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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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meiner Mutter und das letzte Kind, das heiratet. Sie war schon so geschockt, dass ich ihr nicht von dir erzählt habe – ich muss das irgendwie wiedergutmachen. Und mach dir um das Geld keine Gedanken. Es ist für alles gesorgt. Du musst nur mitmachen. Bitte, Tine, das ist wirklich wichtig für mich: Spiel die Braut!«
    Die letzten Worte kommen so flehentlich, dass sie hervorragend zu dem unglaublichen Dackelblick passen, den Jan nun aufsetzt.
    »Natürlich will ich dich nicht hängenlassen – aber was meinst du denn mit
Es ist für alles gesorgt?
Von wem denn? Ich will hier nicht noch mehr Schwierigkeiten bekommen.«
    Jan blickt zu Boden. »Das wirst du nicht. Versprochen.«
    »Jan! Raus mit der Sprache! Wer soll das bezahlen?«
    Er seufzt und überlegt einen Moment.
    »Die Wahrheit – oder ich mach nicht mit«, sage ich. »Ich lege nämlich keinen Wert darauf, wegen Zechprellerei Bekanntschaft mit der polnischen Polizei zu machen.«
    »Na gut. Oma hat mir fünftausend Euro für die Hochzeit gegeben. Das reicht locker. Selbst in diesem tollen Restaurant mit Sektempfang und Band. Eigentlich hatten die Freitag schon eine Veranstaltung, die ist aber vor zwei Wochen abgesagt worden, und jetzt haben sie mir einen guten Preis gemacht.«
    »Oma hat dir fünftausend Euro gegeben? Aber das können wir unmöglich annehmen! Bestimmt dachte sie wieder, du seist Fritz oder von mir aus auch Klaus-Dieter oder Horst oder wer auch immer. Wenn das ihre Söhne jemals rauskriegen, lassen die sie wirklich entmündigen.«
    »Nein, sie war völlig klar. Ich musste ihr ja die Geschichte mit dem Nazi-General erzählen, damit sie sich nicht verplappert. Karolina hat mir die ganze Sache nämlich mit Sicherheit nicht abgekauft – die kann ja rechnen. Ich glaube, die hat bisher nur nichts gesagt, um meine Mutter nicht aufzuregen. Jedenfalls war Oma Gerda ganz beschämt, welchen Ärger ich mittlerweile wegen der ganzen Sache habe – tja, und da ist sie auf die Idee mit dem großen Fest gekommen. Auch, um meiner Mutter eine Freude zu machen. Schließlich kennen sich die beiden schon lange, und Gerda mag meine Mutter sehr. Also, sieh es einfach als von Oma Strelow bezahlte Abschiedsparty von Kolberg. Und ehrlich: Ich finde, die haben wir uns verdient.«
    Hm, da hat er mal wieder recht. Meine echte Hochzeit ist ja nun eindeutig wegen Oma ausgefallen, also ist es nur gerecht, wenn ich jetzt wenigstens die Gelegenheit bekomme, mein schönes Brautkleid bei einem anderen angemessenen Anlass vorzuführen. Das schuldet Gerda mir quasi.
    »Na gut. Ich bin dabei.«
    »Hurra!«, juchzt Jan und macht einen kleinen Luftsprung, bevor er mich umarmt. In diesem Moment taucht Mateusz wieder auf. Er hat ein altes polnisches Hausmittel dabei, mit dem er offenbar den kleinen Zwist zwischen dem Brautpaar ausräumen will. Mit einem freundlichen Lächeln hält er uns zwei Gläser unter die Nase.
    »Wodka?«

14 . Kapitel

    N och eine Familienfeier in Polen, und ich würde definitiv nicht mehr in mein Brautkleid passen. Ich stehe in Małgorzatas Schlafzimmer vor dem Spiegel. Eben hat Danuta mir erst ein dramatisches Make-up und dann eine unglaublich kunstvolle Hochsteckfrisur verpasst, aus der sie zu guter Letzt meine mehrfarbigen Strähnchen herausgezupft und zu Locken gedreht hat. Jetzt hilft mir Karolina in mein frisch aufgebügeltes Kleid. Es ist fast noch enger als bei der Anprobe vor zwei Tagen – sollte ich binnen achtundvierzig Stunden wirklich noch weiter zugenommen haben? Karolina sagt nichts, aber ich kann ihre Gedanken lesen. Sie sagen laut und deutlich: Korsage! Ich betrachte mich seitlich im Spiegel. Schande – das Kleid sitzt wirklich nicht gut. Da hilft nur eines: bedingungslose Kapitulation.
    »Äh, sag mal, Karolina, du hast nicht zufälligerweise doch die Korsage mitgenommen, die ich bei der Schneiderin anprobiert habe?«
    Ein Strahlen gleitet über ihr Gesicht. »Zufälligerweise doch. Ich hatte gehofft, dass du noch vernünftig wirst.« Sie greift in ihre Handtasche und zieht das Folterinstrument heraus. Seufzend schäle ich mich wieder aus dem Kleid und werde kurz darauf von Karolina wie ein Rollbraten zusammengeschnürt. Was soll’s, verzichte ich eben die nächsten zwölf Stunden aufs Luftholen.
    Bevor ich wieder in mein Kleid steige, greift Karolina noch mal in ihre Handtasche und holt einen Hauch blauer Spitze hervor.
    »Hier, guck mal. Wenn du das trägst, bringt es euch Glück.«
    Neugierig nehme ich das zarte Etwas in die Hand

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