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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Besuchern Tee an und wechselte das Thema: »Auf dem Spirituskocher ist er im Handumdrehen fertig, und ich habe selbst so eine Lust darauf. Ich fürchte, das Feuer ist aus. Ich hasse Öfen.«
    »Sie müssen sich sofort eine Dynamomaschine zulegen«, sagte Mrs. Harvey bestimmt. »Ganz klar, es kann selbstverständlich niemand ohne Strom auskommen.«
    »Tja, das müssen wir wohl«, antwortete Lee fröhlich. »Wir können uns erst eine leisten, wenn die Farm richtig in Gang ist.« Sie sah, daß Kathleen Interesse und Mitgefühl zeigte, während ihre Mutter diese Offenheit erschreckte.
    Zum Glück lehnten sie den Tee ab; insgeheim hatte sich Lee, trotz ihres unbekümmerten Angebots bereits verzweifelt gefragt, was sie ihnen zu essen geben würde. Sie hatten schon vor ihrem Besuch Tee getrunken, da sie wußten, daß Mrs. Marsden bestimmt sehr damit beschäftigt sein würde, ihr Haus in Ordnung zu bringen, wie Enid Harvey sich ausdrückte.
    »Aber Sie müssen sich die Zeit nehmen, uns in unseren kulturellen Bemühungen zu unterstützen. Ein kleiner literarischer Zirkel in Ruru zum Beispiel und später, wenn in der Saison die Fremden kommen, werde ich immer gebeten, ein Theaterstück aufzuführen.«
    »Oh, das tut mir leid, aber ich mag moderne Literatur nicht. Ich verstehe sie einfach nicht«, sagte Lee schnell. »Aber ich sehe mir gerne Theaterstücke an. In der Stadt gingen wir oft ins Theater, denn die meisten meiner Freunde waren gute Schauspieler, aber ich bin hoffnungslos. Ich bin wie gelähmt vor Lampenfieber, und wenn ich mich davon erholt habe, bekomme ich einen Lachanfall.«
    Bei diesen Worten sah Mrs. Harvey leicht verwirrt aus; offensichtlich überlegte sie, ob dieses junge Mädchen ganz normal sei. Aber ihre Tochter lachte. »Ich mag Menschen gerne, die etwas nicht können«, bemerkte sie ein bißchen unlogisch, doch ihre Mutter erklärte energisch, daß das Unsinn sei. Kathleen selbst habe als sehr vielversprechende Schauspielerin gegolten, und letztes Jahr in Ruru sei sie sehr erfolgreich gewesen — dieses Kompliment nahm Kathleen mit einem vielsagenden heimlichen Seitenblick zu Lee hin entgegen.
    In diesem Augenblick wurden sie von den plötzlich hereinstürmenden Kindern unterbrochen, die das größte und friedlichste Lämmchen hinter sich herzogen.
    »Sie schwärmen für Tiere«, rief ihre Großmutter begeistert. »Das ist so etwas Schönes.«
    »Aber am falschen Ort«, gab Kathleen mit einem gereizten Lachen zu bedenken, und während Lee das aufgeregte, keuchende Lamm energisch zu seinen Kameraden zurückbrachte, überblickte Kathleen die Situation und holte Kehrichtschaufel und Scheuertuch.
    »Mrs. Harvey ist ein Greuel«, berichtete Lee ihrem Mann, als er, wie er sagte, gerade rechtzeitig zurückkam, um die Besucher zu verpassen. »Aber Kathleen ist ganz anders. Sie hat bestimmt kein sehr schönes Leben mit diesen wilden Kindern und dieser albernen Großmutter, die außerdem sehr unternehmungslustig ist. Schon jetzt versucht sie, mich für irgendein gräßliches Theaterstück zu ködern.«
    »Klingt ganz wie bei Sally. Für die Leidenschaft dieses Mädchens, auf der Bühne herumzutanzen, geht mir jedes Verständnis ab.«
    »Sie tanzt aber sehr gut. An der Universität hielt man sie für ein großes Talent. Aber ich für mein Teil habe sehr entschieden erklärt, daß ich nicht Theater spielen kann.«
    »Ich sehe aber schon voraus, daß du es tun wirst — und Amateuraufführungen sind zum Davonlaufen. Ich habe sie zur Genüge kennengelernt, als ich bei Tante Louisa wohnte; Sally redete von nichts anderem... Meinst du nicht, daß du die Lämmer überfütterst?«
    Lee, die gerade eine Flasche füllte, unterbrach ihre Arbeit und sagte vorwurfsvoll: »Du wirst den armen Kleinen doch wohl noch einen Tropfen Milch gönnen? Sie haben schrecklich unter den Kindern gelitten«, und Andrew, der wegen der armen Kleinen abends und morgens zwei Kühe molk, seufzte mit bemerkenswerter Geduld. Am nächsten Tag, als sie wieder draußen am Zaun arbeiteten, trafen sie auf ihre anderen Nachbarn. Eine hohe, interessante Gestalt kam über die Koppel und begrüßte sie. Es war ein gut aussehender alter Herr mit einem kurzen weißen Bart und sehr schwarzen Augen, die ein fanatisches Feuer in sich trugen. »Hier kommt der kleine Prophet, Jeremia Macgregor«, murmelte Lee, und in der nächsten Minute verschwand ihre Hand in der riesigen des Fremden. Diese nachbarliche Gebärde überraschte sie einigermaßen. Etwas so

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