Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Flitterwochen zu dritt

Flitterwochen zu dritt

Titel: Flitterwochen zu dritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Spencer
Vom Netzwerk:
auf. Nimm das zurück, oder du wirst es dein Leben lang bereuen, warnte ihr gesunder Menschenverstand sie. Aber der Stolz war stärker, und sie erwiderte nur stumm Bens Blick.
    “Ich hoffe, dass es nicht so weit kommt, Julia, aber wenn du mich zwingst zu wählen, dann ja. Auch wenn das bedeutet, dass ich dich verliere.”
    Erschüttert von seiner kompromisslosen Aufrichtigkeit, rief sie: “Ich hätte auf meine Eltern hören sollen!”
    “Das hättest du vielleicht.”
    “Sie hatten Recht, ich kannte dich gar nicht gut genug, um dich zu heiraten.”
    Er zuckte die Schultern und ging zur Tür. “Das hast du mir gestern schon gesagt. Ich lege keinen Wert darauf, dieselbe Diskussion noch einmal zu führen. Oben schreit ein vier Wochen altes Baby und verlangt nach Aufmerksamkeit.”
    Es war ihre erste Auseinandersetzung. Als er an ihr vorbeiging, sah sie, wie er vor Abscheu die Nase rümpfte. Er hatte sie noch nie so angesehen.
    Natürlich, sie hatte dumme, unschöne Dinge gesagt, und sie hasste sich selbst dafür. Deswegen überraschte es sie nicht wirklich, dass er so kühl darauf reagierte. Aber dass er so klar sagte, er würde sich für das Baby entscheiden, verletzte sie zutiefst. So vieles war nun zerbrochen.
    Und sie machte alles nur noch schlimmer, indem sie sich von ihrem Stolz in eine Ecke drängen ließ, aus der sie vielleicht nie wieder herausfand. Statt Ben nach oben zu folgen, wie es jede Frau mit einem Funken Mitgefühl getan hätte, blieb sie sitzen und blickte starr auf das strahlend blaue Meer, bis ihr die Augen wehtaten. Und die Distanz zwischen ihr und dem Mann, den sie liebte, die am Vortag mit Marian Dawes’ Enthüllung begonnen hatte, wurde mit jedem Tag, der verging, größer.
    Am Dienstag kam Ben in die Waschküche, wo Julia gerade Kleider zusammenlegte. “Ich fahre in die Stadt”, sagte er. “Kann ich irgendetwas für dich besorgen?”
    “Nein”, antwortete sie, unfähig, seinem Blick zu begegnen, denn sie wusste, wie viel Schmerz darin lag. “Ich kann ganz gut für mich allein sorgen.”
    “Wie du willst”, sagte er und ging. Er kam erst nach dem Mittagessen wieder.
    Am Nachmittag desselben Tages fuhr ein Lieferwagen vor, und zwei Männer luden Kinderzimmermöbel aus. Unter Bens Anleitung trugen sie sie in den Raum, den Ben und sie als zukünftiges Kinderzimmer vorgesehen hatten.
    “Ich habe nicht gedacht, dass das Baby einer anderen hier schlafen würde”, bemerkte Julia bitter, als sie es sah.
    “Wo soll ich denn hin mit ihm?” fragte Ben in dem höflichen, neutralen Ton, den er sich in den letzten Tagen angewöhnt hatte.
    “In einen Wandschrank? Ans andere Ende des Hauses, wo ich ihn nicht hören kann, wenn er nachts aufwacht? Oder möchtest du lieber, dass ich eine Hundehütte kaufe und ihn im Garten halte?”
    “Das ist nicht fair! Stell mich nicht als die böse Stiefmutter hin!”
    “Warum nicht? Du spielst die Rolle ganz gut.”
    “Wenn du dir vielleicht die Mühe gemacht hättest, mit mir zu reden, bevor du …”
    “Reden? Dass ich nicht lache. Ich bin es leid, dich darum zu bitten, mit mir zu reden. Du erträgst es ja kaum, dieselbe Luft wie ich zu atmen, ganz zu schweigen von einem vernünftigen Gespräch.”
    “Nun, dann rede ich jetzt mit dir”, antwortete sie stur. “Du solltest die Wiege nicht so nah ans Fenster stellen. Wenn es ein Erdbeben gibt, fällt das ganze Glas auf deinen Sohn.”
    Ben, der gerade die Wiege aufstellte, verharrte in der Bewegung. “Was meinst du, wo ich sie hinstellen soll?”
    “Das ist nicht meine Entscheidung”, sagte Julia. “Ich habe nur auf etwas hingewiesen, was eigentlich jeder wissen sollte.”
    Er warf ihr einen Blick zu und rieb sich nachdenklich das Kinn. “Ich habe keinen blassen Schimmer von Babypflege. Ich könnte Hilfe gebrauchen.”
    Sie verstand, dass diese Bemerkung, so indirekt sie war, eine Bitte sein sollte, sich mit ihm zusammen um das Kind zu kümmern. Obwohl ihr bei diesem Angebot ganz warm ums Herz wurde, ärgerte sie sich auch. Es war ihrer beider Haus, ihrer beider Kinderzimmer, und es hätte ihrer beider Baby sein sollen, das in der funkelnagelneuen Wiege schlief.
    “Dann hättest du dir auf deiner Einkaufstour vielleicht ein paar Bücher über Babypflege kaufen sollen”, erwiderte sie leise.
    Er verzog den Mund. “Ich hätte eine Menge tun sollen, Julia.
    Ich denke, ich hätte vielleicht auch etwas länger mit meinem Heiratsantrag warten sollen. Wenn ich in dieser Hinsicht ein wenig mehr

Weitere Kostenlose Bücher