Luft und sagt dann feierlich: »Tine, darf ich vorstellen: Magda Majewska, meine Mutter.«
    »Unsere Mutter«, berichtigt ihn Karolina, die alte Besserwisserin.
    Ach du Scheiße! Wo kommt die denn auf einmal her? Sollte die nicht ganz woanders sein und ihr frisch geschlüpftes Enkelkind einhüten? Ich werfe Karolina einen fragenden Blick zu, sie versteht sofort.
    »Meine Mutter hat es sich natürlich nicht nehmen lassen, sofort persönlich zu kommen, als sie von der Hochzeit gehört hat.
Obwohl
ihr jüngstes Enkelkind eine Lungenentzündung hat und sie eigentlich auf jeden Fall bei ihm bleiben wollte. Nun gut.«
    Brrr. Vorwurf, dein Name sei Karolina.
    Magda scheint das kranke Enkelkind für einen Moment vergessen zu haben. Wieder schreit sie »Meine Tochter!« und drückt mich noch fester.
    Mir bleibt nur eins. »Hallo, Schwiegermama«, röchle ich und lasse mich ergeben in ihre Arme sinken.

13 . Kapitel

    O h!« Magda reißt abwechselnd Mund und Augen auf, schlägt sich die Hände vors Gesicht und schaut immer wieder zwischen Jan und mir hin und her. Tante Małgorzata tut es ihr gleich, bei ihr fließen sogar ein paar Tränchen. Was auch immer Jan den beiden da auftischt, es scheint eine extrem bewegende Geschichte zu sein. Leider verstehe ich sie nicht, denn perfiderweise erzählt Jan sie auf Polnisch.
    Als er fertig ist, erhebt sich Magda von dem Sofa, auf das wir sie zwischenzeitlich verpflanzt hatten, wankt auf mich zu und drückt mich nochmals sehr fest an ihre mütterliche Brust. Małgorzata kommt ebenfalls zu mir und streicht mir gerührt übers Haar. Magda räuspert sich.
    »Meine Tochter, ich bin beeindruckt von eurer großen Liebe. Ich danke dir, dass du so zu meinem Sohn gehalten hast. Und ich verzeihe euch, dass ihr heimlich geheiratet habt. Ich kann es jetzt verstehen, und da ihr es nun mit Gottes Segen wiederholt, bin ich einverstanden.« Sie rückt ein Stück von mir ab, streckt Jan und mir beide Hände entgegen und sagt sehr salbungsvoll: »Kinder, ich gebe meine Erlaubnis!«
    Puh, ’ne Nummer kleiner geht’s hier irgendwie nicht. Ich ringe mir ein Lächeln ab, nicke und murmele ein höfliches »Danke, Mama«. Magda und Małgorzata setzen sich wieder, immer noch sichtlich erschüttert. Leszek eilt zu ihnen und schenkt ihnen ein Glas Wodka ein. Das scheint mir doch selbst für hiesige Sitten ein bisschen früh am Tag zu sein. Was in aller Welt hat Jan denen bloß erzählt?
    Ich zupfe ihn möglichst unauffällig am Ärmel. »Warum sind die denn jetzt alle so komisch?«
    »Na, ich musste ein bisschen ausschmücken, warum wir heimlich geheiratet haben, weißt du? Meine Mutter war ganz schön sauer.«
    »Ja, ja, das versteh ich. Das wäre meine auch. Aber wie hast du sie denn so schnell handzahm bekommen? Bei meiner hätte ich jetzt bis in alle Ewigkeit verschissen.«
    »Na ja, ich habe ihr gesagt, dass wir es vor deinem Vater, dem Nazi-General, geheim halten mussten.«
    Ich glaube, ich habe mich gerade verhört. »Vor meinem Vater, dem WAS ?!?«
    »Dem Nazi-General. Er hätte diese Ehe natürlich niemals gebilligt, er hat sogar verboten, dass wir uns jemals wiedersehen. Aber unsere große Liebe hat gesiegt. Und Oma Gerda hat uns geholfen.«
    Fassungslos starre ich Jan an. »Sag mal, spinnst du jetzt komplett? Mein Vater ist Jahrgang 54  – was fällt dir ein, so was über ihn zu behaupten? Das ist ja Rufmord!«
    Jan guckt erstaunt. »Na, also, das war Notwehr! Du hättest meine Mutter erleben sollen – sie ist total ausgeflippt. Da brauchte ich schnell etwas, das die Sache erklärt und glaubwürdig klingt.«
    Jetzt schwillt mir aber richtig der Kamm. »Wie kann denn das glaubwürdig klingen? Jan, ich bin dreißig und sehe hoffentlich auch nicht wesentlich älter aus – mein Vater müsste mindestens hundert Jahre alt sein, um im Krieg General gewesen sein zu können. Wie kommt es da bitte, dass hier alle sofort glauben, mein Vater sei ein Nazi gewesen?«
    Täusche ich mich, oder wird Jan ein bisschen rot?
    »Tja, also, äh … na ja, also so genau hat man die Daten ja auch nicht im Kopf, und wenn jemand aus Deutschland kommt, also so ganz abwegig … äh …«
    »Dann ist es völlig klar, dass er aus einer Familie alter Nazis kommt? Ist es das, was du meinst?« Mittlerweile bin ich anscheinend dazu übergegangen, Jan anzubrüllen, denn er macht »Pssst!« und zieht mich in den Flur.
    »Nicht so laut,

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