Flitterwochen
lange alleine bleiben werden. Sie sind ein Mensch, der viele Freunde und viel Besuch haben wird. Es wird gar nicht so leicht für Sie sein, noch Zeit zu finden, daß Sie mit Ihrem Mann allein ein paar Worte reden können.«
Lee lachte über diesen, in weiter Ferne liegenden Gedanken. Später erinnerte sie sich allerdings an diese Worte und meinte dann zu Andrew, daß, wenn Jock Macgregor sich für einen der kleinen Propheten halte, es keinen Zweifel gebe, daß seine Frau ein großer sei.
4
Bereits am nächsten Tag begann diese Prophezeiung sich zu bewahrheiten. Sie hatten soeben das Vieh eingebracht, und es war schon um fünf Uhr, als das Telefon klingelte.
»Geh du mal ran, Andrew, ich suche inzwischen das Abendessen zusammen. Ich weiß, daß irgendwo noch zwei Koteletts sind.« Eine Stimme im Telefon sagte: »Rat mal, wer hier ist?« Es gibt kaum etwas Ärgerlicheres, als diese Art sich zu melden. Andrew war müde und daher kurz angebunden. Außerdem kamen ihm böse Ahnungen.
»Keine Ahnung. Nun mal raus mit der Sprache.«
»Dann hol mal deine liebe Frau. Sie kennt diese Stimme ganz sicher.«
So war es auch einen Augenblick später, und während Lee ihre Hand über die altmodische Sprechmuschel hielt, schnitt sie Andrew verzweifelte Grimassen. »Lawrence Dean. Deine Stimme klingt genau wie damals in Macbeth. Und was machst du hier? Sag wenigstens, wo du bist!«
»Gar nicht weit entfernt, und ich sehne mich danach, dich wiederzusehen. Was wir hier machen? Wir halten nur unser Versprechen, euch zu besuchen.«
»Wir?« Lees Stimme klang bekümmert, da sie an die zwei Koteletts dachte.
»Ja, Grant Lawton und ich. Wir sind in diesem entzückenden interessanten Dorf Ruru.«
»Ich wette, daß es weder entzückend noch interessant ist, aber ich habe es noch nicht gesehen.«
»Na, mein Schatz, zum Widerspruch aufgelegt wie immer. In Wahrheit befinden wir uns auf Motivsuche, und unser Wagen hat eine Panne gehabt. Nicht schlimm, aber ein oder zwei Tage wird es schon dauern. Gerade lange genug, um zu bewundern, was für ein verwegener Abenteurer unsere Lee geworden ist. Ob du uns holen könntest? An diesem sonderbaren Ort scheint es keine Mietwagen zu geben.«
»Gut, nur nicht sofort. In ungefähr einer Stunde. Ich treffe euch vor dem Postamt, das sollte ich eigentlich finden können.«
Sie setzte sich auf einen Stuhl und lachte hilflos. »An meiner Hochzeit muß ich wahnsinnig gewesen sein. Ich mag Lawrence Dean nicht einmal. Zu überspannt und drückt sich so geschraubt aus. Er kennt Sally ganz gut. Nein, keiner von ihren Verehrern, aber sie haben viel zusammen Theater gespielt. Auch er ist sehr begabt. Grant ist wirklich nett, aber wir wollen doch keine Besucher, wo wir erst so kurze Zeit verheiratet sind. Keines der freien Zimmer ist in Ordnung, und wir haben auch nichts zu essen.«
Andrew widerstand ehrenhaft der Versuchung zu fragen, warum die Sterne vor dieser Invasion nicht rechtzeitig gewarnt hätten, und wurde sehr sachlich.
»Laß dich nicht aus der Ruhe bringen. Wir werden in Windeseile ein Zimmer herrichten. Es macht ihnen bestimmt nichts, wenn es noch etwas provisorisch ist.« Lee, die sich an Lawrences hohes Einkommen und sein verwöhntes und wählerisches Gehabe erinnerte, war nicht so sicher, aber sie sagte nur: »Diese zwei Koteletts...« und schon drohte sie, von albernem Gelächter überwältigt zu werden.
»Jetzt hör auf. Wir müssen anfangen, dieses Zimmer herzurichten. Das Abendessen? Ganz einfach. Es gibt doch Geschäfte in Ruru. Kauf ein paar Konserven. Macht es dir was, wenn du sie holst? Ich muß melken.«
Eine halbe Stunde lang arbeiteten sie hart, säuberten das größte unbenutzte Zimmer von aufgetürmten Gerümpel und leeren Koffern, stellten zwei Klappbetten, einen Tisch und einen Stuhl auf und legten ein paar Vorleger auf den Boden.
»Das genügt vollkommen für ein paar Nächte«, sagte Andrew vergnügt.
»Aber werden es nur ein paar Nächte sein?« jammerte Lee. »Lawrence ist ein Typ, der nicht wieder rauszukriegen ist, wenn es ihm gefällt. Und die Sache mit dem Besuch, die glaube ich einfach nicht. Bei Grant mag das stimmen. Wir waren immer gute Freunde. Aber Lawrence hat sich nie um mich gekümmert. Ich bin nicht künstlerisch veranlagt und kann nicht Theater spielen, und das sind seine beiden Leidenschaften. Er ist nur hierher gekommen, um zu malen, und wir hätten nichts davon erfahren, wenn sein Auto keine Panne gehabt hätte. Das kann tagelang
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