Flitterwochen
noch?
Mittlerweile zittere ich wie Espenlaub, und Bogumił sieht mich sorgenvoll an. Jan sagt irgendetwas auf Polnisch zu ihm, Bogumił nickt, und Jan legt seinen Arm um meine Schultern.
»Tine«, flüstert er dann, »keine Panik. Du machst das ganz toll. Bald haben wir es geschafft, und dann bist du in Lübeck, und alles ist wieder gut, versprochen!«
Er zieht mich noch etwas dichter an sich heran und haucht mir einen Kuss auf die Wange. Tatsächlich entspanne ich mich etwas, und das Zittern wird besser. Bogumił räuspert sich, dann wendet er sich an mich und spricht mir auf Polnisch mein Gelöbnis vor.
»Ja Krystyna Maria biorę Ciebie Janie Krzysztofie za męża i ślubuję Ci miłość, wierność i uczciwość małżeńską oraz, że Cię nie opuszczę aż do śmierci. Tak mi dopomóż Panie Boże Wszechmogący w Trójcy Jedyny i Wszyscy Święci.«
Als ich ansetze, meinen Teil des Versprechens auf Deutsch zu geben, fängt zwar nicht mein Körper, diesmal aber meine Stimme an zu zittern. Ich räuspere mich und beginne erneut.
»Ich, Christine Maria, nehme dich, Jan Krystof, zu meinem Mann, ich will dich lieben, achten, ehren und dir die Treue halten, in Gesundheit und Krankheit, in guten und schlechten Tagen, bis dass der Tod uns scheidet, das schwöre ich dir.«
Meine Stimme schwankt, kiekst und holpert entsetzlich.
Verdammt, Tine, reiß dich gefälligst zusammen!,
schimpfe ich stumm mit mir selbst. Aber es hilft nichts. Gut, dass es nur ein paar Worte sind!
Bogumił seufzt erleichtert, als ich endlich fertig bin, und auch Jan sieht ganz glücklich aus. Dass er gar nicht so gelassen ist, wie er wirkt, zeigt sich, als er versucht, mir den Ring an den Finger zu stecken. Denn diesmal ist er es, der den Tatterich hat: Seine Hand zittert so stark, dass der Ring fast zu Boden fällt – würde Karolina nicht in letzter Sekunde ihre Hand unter seine halten und den Ring fangen. Gelächter aus der Hochzeitsgemeinde – die haben offenbar ihren Spaß. Beim zweiten Anlauf klappt es dann ohne Probleme, und auch ich stecke Jan den Ring an. Ob die Ringe auch aus Omas Budget stammen? Und ob man die nach der ganzen Show zurückgeben kann?
Jan reißt mich aus diesen schnöden kaufmännischen Gedanken: Plötzlich packt er mich, zieht mich an sich und küsst mich. Und zwar mitten auf den Mund. Ich bin so verdutzt, dass ich mich nicht wehre. Es fühlt sich auch nicht schlecht an. Jans Lippen sind ganz weich und sein Kuss hauchzart. Die Gemeinde jubelt und applaudiert. Ganz offensichtlich sind wir jetzt Mann und Frau. Na, wenn das so ist: Revanche! Und eh er sichs versieht, bekommt Jan nun einen Kuss von mir. Züchtig zwar, aber es ist eindeutig ein Kuss. Jan reißt erstaunt die Augen auf.
Tja. Tine Maria Majewska weiß eben, was sich gehört.
15 . Kapitel
I m Restaurant empfängt uns Mateusz mit einem Tablett, auf dem ein Laib Brot und ein Salzfässchen stehen. Dazu spricht er salbungsvoll ein paar Worte, und auch ohne Polnisch zu können, ist mir klar: Hier wünscht uns einer ein langes, glückliches Eheleben. Wenn der wüsste …
Jan nimmt das Brot, bricht es durch und reicht mir ein Stück. Nachdem wir beide abgebissen haben, gibt es für jeden von uns noch eine Prise Salz auf die Hand, die wir pflichtschuldigst abschlecken. Brrr, jetzt hätte ich gern etwas zu trinken. Und da kommt auch schon eine Kellnerin mit einem weiteren Tablett. Auf ihm stehen zwei Sektgläser, die mit einer Schleife miteinander verbunden sind.
Jan erklärt: »Also, das ist ein wichtiger polnischer Hochzeitsbrauch: Wir trinken jetzt gleichzeitig aus den Gläsern – wenn’s geht, auf ex. Und dann schmeißen wir sie uns über die Schulter und hoffen, dass sie dabei kaputtgehen.«
»Und wessen Glas zuerst zerbricht, dessen Geschlecht wird das erste Kind haben«, ergänzt Karolina.
Na dann! Ich setze an. Puh, ziemlich süßer Sekt – hoffentlich kriege ich davon kein Sodbrennen. Dann doch lieber Wodka. Weil die Gläser zusammengebunden sind, kommt mir Jan beim Trinken ganz nah, was von unseren Gästen mit verzückten Ausrufen quittiert wird. Noch ein Schluck, dann ist mein Glas leer, Jans ebenfalls. Super Timing! Gleichzeitig werfen wir die Gläser über unsere Schultern, und tatsächlich scheppert es ganz schön. Großes Gejohle und Geklatsche, das Synchron-Gläser-Werfen hätten wir schon mal gemeistert.
Unsere Gäste sind mittlerweile zu Wodka übergegangen, Wojtek läuft mit einer Flasche herum und füllt ihn in
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