Flitterwochen
aufräume und den Spirituskocher für den Tee anstelle.«
Vergnügt unterhielten sie sich bei einer Tasse Tee. »Gut, daß wir hier ein paar Kekse haben, oder hätten Sie gerne etwas von dem Brot gegessen?«
»Ich habe schon ein wachsames Auge darauf gehabt. Wenn Sie ein Stück mit Butter bestrichen hätten, wäre ich um mein Leben gerannt.« Lee kam zu dem Schluß, daß der Pfarrer in Ordnung sei.
Nachdem sie jetzt sauberer war und die gräßliche Schürze ausgezogen hatte, fand er seinerseits, daß sie ein sehr reizvolles Mädchen sei, doch absolut nicht das, was er erwartet hatte, denn das Gerücht ihres Studiums war ihr vorausgeeilt. Wenn er ihr so zuhörte, würde er ohne weiteres wetten — denn Hugh Knight dachte noch immer und sprach auch häufig noch so wie bei der Luftwaffe —, daß diese Gerüchte wahrscheinlich falsch waren. Sie schien das Leben auf dem Lande gut zu kennen. Das sprach er jetzt aus: »Ich dachte, Sie wären so ein Universitätserzeugnis.«
»Bin ich auch. Habe aber nur ein bescheidenes Diplom geschafft. Aber ist das ein Grund, auf fast allen anderen Gebieten unwissend zu sein?«
»Absolut nicht. Ich rechne Ihnen Ihren akademischen Grad nicht als Nachteil an. Ich habe ja selbst einen. Das Leben an der Universität macht doch eigentlich Spaß, finden Sie nicht?«
Sie tauschten sehr vergnügt Erinnerungen aus, und jetzt sagte sie: »Erzählen Sie mir etwas von den Nachbarn. Andrew sagte, in der Nähe wohnten zwei Familien, aber er hat sie noch nicht gesehen. Er und Mr. Parsons hatten schrecklich viel zu tun!«
»Und Alf war nicht so sehr gesellig. Oh, es gibt bestimmt Leute in Ruru, die Ihnen gefallen werden — in den Sommerferien sogar eine ganze Menge. Dann wohnen zwei Nachbarn in der Nähe. Auf der einen Seite die Harveys. Eine Mutter mit Sohn und Tochter. Sie werden Kathleen Estrade und ihren Bruder sicher gern mögen.«
»Estrade? Ist sie verheiratet?«
»Eine Witwe mit zwei kleinen Kindern. Sie hat früh geheiratet. Ich lernte ihren Mann bei der Luftwaffe gut kennen. Vor über zwei Jahren kam er bei einem Unfall ums Leben.«
»Das arme Mädchen. Und der Bruder kümmert sich um die Farm?«
»Ja, Donald ist ein feiner Kerl. Er war auch leidenschaftlich für die Universität begeistert und strebte auf eine wissenschaftliche Karriere zu, als sein Vater bei einem Autounfall umkam. Auf der Farm ging es drunter und drüber, deshalb gab Donald sein Studium auf und kam nach Hause. Er hat wirklich etwas daraus gemacht — so hat er seinen wissenschaftlichen Verstand schließlich doch noch zu etwas genutzt.«
»Und die Mutter?«
Knight zögerte, während christliche Nächstenliebe mit weniger edlen Gefühlen kämpfte. Dann sagte er vorsichtig: »Mrs. Harvey ist sehr energisch. Eine große Streiterin für die Kirche und für jede Art von Kultur. Ihr Diplom wird sie befriedigen.«
»Dann wollen wir es verheimlichen. Gibt es noch mehr Nachbarn?«
»Großartige Leute, die Macgregors. Sie haben eine Milchfarm und betreiben sie gemeinsam.«
»Hoffentlich jung, oder?«
»Leider nein. Sie haben ein paar erwachsene Söhne, die in die Stadt gezogen sind. Mrs. Macgregor ist eine wahre Wonne, und ich mag den alten Jock sehr gerne, wenn er auch seine kleinen Mucken hat.«
»Was für Mucken? Saufen oder Schwachsinn?«
»Weder noch. Er ist ein sehr achtbarer Mann, nur manchmal ist er wie besessen vom Alten Testament. Er ist ein großer Bibelkenner. Er neigt zu der Vorstellung, er verkörpere eine der Bibelfiguren.«
»Eine traurige Angelegenheit, wenn es Jeremia ist.«
»Besser als David. Ich wurde ganz nervös, wenn ich vorbeifuhr, weil er immer mit einer Schleuder übte. Jeremia paßt in die Zeit, wegen der Atombombe.«
Sie lachten, als Andrew hereinkam, und sie ihm von der Begrüßung des Pfarrers erzählten. Es war kaum eine Minute vergangen, da sprachen die beiden Männer über die Leiden dieser Welt, und als Knight ging, sagte er: »Die nächste Kirche ist in Ruru, aber manchmal halte ich einen Gottesdienst in dem kleinen Saal etwas weiter oben an der Straße ab. Kommen Sie, wenn Sie können, obwohl ich kein sehr guter Prediger bin.«
»Tja, das war unser erster Besucher, und ich hoffe, die anderen werden genau so nett sein«, kommentierte Lee, als er gegangen war. »Aber Liebling, irgendwie schäme ich mich ein bißchen wegen dieses Zimmers. Hier sieht es aus, als ob wir nur eine Woche kampierten. Vielleicht sollten wir besser bald mit dem Tapezieren und Anstreichen beginnen. Es
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