Flitterwochen mit dem Millionaer
deine Mutter diesen Mann geheiratet hat – wie war doch gleich sein Name?“ Jonah folgte ihr und legte seine Handfläche auf ihren Rücken, als sie um eine Ecke bogen.
„Sie hat immer dafür gesorgt, dass alles unkompliziert blieb.“ Warum um alles auf der Welt hatte ihre Mutter sich ausgerechnet in einen König verlieben müssen? Einen entthronten König noch dazu, mit derartig dramatischen Lebensumständen? Enrique Medina schien genau das Gegenteil von ihrem Stiefvater zu sein – der zwar nicht perfekt, zumindest aber immer da gewesen war. Das rechnete sie ihm an. „Sein Name ist Harry Taylor.“
„Ja, so heißt er wohl.“
Eloisa konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihr Stiefvater war kein schlechter Kerl, ein wenig überheblich und wichtigtuerisch vielleicht … und tief in ihrem Inneren wusste sie, dass er seine leibliche Tochter mehr liebte als sie. Es schmerzte immer noch, aber längst nicht mehr so sehr wie früher. „Ich weiß deine Unterstützung ja zu schätzen, doch ich kann für mich selbst einstehen.“
„Das habe ich keine Sekunde lang bezweifelt“, erwiderte Jonah ohne zu zögern.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe gedacht, du willst eine Führung.“
„Wir können die Führung machen und dabei reden.“
Klang simpel, fiel ihr aber in Gegenwart dieses Mannes nicht leicht. Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Klar können wir das. Und hier ist mein Büro.“
Sie öffnete die Tür und bedeutete Jonah, ihr in den kleinen Raum zu folgen, der mit Romanen, Papieren und Postern von internationalen Literaturfestivals vollgestopft war.
Die Tür schloss mit einem Klicken. Nachdem Eloisa den Roman auf einen Rollwagen gelegt hatte und sich umdrehte, fand sie ihr Büro mit dem grauen Schreibtisch, den Regalen und einem Plastikstuhl für Besucher plötzlich noch kleiner – jetzt, wo Jonah sich darin befand. Vielleicht lag es auch nur daran, dass es kein Fenster in diesem Raum gab, und auch die Tür hatte keine Scheibe.
Und nicht daran, dass sie allein waren.
Völlig allein.
Er hatte nicht geplant, sie in der Bibliothek an einen einsamen Ort zu locken. Trotzdem waren sie jetzt hier. Nur sie beide. In ihrem kleinen, abgeschiedenen Büro.
Jonah wandte sich um auf der Suche nach etwas, über das er reden konnte, und fand sich unmittelbar vor einem Bücherregal wieder. Mit dem Daumen strich er über den Einband einer Sammlung spanischer Gedichte. Er erinnerte sich daran, dass sie diese Sprache fließend beherrschte. „Hast du deinen richtigen Vater eigentlich jemals getroffen?“
„Einmal.“ Ihre Stimme klang ein wenig heiser. „Als ich sieben war.“
„Lange, nachdem man ihn offiziell zum letzten Mal gesehen hat.“ Jonah blieb mit dem Rücken zu ihr stehen. Vielleicht fiel es ihr so leichter, sich ihm mitzuteilen. Er fuhr damit fort, ihre Bücher zu begutachten.
„Ich weiß nicht, wohin wir gefahren sind, es ist mir furchtbar lange vorgekommen. Aber in dem Alter scheint jede Reise ewig zu dauern.“
Er erinnerte sich an die Familienausflüge mit seinen drei Brüdern und seinen Eltern. Sie waren überall gewesen, von Disney World bis zu den ägyptischen Pyramiden. Diese Ferien waren sicher völlig anders als der Mutter-Tochter-Trip, um einen Mann zu sehen, der sich kaum um ihre Existenz kümmerte, dachte er mitleidig. „Weißt du noch, womit ihr gereist seid?“
„Na klar.“
„Nicht, dass du es mir sagen würdest.“ Er musste lächeln.
„Ich habe vielleicht keine Beziehung zu meinem Vater …“ Er hörte, wie sie auf ihrem Schreibtisch Dinge hin und her schob. „Aber das bedeutet nicht, dass ich weniger besorgt um seine oder die Sicherheit meiner Brüder wäre.“
„Stimmt. Medina hat drei Söhne.“ In Gedanken ging er durch, was er im Zuge seiner eigenen Recherchen über Medina erfahren hatte. „Hast du sie auch getroffen?“
„Zwei von ihnen.“
„Das muss doch – vorsichtig ausgedrückt – ziemlich seltsam gewesen sein.“
„Ich habe eine Halbschwester, vergiss das nicht. Ich weiß also, wie es ist, zu einer Familie zu gehören.“ Ihre Stimme wurde immer höher, und das zeigte ihm, wie sehr sie verletzt war. „Ich bin kein Freak, weißt du.“
Er drehte sich zu ihr um, um sie anzusehen. Ihr Schreibtisch war so aufgeräumt und ordentlich, dass ein Chirurg problemlos eine Operation am offenen Herzen darauf hätte durchführen können. „Deine Mutter ist doch zu dieser Zeit schon wieder verheiratet gewesen.“
„Ja, und Audrey war ein
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