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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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dauern.«
    »Sieh doch nicht so schwarz. Wenn sie nicht wieder abhauen, lassen wir sie arbeiten, Löcher graben oder Gestrüpp schneiden. Das wird ihnen Beine machen.«
    Lee lachte. Allein der Gedanke an den schönen Lawrence mit Spaten oder Beil in den Künstlerhänden stimmte sie fröhlich. Sie fuhr ab, verfolgt von Andrews Warnungen: »Denk dran, wie schmal die Straße ist, paß in den Kurven auf, daß kein Lastwagen kommt«, und so weiter. Trotzdem war Lee überzeugt, daß sie einen äußerst gütigen und verständnisvollen Mann geheiratet hatte. Es würde Spaß machen, mit diesem Ehemann bei ihren Freunden von der Universität anzugeben. Wenn sie in die Stadt zurückkehrten, würden sie sicher sagen: »Ein feiner Kerl, mit einem phantastischen Sinn für Humor. Lee hat schon gewußt, was sie tat.« So Grant; Lawrence lobte selten andere Männer. Aber selbst er würde zugeben müssen, daß Lee ihre Sache meisterhaft bewältigte, das Mädchen von der Universität war eine gute Farmersfrau geworden, ritt über Hügel, sah aus wie ein Gemälde — wie Andrew ihr in einem schwachen Augenblick gesagt hatte — und war außerdem eine tüchtige Hausfrau. Diese Vorstellung begeisterte Lee so sehr, daß sie die unfertigen Zimmer und die zwei Koteletts vergaß.
    Sie hatte Ruru noch nie gesehen, aber sie hatte telephonisch alles mit dem Laden und dem Postamt geregelt und war nun gespannt, die Quelle ihrer Versorgung und vielleicht ihres gesellschaftlichen Lebens zu erforschen. Lee, die ihren Führerschein erst einen Monat vor ihrer Hochzeit gemacht hatte, war etwas bestürzt über die schmale, kurvenreiche Straße, die eine ganze Weile am Meer entlang und dann landeinwärts führte, über zwei steile Hügel, jetzt vorbei an einem Maori pa und am Friedhof bis zu einer verstreuten Ansammlung von alten Häusern, neuen Hütten, geschlossenen Motels und schäbigen Läden, die das Dorf bildeten.
    Die ungepflasterte und sandige Straße lief am Wasser entlang, nur auf einer Seite waren Häuser gebaut. Es gab drei Läden, einen Metzger mit dem Schild »Montags und donnerstags geöffnet«, eine Garage mit einer Benzinpumpe, ein kleines Postamt und eine noch kleinere Filiale der Bank von Neuseeland. Dem Postamt gegenüber entdeckte sie Grant Lawton, und auf den Stufen saß anmutig Lawrence Dean, den Kopf in einer charakteristischen Pose leicht geneigt und eifrig bemüht, die Szene auf den Zeichenblock zu bannen. Um ihn hatten sich eine kleine Gruppe Maorikinder und ein paar ältere Personen, Maoris wie Pakehas, geschart.
    Grant begrüßte Lee herzlich, Dean erhob sich lässig und winkte. Sie fuhr mit dem lauten alten Wagen zu ihnen hin und rief erschreckt aus: »Lieber Himmel, Lawrence, was ist denn in dich gefahren? Ein Bart auf deine alten Tage? Bärte sind doch völlig aus der Mode, und deiner ist gräßlich, goldgelb und gelockt. Kein Wunder, daß dich alle Welt anstarrt. Steig schnell ein. Es braucht ja niemand zu wissen, daß ich so sonderbare Freunde habe.«
    Lawrence lächelte und zuckte die Achseln. »Immer noch unser kleiner Spießbürger. Altmodisch? Mein liebes Kind, glaubst du im Ernst, ich hätte mir einen Bart wachsen lassen, als alle damit rumliefen? Auf jeden Fall ist er sehr praktisch, wenn man unzivilisiert leben muß.«
    »Schrecklich. Warte im Auto. Ich muß einen offenen Laden finden.«
    Da war einer, dessen Besitzer offensichtlich vergessen hatte, die Türe zu schließen. Das Schaufenster war voll eigenartiger Gegenstände, die ohne Zweifel schon monatelang dort lagen. An der Decke war ein Draht gespannt, von dem verschiedene Artikel zum Verkauf baumelten. Lee ging ihnen aus dem Weg, bis auf ein Bündel Zwiebeln, das sich in ihrem Haar verfing, dann spazierte sie um einen Sack keimender Kartoffeln, einen verrosteten Rasenmäher und ein Bündel gefährlich scharfer Messer herum. Nach kurzer Suche entdeckte sie den Ladenbesitzer in dem schmutzigen Raum hinter dem Laden und fragte ihn nach Fleisch in Büchsen.
    Es war ein freundlicher Mann, der so fürchterlich schielte, daß man unmöglich sagen konnte, ob er einen selbst oder irgendeine unsichtbare Gestalt in einer Ladenecke ansah. Er grüßte sie zuvorkommend und bat sie »hinter die Theke zu kommen und auszuwählen«. Die Auswahl war beschränkt. Geschlossene Reihen von Rindfleischbüchsen ließ Lee unbeachtet, suchte drei Büchsen Zunge aus und fand zu ihrer großen Überraschung mit schlechtem Gewissen, daß sie teuer waren. Sie gab eine zurück und dachte

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