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Flitterwochen

Flitterwochen

Titel: Flitterwochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Umarmung wurde sie fest bei den Händen gehalten, und eine laute, sehr kultivierte Stimme sagte: »Nun bin ich endlich da. Eine interessante, doch etwas primitive Reise. Es erinnerte mich an einige meiner Reisen mit deinem lieben Großvater in den unzivilisierteren Gegenden dieser Erde. Du siehst deiner Mutter gar nicht ähnlich, Lee, aber ich kann eine gewisse Ähnlichkeit mit deinem lieben Vater feststellen, obwohl du sehr klein geraten bist. Dein Vater war eine stattliche Erscheinung.«
    Tante Hester war angekommen, und sie war alles andere, als eine Amazone.
     

5
     
    Lee war verwirrt und zum ersten Mal sprachlos, aber Miss Connor schien das nicht zu beachten und wandte sich herablassend Donald Harvey zu.
    »Dieser vorbildliche Mensch war so freundlich, mir eine Mitfahrgelegenheit anzubieten. Der Mann in dem äußerst sonderbaren Laden, wo ich euren Wohnsitz erfragte, berichtete ihm von meiner mißlichen Lage, und er erbot sich, mich herzubringen.« Dann, noch immer mit lauter Stimme, aber zu Lee gewandt: »Sag mal, gibt man in Neuseeland Trinkgeld?«
    Lee geriet in äußerste Verlegenheit. Natürlich mußte Donald diese Frage hören. Sie sah zu ihm hinüber und war unendlich erleichtert, daß »dieser vorbildliche Mensch« offensichtlich vergnügt lächelte. Sofort war Lee überzeugt, daß sie diesen Nachbarn gerne mögen würden. Jeder, der mit Tante Hester so spielend fertig wurde, kam ihnen gelegen. Ihr Blick traf den seinen, sie lächelte vielsagend und sagte dann bestimmt: »Natürlich nicht, Tante Hester. Mr. Harvey ist unser Nachbar, und es war sehr freundlich von ihm, dich mitzunehmen.« Mit ausgestreckter Hand ging sie zu ihm hinüber und flüsterte eine Entschuldigung. »Lassen Sie die Koffer bitte stehen. Andrew wird sie hineintragen. Ich weiß gar nicht, wohin er verschwunden ist. Vor einer Minute war er noch hier, der dumme Mensch. Kommen Sie doch zu einer Tasse Kaffee herein.« Dann riß sie sich schnell zusammen, nahm ihre Tante beim Arm und sagte mit einiger Verspätung: »Wie schön, dich kennenzulernen, liebe Tante Hester.«
    Donald Harvey war ein ziemlich junger Mann, dunkel wie seine Mutter, aber sonst ganz anders, hochgewachsen, schlank und gutaussehend. Er lächelte Lee an und sagte: »Nein, vielen Dank. Sie möchten jetzt gewiß mit Miss Connor allein sein. Verzeihen Sie, daß ich Sie so überfallen habe. Ich habe versucht anzurufen, bekam aber keine Antwort. Ich konnte Mrs. Drill nicht mitbringen — einer ihrer schlechten Tage, von denen Mutter Ihnen sicher erzählt hat. Bis heute abend hat sie es überstanden, und morgen kann sie wieder arbeiten.«
    »O du lieber Himmel — und Sie sollten das Haus sehen.«
    »Das tut mir leid. Glücklicherweise muß ich morgen noch einmal nach Ruru fahren, um das Traktorteil, das zusammengeschweißt werden mußte, abzuholen. Ich werde sie dann abholen und bei Ihnen absetzen. Doch, lassen Sie mich die Koffer hineinbringen, bevor ich gehe.«
    Aber in diesem Moment tauchten Andrew und Grant mit schuldbewußter Miene auf, begrüßten Miss Connor mit tausend Entschuldigungen und bedankten sich bei Donald. Er fuhr ab, und Lee führte ihre Tante ins Haus, wobei sie verzweifelt überlegte, welche Erklärung sie für die schmutzigen Böden und Fenster und die allgemeine Atmosphäre eines Durchgangslagers geben sollte. Dann zuckte sie unbekümmert die Achseln, beschloß, daß Vorspiegelung falscher Tatsachen unmöglich und
    Erklärungen sinnlos seien, und sagte: »So ein Durcheinander. Wir haben deinen Heißwasserboiler eben erst anbringen lassen — du weißt ja, wie die Klempner sind —, und in Neuseeland kommt die Farm immer an erster Stelle. Wir erwarteten eine Frau zum Reinemachen, aber anscheinend genehmigt sie sich einen Tag Erholung und kommt erst morgen. Du wirst also vor allem die Augen verschließen, liebe Tante Hester, außer vor der Aussicht und uns.«
    Das war der richtige Start. Sofort legte Miss Connor die Gouverneurstochter ab und wurde zu der Frau, die in all den winzigen Kolonien, in denen sie gelebt hatten, als »guter Kamerad« bezeichnet worden war. Sie sagte fröhlich: »Mein liebes Kind, was machen denn schon die Böden? Ich habe immer eine tiefe Abneigung gegen alle Frauentypen verspürt, die erklären, daß man von ihrem Boden essen kann. Warum sollte das irgend jemand wollen? Ich werde mit meiner Nichte und ihrem Mann — so eine männliche Erscheinung und durch und durch ein Farmer — sehr zufrieden sein.«
    Bei diesen Worten

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