Flitterwochen zu dritt
nicht. Stur, unvernünftig, rachsüchtig - fast wäre sie errötet. Doch sie konnte sich trotzdem nicht beherrschen und fragte giftig: “Erteilst du mir nun Anweisungen, Ben?”
“Nein. Ich will nur unbedingt verhindern, dass du dich noch weiter zurückziehst. Warum sonst würde ich Blumen kaufen und im Morgengrauen aufstehen, um alles für ein romantisches Frühstück zu zweit vorzubereiten?”
“Glaubst du wirklich, dass ein paar Blumen und ein Springbrunnen genug sind, um alles zwischen uns wieder ins Lot zu bringen?”
“Nein. Aber irgendwo muss ich ja anfangen. Denkst du, ich würde nicht merken, was ich dir angetan habe - was ich uns angetan habe? Ich möchte es wieder in Ordnung bringen, aber ich kann es nicht allein. Ob es dir passt oder nicht, wir müssen uns zusammensetzen und vernünftig darüber reden, wohin unsere Ehe geht - wenn sie überhaupt weitergeht.”
“Ich dachte, wir führen ein normales, glückliches Leben, wie es die meisten Paare erwarten. Aber soweit ich es sehen kann, ist an unserer Ehe nichts normal, oder?”
“Nein. Ich habe nicht erwartet, dass ich Vater werde. Und noch weniger habe ich erwartet, dass ich eine andere Frau als die Mutter meines Kindes heirate.”
All die hässlichen, verletzenden Gedanken, die sie in den letzten zwölf Stunden gehabt hatte, gewannen die Oberhand über ihren gesunden Menschenverstand. “Ist das deine Art, mir zu sagen, dass du die falsche Frau geheiratet hast?”
Ben verdrehte die Augen und nahm die Einkaufstüten hoch.
“Sei nicht kindisch, Julia. Das passt nicht zu dir.”
Wenn sie bisher mühsam die Fassung gewahrt hatte, so verlor sie sie nun vollständig. “Wie kannst du es wagen, mich zu kritisieren? Ich bin diejenige, die verletzt worden ist, nicht du.
Ich bin nicht schuld an diesem Desaster.”
“Ich weiß”, sagte er, und als sie die Müdigkeit in seiner Stimme hörte, zuckte sie ein wenig zusammen. Er war ihr immer wie ein Fels in der Brandung vorgekommen, fähig, Berge zu versetzen, wenn es sein musste. Ihr war nie der Gedanke gekommen, dass auch Ben an die Grenzen seiner Kraft kommen könnte. s~~
Gewissensbisse und ein wenig Mitleid ließen sie nach den Tüten greifen. “Gib sie mir. Ich bringe sie in die Küche.”
“Sie sind zu schwer für dich. Nimm lieber das Baby.”
“Ich bin stärker, als ich aussehe.” Ohne ihm die Möglichkeit zu geben, noch etwas zu entgegnen, riss sie ihm die Tüten praktisch aus der Hand, und gedrängt von neuen Schuldgefühlen, lief sie durch die Halle nach hinten zur Küche.
Was war mit ihr los? Warum konnte sie das Baby nicht einmal ansehen, geschweige denn anfassen? Sie war vielleicht die Geschädigte, aber das Baby war am verletzlichsten. Und es hatte keine Schuld.
Unglücklich sah Julia sich in der Küche um, die Ben extra für sie hatte anfertigen lassen. Eine Reihe weiß lackierter Schränke.
Einige hatten Glastüren und Innenbeleuchtung, damit das schöne Porzellan und die Kristallgläser zur Geltung kamen, die sie zur Hochzeit bekommen hatten, Arbeitsplatten aus dunkelgrünem Granit und Böden aus hellem Ahornholz, die neusten und besten Geräte: Es war eine Traumküche, und nur wenige Frauen hatten das Glück, so eine zu besitzen.
Julia hatte vor ihrem inneren Auge gesehen, wie sie hier für Gäste Sieben-Gänge-Menüs kochte. Sie sah Ben auf einem Hocker bei einem Glas Wein sitzen, während sie letzte Hand an ein gemütliches Abendessen zu zweit legte. Und sie hatte sich vorgestellt, wie es wohl wäre, wenn sie Kinder hätten und diese von der Schule nach Hause kämen, sich zu ihr setzten, um ein Glas Milch zu trinken und die Kekse zu essen, die sie morgens gebacken hatte.
Aber sie hatte nie gedacht, dass das erste Paket Windeln und der erste Karton Milchpulver, die ihr Mann kaufen würde, für ein Baby sein könnten, das seines war - aber nicht ihres.
Julia hörte, dass Schritte sich näherten, und tat ganz geschäftig. Sie räumte die Einkäufe in den Kühlschrank, als Ben hinter sie trat. Sie spürte seinen Atem auf ihrem Haar und machte sich auf einen Kuss gefasst.
Er ließ die Lippen warm und verführerisch über ihren Hals gleiten. “Lass das doch stehen, und komm mit raus”, flüsterte er ihr ins Ohr und legte ihr den Arm um die Taille. “Der Kaffee wird kalt.”
Aber er war erregt. Erregt und bereit. Der Druck seiner Hüften an ihrem Po bewies es.
Julia war wütend auf sich selbst, weil ein Beben sie durchlief, und auf ihn, weil er annahm, er könnte sie
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