Flitterwochen
ziemlich große Wassergläser. Allgemeines Zugeproste und zufriedenes Schlucken.
»Gorzko!« Wojtek klatscht in die Hände und ruft noch einmal: »Gorzko!« Die anderen Gäste stimmen ein. »Gorzko, Gorzko!«
Jan stuppst mich in die Seite. »Sie wollen, dass wir uns küssen!«
»Ach, Gorzko heißt
Kuss?
«
»Nee, Gorzko heißt
bitter.
Angeblich war der Wodka so bitter, dass wir uns jetzt küssen müssen, um mit der Süße unseres Kusses den schlechten Geschmack zu vertreiben. Dieses Wort wirst du heute Abend noch ziemlich oft hören. Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich, ich fürchte, da kommen wir nicht drum herum.«
Och, irgendwie könnte ich mir gerade Schlimmeres vorstellen. Ohne zu zögern, küsse ich Jan. Die Gäste applaudieren.
Die Combo, die schon heute Vormittag bei Tante Małgorzata aufgespielt hat, stimmt jetzt ein sehr schnelles und, wie sich herausstellt, auch sehr kurzes Lied an. Jan nimmt meine Hand. »Komm, jetzt gibt es erst mal etwas zu essen.«
Er führt mich die Treppe in den ersten Stock hinauf. Schon beim ersten Mal war ich beeindruckt von dem mit dunklem Holz getäfelten Raum mit den hohen Decken. Aber jetzt, festlich eingedeckt für unsere Hochzeit, sieht er noch toller aus. Auf allen Tischen stehen imposante Blumengestecke mit weißen Rosen, die Kerzen brennen und tauchen den ganzen Raum in ein weiches, schönes Licht. Selbst die Scharfrichter, die gestern noch sehr streng von ihren Gemälden schauten, scheinen jetzt zu lächeln.
Als alle sitzen, schlägt Jan mit einem Löffel an sein Glas.
»Drodzy przyjaciele, cieszę się, że tak licznie przybyliście na nasze spontaniczne zaproszenie. Jak dobrze, że nie mieliście widocznie lepszych planów na ten weekend.«
Gelächter. He, ich will auch mitlachen! Ich werfe Karolina, die schräg links von mir sitzt, einen hilflosen Blick zu. Sie versteht und übersetzt flüsternd.
»Liebe Freunde, ich freue mich, dass ihr unserer sehr spontanen Einladung so zahlreich gefolgt seid. Es ist gut, dass ihr an diesem Wochenende offenbar nichts Spannenderes vorhattet.«
Jan fährt fort.
»A teraz pragnę podziękować wszystkim tym, którzy w moim życiu odgrywają najważniejszą rolę. Oczywiście oprócz mojej żony.«
Wieder Gelächter, und Karolina bewährt sich abermals als Flüster-Dolmetscherin: »Ich möchte an dieser Stelle den Menschen danken, die für mich die wichtigsten im Leben sind – natürlich neben meiner Frau.«
Jan steht auf und stellt sich hinter den Stuhl seiner Mutter.
»Po pierwsze jest to oczywiście moja mama. Kochana mamusiu, ty zawsze byłaś przy mnie. Czy jako mały chłopiec, czy też jako dorosły mężczyzna wiedziałem, że zawsze mogę na ciebie liczyć. Pragnę ci za to podziękować. Dziękuję ci również za to, że przyjęłaś moją żonę Tinę z otwartymi ramionami. Tak bardzo bym chciał, by tata mógł być wśród nas i widzieć, jak dziś jesteśmy szczęśliwi.«
Oha, jetzt wischt sich Magda eine Träne von der Wange. Das muss ja ganz was Bewegendes gewesen sein. Ich bin gespannt auf die Übersetzung. Karolina legt los.
»Das ist zum einen natürlich meine Mama. Liebe Mama, du warst immer für mich da. Ob als kleiner Junge oder als erwachsener Mann, ich wusste immer, dass ich jederzeit zu dir kommen kann. Ich danke dir dafür, und ich danke dir, dass du nun meine Frau Tine mit offenen Armen aufnimmst. Und ich wünschte, Papa könnte bei uns sein und sehen, wie glücklich wir heute sind.«
»Ale myślę też o babci Gerdzie. Oma Gerda, auch dir möchte ich danken. Mit dem heutigen Tag bist du auch meine Oma, und das macht mich sehr stolz, denn du bist ein besonderer Mensch. Du hast den heutigen Tag erst möglich gemacht. Ohne dich wäre alles anders gekommen.«
Wie wahr, wie wahr. Ohne Oma wäre wirklich alles anders gekommen. Dann hätte ich so geheiratet wie ursprünglich geplant. Vermutlich unter einer Palme, mit einer Hibiskusblüte im Haar. Dafür ohne polnische Mehlsuppe. Aber komisch: Ich bin eigentlich nicht mehr sauer auf Gerda. Es ist zwar alles ein Riesenschwindel, trotzdem finde ich unsere Hochzeit schön. Ich finde es auch schön, dass Jan etwas so Liebes zu seiner Mutter sagt. Und zu Gerda. Wie anders als Alexander, der unsere Hochzeit von Anfang an ganz allein feiern wollte, weil ihm Familie nichts bedeutet. Andererseits: Wieso habe ich mich nicht durchgesetzt mit meinem Wunsch nach einer Familienfeier? Wieso gibt bei uns beiden eigentlich immer Alexander den Ton an?
Jan
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